Die Ringe der Macht in der spoilerfreien Serienkritik: Für wen lohnt sich Amazons Mittelerde-Serie?

Die ersten Folgen von Die Ringe der Macht sind verfügbar und wir sind positiv überrascht, auch wenn die Serie nichts für kompromisslose Tolkien-Puristen sein kann.

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Ich hätte gut ohne Die Ringe der Macht leben können. Klar, die Idee einer mit viel Aufwand verwirklichten Verfilmung des Zweiten Zeitalters ist wirklich verlockend. Aber nach der aus meiner Sicht eher unbefriedigenden Hobbit-Trilogie hätte ich einen erneuten Fehlgriff nicht gebraucht. Nun habe ich die ersten beiden Folgen von Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht gesehen und bin trotz aller Skepsis positiv überrascht. So geht es übrigens auch dem Kollegen Sören, der zuvor seine Bedenken äußerte:

Denn Ringe der Macht lässt stellenweise richtig Mittelerde-Feeling aufkommen und lädt zum Erkunden neuer Ecken einer bekannten Welt ein. Und auch Tolkien-Neulinge können die Serie problemlos gucken. Alles richtig macht sie natürlich trotzdem nicht. In unserer Kritik erfahrt ihr, auf was ihr euch freuen könnt und was uns eher weniger gefiel - ganz ohne fiese Spoiler versteht sich.

Um was geht es in Die Ringe der Macht überhaupt?

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht zeigt im Comic-Con-Trailer den Aufstieg Saurons Video starten 3:02 Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht zeigt im Comic-Con-Trailer den Aufstieg Saurons

Die Ringe der Macht erzählt vom Zweiten Zeitalter in Tolkiens Welt, dessen Ende wir im Prolog von Herr der Ringe: Die Gefährten sehen. Die Geschichte spielt also lange vor den Ereignissen der beiden Filmtrilogien, lässt uns aber dank elbischer Unsterblichkeit dennoch auf bekannte Charaktere treffen.

Außerdem erlaubt man sich bei der Erzählung enorme kreative Freiheiten und komprimiert lange Zeitspannen von mehreren Jahrhunderten zu einigen Jahren oder Jahrzehnten. Auch die Geschichte mancher Figuren wird umgeschrieben, wie etwa die des Hauptcharakters, der Elbin Galadriel.

Die ist nach dem Tod ihres Bruders Finrod auf der Suche nach dem Bösen, das scheinbar aus Mittelerde verschwunden ist. Während Freunde und Mitstreiter ihr raten, ihren Kampf aufzugeben, ist sie davon überzeugt, dass Sauron immer noch auf eine günstige Gelegenheit lauert, die Herrschaft über Mittelerde wieder an sich zu reißen.

Wenn ihr euch vor den ersten Folgen über die wichtigsten Charaktere informieren wollt, informiert euch Fabiano spoilerfrei über deren Vorgeschichten:

Für wen ist Die Ringe der Macht interessant?

Um es gleich am Anfang nochmal zu betonen: Wer ein echter Mittelerde-Historiker ist und alle Bücher Tolkiens in- und auswendig kennt, dem werden zahlreiche Veränderungen auffallen. Und wenn ihr schon in Peter Jacksons erster Trilogie die Augenbrauen hochgezogen habt, weil Figuren wie Tom Bombadil oder Glorfindel einfach gestrichen und die Rolle von Faramir umgeschrieben wurde, dann werdet ihr hier noch deutlich mehr und weitreichendere Änderungen vertragen müssen.

Wer allerdings akzeptiert, dass es sich hier um eine eigene Erzählung, eine Variante der Ereignisse des zweiten Zeitalters handelt, und einfach nur bekannte Namen, Elben und Zwerge sehen sowie ein bisschen Mittelerde-Gefühl genießen möchte, kann durchaus seine Freude an der Serie haben.

Wenn ihr bisher mit Tolkiens Universum so gar nicht in Berührung gekommen seid, seid ihr bei Die Ringe der Macht ebenfalls gut aufgehoben. Vorausgesetzt allerdings, ihr könnt euch für Fantasy-Kost begeistern, die nicht ganz so blutig und unheimlich düster ist wie Game of Thrones. Die wichtigsten Fakten werden zu Beginn erklärt und Figuren so eingeführt, dass man nicht vollkommen durcheinander kommt.

