Warum Dungeon Siege 3so heißt, wie es heißt, wird wohl auf ewig das Geheimnis des Publisher-Entwickler-Duos Square Enix und Obsidian bleiben. Mit den Vorgängernhat das Action-Rollenspiel in Sachen Handlung nur minimal zu tun. Und auch die Mechanik ist über weite Strecken eine ganz andere. Dungeon Siege 3 ist eindeutig ein auf Konsolen ausgelegter Titel. Oder weniger harsch plattformbezogen formuliert: Es lässt sich mit Maus und Tastatur nur unzureichend steuern, mit dem Gamepad ist man deutlich besser beraten.
Unter dem Gesichtspunkt, dass Dungeon Siege 3 augenscheinlich primär auf den Konsolenmarkt abzielt, ist die Namensgebung noch unverständlicher, immerhin sind die ersten beiden Teile der Reihe nur für den PC erschienen. Sei’s drum. Trotz allem entpuppt sich das Spiel schnell als unterhaltsames und über weite Strecken spannendes Abenteuer, dem erst am Ende erzählerisch die Puste ausgeht.
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Steam-Pflicht
Dungeon Siege 3 ist an Valves Online-Plattfrom Steam gebunden. Auch im Einzelhandel gekaufte Disk-Versionen müssen online bei Steam aktiviert und an ein Konto geknüpft werden. Ein Weiterverkauf wird damit unmöglich.
Vier gegen Jeyne
Dungeon Siege 3 bietet vier vordefinierte Charaktere, die mit je einer eigenen Geschichte im großen Kontext der Handlung eingebettet sind. Alle vier -- sei es nun der Schwertkämpfer Lucas, das Feuerwesen Anjali, der Magier Reinhart oder die Schützin Katarina -- haben einen undurchsichtigen Ursprung im Dunstkreis der Montbarron-Familie, einer wichtigen Sippe aus der Vergangenheit des kriegsgebeutelten Landes Ehb. Es ist egal, für welchen der Helden wir uns entscheiden, die große übergreifende Handlung bleibt bei allen gleich, nur minimale Eckpunkte werden variiert. Letzteres schlägt sich vor allem in den größtenteils sehr gut vertonten, wenn auch recht statischen Dialogen nieder, denen Obsidian nicht mal Kamerawechsel spendiert. Ansonsten geht’s hauptsächlich um die Jagd auf eine mysteriöse Gestalt namens Jeyne Kassynder. Diese offensichtlich von Hass zerfressene und magisch begabte Dame will Ehb zeigen, wo der Hammer hängt und unter anderem die Königin abmurksen.
Lucas ist geschickt im Umgang mit dem Schwert und hat zwei Kampfhaltungen gemeistert. Er kann mit Schwert und Schild kämpfen, wodurch er schnell angreift, schweren Schaden anrichtet, einzelne Ziele betäubt und ihren Aktionen unterbrechen kann. Wenn er einer Übermacht gegenüber steht, kämpft er mit einem riesigen Zweihandschwert.
Die Gründe dafür offenbart Dungeon Siege 3 natürlich erst gegen Ende, in ziemlich wild zusammengeschustert wirkenden Erklärungsgesprächen. Viele davon hinterlassen den Eindruck, als hätte das Spiel deutlich größer werden sollen, als hätten die Entwickler mehr Inhalte geplant, die aber aus Zeitmangel nicht umgesetzt werden konnten. Da fallen neue Namen, Bezeichnungen, da wird Vergangenes ohne rechten Anker in der vorangegangenen Handlung thematisiert. Das gipfelt in einem pompösen, aber auch nervigen Endkampf. Bei dem geht man, um Frust zu vermeiden, zumindest in der zweiten Phase am besten allen Kloppereien mit dem Fußvolk aus dem Weg und konzentriert sich in den entsprechenden Momenten nur auf den Boss.
Einsperren, töten, laufen lassen?
Zwischen Auftakt und Finale machen wir an vielen interessanten Orten mit ebenso interessanten Figuren Halt. Und an vielen dieser Orte werden wir zu Entscheidungen gezwungen.
Meucheln wir den streitlustigen Oberschamanen der so genannten ersten Menschen, einem mythischen wie archaischen Völkchen, das in den Wäldern haust und ein grundsätzliches Problem mit allen hat, die anders als sie sind? Lassen wir einen missgestalteten Burschen im Kerker sitzen, weil die Bürger der Stadt Stonebridge Angst vor ihm haben und weil er behauptet, er würde sich im Verlies ganz wohl fühlen? Oder finden wir eine schlauere Lösung? Helfen wir den ausgebeuteten Zyklopen in einer Eisengießerei dabei, gescheite Arbeitsverträge auszuhandeln?
Zum einen führen unsere Entscheidungen im Kleinen zu einem guten oder weniger guten Ausgang der entsprechenden Quests. Manchmal wirken sich unsere Handlungen auch auf den großen Verlauf der Geschichte aus. Wenn wir uns in Stonebridge enorm dusselig anstellen, dann wollen uns die Ortsvorsteher keine Unterstützung im Kampf gegen Jeyne Kassynder zukommen lassen. Wie wir Jeynes Verbündete Ranjani nach einem harten Kampf behandeln, hat später Konsequenzen. So dreht Dungeon Siege 3 eine schnelle Bindung zum eigenen Helden hin und bringt einige hübsche Variationen ins Geschehen. Das Ende des Spiels wird davon indes nicht beeinflusst. Den finalen Storykapriolen können wir nicht entkommen.
Wunde Füße
Und auch nicht den elend langen Laufwegen. Wer auch immer bei Obsidian die Levels für Dungeon Siege 3 entworfen hat, muss ein passionierter Marathonläufer sein. Was wir allein im vorletzten großen Abschnitt durch ein nicht enden wollendes Höhlensystem getrabt sind, kommt gefühlsmäßig an Lichtjahre ran.
Das Spiel schämt sich nicht, uns für eine einzige Aufgabe aus der Mitte der Katakomben in die beiden jeweils am weitesten auseinander liegenden Ecken des Abschnitts zu schicken. Hin- und Rückweg nehmen dabei inklusive der andauernden Kämpfe zirka 15 bis 20 Minuten ein. Und wer vergisst, den Wegweiser in Form von gelben Richtungspunkten zu aktivieren, wird noch länger brauchen, weil er sich permanent verläuft. Die Minimap in der oberen rechten Bildschirmecke ist nämlich kaum zu gebrauchen.
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