Seite 2: Dynasty Warriors 9 im Test - Ruckelnd durch das alte China

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Wie der Traum zerfällt

Den eigenen Charakter aufwerten und Schriftrollen für bessere Waffen finden - der unwiderstehliche Drang zur Selbstoptimierung greift auch hier. Das überarbeitete Kampfsystem ist im Vergleich zu den Vorgängern zugänglicher geworden, komplett gelungen ist es aber nicht. Über die rechte Schultertaste rufen wir ein Menü für Sonderfertigkeiten auf. Die sehen wuchtig aus, bewirken aber nicht viel. Ansonsten ist das Musou-typische Wegschnetzeln von Gegnerwellen nach wie vor reizvoll.

Der bekannte Trance-Zustand setzt nach ein paar Sekunden ein. Nur bei stärkeren Gegnern wie den Zwischenbossen fällt das Button-Mashing negativ auf. Weg ist zudem das Stein-Schere-Papier-System aus dem direkten Vorgänger, das den Gefechten einen Hauch Taktik verlieh. Jetzt ist stumpf wieder Trumpf: Effektiv besiegen lassen sich Bosse, wenn man ihnen nahtlos eine Sonderattacke nach der nächsten vor den Latz knallt. Erst ab Level 40 - bis dahin dauert es eine lange Zeit - sind sie etwas gewiefter.

Das ist zu anstrengend? Dann hilft es, einen der zahlreichen Glitches und Lücken im Missionsdesign oder der künstlichen Intelligenz auszunutzen. Gegner kommen mit Höhenunterschieden auf dem Gelände nicht zurecht, also ist es völlig ausreichend von einem Dach aus mit Pfeil und Bogen zu agieren. Groß angelegte Eroberungen von Festungen werden durch den neuen Enterhaken ad absurdum geführt. Wozu mit Rammböcken Holztore aufstoßen, wenn der Weg über die Mauer kürzer ist?

Dynasts Warriors + Co - Video: Sind Musou-Spiele Trash? Video starten 10:31 Dynasts Warriors & Co - Video: Sind Musou-Spiele Trash?

Schnurstracks geht es über unbeaufsichtigte Seitenwege zur Zielperson, vorbei an Hunderten von Soldaten. Die Erfahrungsstufe des Endgegners ist zu hoch? Keine Panik: Sehr wahrscheinlich bleibt er ohnehin unglücklich an einer Dekoration hängen. Oder rutscht gleich vor lauter Aufregung durch die nächste Wand.

Eins der größten Mankos ist jedoch paradoxerweise die taktische Karte. Hier wählen wir die nächsten Ziele aus und planen unseren Eroberungsfeldzug. Blöd nur, dass Wendungen in der Story unsere Pläne immer wieder durchkreuzen und Fortschritte zunichte machen. Das ruiniert die Motivation.

Ein unfertiges Spiel

Dynasty Warriors 9 ist voll von solchen Fehlern und macht den Eindruck, als hätte den ansonten recht fähigen Entwicklern von Omega Force eine ganze Menge Zeit gefehlt. Die Liste ist schier endlos: Gegnerscharen verschwinden oder erscheinen von einer Sekunde auf die andere vor euren Augen, wenn sie nicht sowieso untätig herumstehen. Tiere, Menschen, Kriegsgefährt - allesamt zuckeln sie unbeholfen über die tristen Landschaften.

Die Grafik ist trist, matschig, tiefenlos und detailarm. Trotzdem ist die Framerate katastrophal und noch nicht einmal auf der PS4 Pro oder auf der Xbox One X stabil. Die Grafik ist trist, matschig, tiefenlos und detailarm. Trotzdem ist die Framerate katastrophal und noch nicht einmal auf der PS4 Pro oder auf der Xbox One X stabil.

Die Kollisionsabfrage ist so ungenau, dass sie bloß für die grobschlächtigen Schwerthiebe taugt. Filigrane Pfeile verfehlen gerne mal ihr Ziel, obwohl sie mit Sicherheit hätten treffen müssen. Ihr wollt mit einem Enterhaken einen mobilen Belagerungsturm erklimmen? Oben angekommen, glitcht ihr gleich wieder zum Boden durch. Im Galopp mit dem Pferd wollt ihr automatisches Reiten aktivieren, um mal schnell etwas zu trinken? Bis der Gaul durch die konfuse Wegfindung an einem Fels hängen bleibt, schafft ihr nicht einmal einen Schluck.

Zum Steuern der Krieger eignet sich eindeutig eher ein Controller als Maus und Tastatur. Die schnellen und langen Angriffs-Kombis lassen sich mit vier Buttons und Schultertasten einfach und komfortabel ausführen. Auf der Tastatur dagegen muss man erst umständlich umgreifen, wenn man zum Beispiel einen Musou-Spezial-Angriff durchführen möchte. Der lässt sich nämlich standardmäßig mit der L-Taste aktivieren und die ist im Eifer des Gefechts nicht so schnell erreicht.

Schwächelnde Grafik Egal welche Grafikdetailstufe wir in Dynasty Warriors 9 wählen, das Spiel kommt so gut wie nie auf stabile 60 FPS.

Grafikdetails Auch mit aktivierten Grafikdetails sieht Dynasty Warriors 9 alles andere als hübsch aus.

Auch in Sachen Bildrate gewinnt Dynasty Warriors 9 keinen Blumentopf. Schon bei mittleren Grafikeinstellungen kommen so gut wie nie stabile 60 FPS zustande. Aktivieren wir alle grafischen Extras und stellen die Grafikdetails auf Maximum, läuft das Spiel durchschnittlich auf 45 FPS. In den großen Massenschlachten dagegen fällt die Bildrate sowohl bei hohen als auch mittleren Grafikeinstellungen regelmäßig auf 30 Frames ab.

Die Texturen im Spiel brauchen außerdem teilweise mehrere Sekunden zum Nachladen, was der Tristesse noch eine Extraportion Matsch hinzufügt. Hinzu kommen zudem dauerhaft flimmernde Baumkronen und beinahe grundsätzlich fehlender Schatten. Dynamischen Tageszeiten und Wetter zum Trotz fehlt es der Welt an visueller Tiefe. Alles wirkt flach und schwammig.

Wenigstens ist die Musik über jeden Zweifel erhaben. In Kämpfen schrammelt der Rock fett aus den Boxen, während beim Ritt durch die Lande immerhin auf ein gewisses Reisegefühl eingestimmt wird. Plopp! Oh, das kann selbst der Soundtrack nicht übertönen: Das Geräusch des zerplatzenden Traums einer epischen Interpretation der Geschichte der drei chinesischen Reiche.

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