Rallyespiele ließen mich bisher völlig kalt, aber EA WRC ist drauf und dran, das zu ändern

Ihr habt überhaupt kein Interesse an Rallyespielen? Ich auch nicht - aber EA WRC hat einen spannenden Plan, der das ändern könnte.

Dass dieser Artikel noch einmal erscheint, grenzt an ein kleines Wunder. Denn bereits im Februar lud mich EA Sports nach Schweden ein, um das neue Rallye-Spiel von Codemasters, EA Sports WRC, ausgiebig zu testen.

Allerdings durfte ich zunächst nicht über das Spiel schreiben. Alles noch streng geheim bis April, hieß es zunächst. Dass dieser Plan seitens EA nicht aufgegangen ist, könnt ihr euch natürlich selbst denken, wenn ihr auf das Datum schaut.

Stattdessen herrschte monatelang Funkstille seitens der Entwickler - und dieser Artikel wurde zum Running Gag in der Redaktion. Ein achtmonatiges Embargo hat bei uns noch niemand erlebt. Aber jetzt darf ich euch endlich berichten, ob sich das Warten gelohnt hat.

Full Disclosure: EA hat die Kosten für die Reise nach Schweden sowie die Unterkunft übernommen, hatte aber keinen Einfluss auf die anschließende Berichterstattung.

Der Trip in die Schneehölle

Zunächst muss ich euch aber von meiner Reise nach Schweden erzählen. Als waschechter Rallye-Noob - ich habe vor 25 Jahren nur mal Colin McRae Rally gespielt - war ich dafür nämlich die beste Wahl. Erst durften wir in Stockholm im Hauptquartier von Battlefield-Entwickler DICE das neue WRC-Spiel antesten, danach ging es in die Kleinstadt Umeå in den malerischen Norden, zur echten Rallye Schweden.

Erster Punkt auf der Tagesordnung: Ein rund zwanzigminütiger Marsch durch Eis und Schnee zur Trainingsstrecke. Uns wurde zwar gesagt, dass wir warme Kleidung einpacken sollen, aber dass ich bis zur Hüfte im Tiefschnee stecken und mich bestimmt 15 Mal aufs Maul legen würde, habe ich nicht erwartet. Und das auch noch in Jeans und Vans. Nun.

Der schwedische Norden war sehr idyllisch. Bis man die Straße verlässt und in den tiefen Wald wandern muss. Der schwedische Norden war sehr idyllisch. Bis man die Straße verlässt und in den tiefen Wald wandern muss.

Zum Glück bin ich vergleichsweise groß. Einen spanischen Kollegen, der offenbar andere Temperaturen gewohnt ist, musste ich bestimmt ein Dutzend Mal befreien, weil er immer wieder bis zur Brust versank. Da wurde dann jeder Schritt zum Kampf mit der Natur - und dass man bei minus 15 Grad so schwitzen kann, hätte ich nicht gedacht. Hach ja, die Magie des Nordens.

Nachdem wir erfolgreich den Elementen getrotzt haben, ging es in die sogenannte Service Area. Hier haben die Teams ihre Lager, in denen die Autos fürs Rennen präpariert werden. Als Highlight dürfen wir bei Hyundai hinter die Kulissen schauen und mit dem irischen Fahrer Craig Breen und Teamchef Cyril Abiteboul sprechen.

Aus nächster Nähe konnten wir den Mechanikern über die Schulter blicken. Aus nächster Nähe konnten wir den Mechanikern über die Schulter blicken.

Die anderen Mitglieder unserer Reisegruppe sind hellauf begeistert, schließlich sind nicht nur Journalisten eingeladen, sondern auch eSportler, Racing-YouTuber und Rallye-Fahrer, die die Profis mit Detailfragen bombardieren. Damit ich nicht komplett nutzlos herumsitze, sage ich Craig Breen, dass er ... wunderschöne Augen hat und kann immerhin für ein paar Lacher sorgen.

Am Abend wartet das Rennen: Es ist immer noch unheimlich kalt und unheimlich dunkel. Der schwedische Prinz Carl Philipp eröffnet das Event mit einer Begrüßungsrede und Klara Hammarström, quasi die schwedische Helene Fischer, haut ein paar ihrer Hits raus. Wir stehen direkt an der Strecke neben einem kleinen Hügel. Die Autos schießen alle fünf Minuten an uns vorbei, ihre Motoren dröhnen, ihre Lichter zerschneiden die Dunkelheit, die Menge jubelt. Schon sehr cool, das alles.

Sieht man hier nicht, aber die Autos waren sehr schnell. Sieht man hier nicht, aber die Autos waren sehr schnell.

Ein Rennspiel für Profis

Was ich jetzt weiß: Ja, Rallyes sind echt aufregend und ein ziemliches Spektakel. Aber ich weiß auch, dass Rennspiel-Fans höchstens einen kleinen Bruchteil unserer Leserschaft ausmachen. Nach Rallye-Anhängern müssen wir sogar mit der Lupe suchen.

Beim Spielen in Stockholm habe ich gemerkt, dass EA WRC ein unheimlich schwieriges Rennspiel ist. Trotz dutzender Stunden in Forza Horizon, The Crew und Need for Speed kann ich den Wagen kaum auf der Strecke halten. Aber wie zuvor erwähnt, ich bin Rallye-Noob.