Wenn ihr die Worte, Zwerg, Elb und Ork nicht zum allerersten Mal hört, werden euch Wesenszüge, Lebensart und Beziehungen der Völker untereinander auch einleuchten. Schließlich war es Tolkiens Werk, das spätere Fantasy-Erzählungen entscheidend prägte. Klar, nicht jeder beiläufig erwähnte Name wird euch zu Beginn etwas sagen, aber das schmälert bisher nicht das Verständnis für die Geschichte.

Stärken und Schwächen von Die Ringe der Macht

Was uns an Die Ringe der Macht gefallen hat

  • Der Cast: Die Darstellung der Hauptfiguren gelingt der Serie bisher durchweg gut. Die Schauspieler von Galadriel, Elrond, Durin IV. oder Nori bringen ihre Rolle in der Geschichte überzeugend rüber, auch wenn ihnen diese von Tolkien nicht so zugedacht war. Aber ich kann mir tatsächlich vorstellen, hier eine jüngere Version von Galadriel und Elrond vor mir zu haben und einem richtigen Zwergenprinzen gegenüber zu stehen. Auch die neu eingeführten Figuren wirken interessant, wenngleich sie sich wohlbekannte Charakter-Motive leihen.
  • Die Geschichte: Wirklich viel lässt sich zur Geschichte nach zwei Folgen nicht sagen, denn bisher haben wir nicht viel mehr als eine Einführung hinter uns. Doch das Gezeigte macht durchaus neugierig und Tolkiens Vorlage bietet viel Raum für eine spannende Story, die ja immerhin über voraussichtlich 40 Folgen in fünf Staffeln erzählt werden soll. Die Einführung neuer Figuren wirkt ebenfalls gelungen und sorgt für eine breitere Erzählung, die weitere Schauplätze und Blickwinkel beleuchtet. Die einzige Sorge bereitet mir bisher, dass man sich zu sehr am Erfolg eines Game of Thrones orientiert und viel Zeit auf höfische Intrigen und Politik verschwendet. Das wäre ein Schwerpunkt, den diese Serie meiner Meinung nach nicht benötigt.
  • Mittelerde: Auch optisch macht Ringe der Macht viel her. Die gezeigten Landschaftsaufnahmen, Dörfer und Städte wirken überzeugend und sehen in meinen Augen nach Mittelerde aus. Die CGI-Szenen sind bisher auch solide umgesetzt worden. Gerade die Zwergenstadt Moria zu sehen, während sie noch bewohnt ist, war eine echte Freude.
  • Die Musik: Zwar stammt nur das Hauptthema von Ringe der Macht aus der Feder von Howard Shore, aber auch der Komponist Bear McCreary leistet sehr gute Arbeit. Der Soundtrack fügt sich zu jeder Zeit unauffällig und passend in die Geschehnisse ein.

Was uns an Die Ringe der Macht nicht gefallen hat

  • Die Kostüme: Es ist schwer, nicht die Herr-Der-Ringe-Filmtrilogie beim Anschauen der Serie im Hinterkopf zu haben. Und dabei fällt leider immer wieder auf, dass die Serie in Sachen Kostüm-Qualität einfach nicht mithalten kann. Das bisher Gezeigte wirkte stellenweise überzeugend, aber nie herausragend. Besonders bei der Bekleidung der Elben hat man nicht ganz den würdevollen, leicht außerweltlichen Ton getroffen
  • Die Dialoge: An den meisten Unterhaltungen ist bisher nichts auszusetzen. Aber gerade, wenn Elben miteinander sprechen, wirken die Dialoge schnell etwas gekünstelt. Das fällt unglücklicherweise schon in der ersten Szene der Serie auf. Galadriels Sprache wirkt hier sehr unnatürlich und klingt beinahe nach einer misslungenen Übersetzung. Auch sonst bemüht man stellenweise ein wenig zu viel Pathos.
  • Die Action: Der ein oder andere Zuschauer hat sicher schon mit den Augen gerollt, wenn Legolas in Herr der Ringe auf einem Ork-Schild surfte, oder in der Hobbit-Trilogie über ein einstürzendes Bauwerk hüpfte. Die ersten Action-Szenen der Serie bemühen teilweise ähnliche Zirkus-Kunstsstücke, die auf mich überzogen wirken. Sieht man davon ab, sind die Kämpfe aber solide inszeniert.

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