Guillem Serna, ein spanischer Rallye-Fahrer und Simracing-Experte, wurde ebenfalls von EA eingeladen. Und er konnte mir zumindest bestätigen, dass Codemasters mit ihrem neuesten Werk auf einem hervorragenden Weg ist.

Für Serna, der tausende Stunden in Dirt Rallye 2 versenkt hat, fühlt sich EA WRC sofort noch realistischer an. Codemasters sei es gelungen, die Grenze zwischen der virtuellen und der echten Welt des Rallye-Sports erneut zu verwischen. Seine Begeisterung wirkte auf mich sehr authentisch, Rallye-Fans können mit EA WRC also vermutlich nichts falsch machen.

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So will EA WRC auch Rallye-Noobs überzeugen

Die meisten von euch mögen Rollenspiele und Strategiespiele - und mir geht es da nicht anders. Zum Glück hat einen Codemasters einen Plan, um auch uns zu überzeugen, wie mir Senior Creative Director Ross Gowing verraten hat.

Die steile Lernkurve: Bei meinen katastrophalen Rennversuchen in Schweden haben wir im Simracing-Modus ohne jegliche Fahrhilfen gespielt. Die Profis hat's gefreut, ich bin verzweifelt. Zwar richtet sich EA WRC immer noch maßgeblich an Profis und erfahrene Spieler, das erklärte Ziel der Entwickler sei es aber, auch interessierte Anfänger so weit zu bekommen, dass sie irgendwann diesen hoch realistischen Modus genießen können.

Diverse Fahrhilfen wie Stabilitäts- und Traktionskontrolle gehören zum Standardrepertoire jedes anspruchsvolleren Rennspiels, vom hohen Realitätsgrad bleibt da aber nicht viel übrig. Wenn ihr auf diese Helferlein verzichten wollt, könnt ihr stattdessen die neue Rallye-Schule absolvieren. Hier lernt ihr mit einem weniger leistungsstarken Auto die Grundlagen der Fahrzeugbeherrschung.

Mini Mit einem Mini durch den Schnee zu düsen sieht schon etwas ulkig aus, ist aber deutlich anfängerfreundlicher.

Cockpit Rallye-Feeling kommt dennoch auf.

Auch den Karrieremodus beginnt ihr mit schwachbrüstigen Gefährten, wie etwa einem Mini Cooper. Gowing sagt:

Es geht darum, den Leuten beizubringen, was sie wissen müssen, um in der Welt des Rallyesports erfolgreich zu sein, ihnen am Anfang ein wenig die Hand zu halten und sie dann wachsen zu lassen, damit ihre Fähigkeiten wachsen.

Diesen Modus solltet ihr im Auge behalten: Alles klar - um die steile Lernkurve müssen wir uns offenbar also keine Sorgen mehr machen. Trotzdem dürfte es schwer für EA werden, den typischen GameStar-Leser mit diesem Rennspiel zu überzeugen. Aber auch dafür hat Codemasters einen Plan.

Der neue Builder-Modus soll nämlich genau Menschen wie euch, Rollenspiel- und Strategiefans, ansprechen. Hier könnt ihr nämlich von Grund auf euer eigenes Rallyeauto bauen, bis ins kleinste Detail anpassen und mit euren verdienten Preisgeldern aufwerten.

Euer eigenes Auto lässt sich innen und außen nach euren Wünschen anpassen. Euer eigenes Auto lässt sich innen und außen nach euren Wünschen anpassen.

Ross Gowing will damit Rollenspiel-Fans, also euch, überzeugen:

So wie du in diesen Spielen einen Charakter erstellen kannst, in den du während der gesamten Spielzeit investierst, kannst du in unserem Spiel ein Auto erstellen, das in unserem Baumodus zu deinem Charakter wird. Und dann kannst du es in unserem Lack-Editor nach Belieben dekorieren, ihm deine Identität aufdrücken.

Die Entwickler bei Codemasters sind sich der Herausforderung bewusst, ein Spiel zu erschaffen, das sowohl die Hardcore-Rennfans als auch die Rallye-Anfänger begeistert. Doch mit der Kombination aus realistischer Rennsimulation und kreativen Elementen wie dem Builder-Modus könnten sie genau das erreicht haben.

Zumindest mich haben sie jetzt in der Tasche - denn in Forza Horizon 5 habe ich schließlich auch nur Dutzende Stunden verbracht, um mit meinem hässlichen Opel Manta in Manta-Manta-Lackierung durch die Landschaft zu brettern. Und ja, dieser Manta ist zum Ausdruck meiner Identität als Ruhrpottler geworden.

In den Wäldern von Schweden werde ich vielleicht keinen Manta fahren können, dieselbe Faszination spüre ich aber trotzdem wieder aufflammen. Mit einem Rallyeauto, das ich von Grund auf selbst entwickelt und modifiziert habe, ist die persönliche Bindung und das Gefühl, dass jedes Rennen, jeder Sieg und jede Niederlage ein Teil meiner eigenen, einzigartigen Geschichte wird, wahrscheinlich noch stärker.

Ob's wirklich so gut klappt, wie ich mir erhoffe, weiß ich allerdings erst am 3. November 2023. Denn dann erscheint EA Sports WRC zum Preis von 50 Euro für PC (via EA App, Steam und Epic) sowie Xbox Series X/S und PlayStaton 5.

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