Der Ertrag
An dieser Stelle interessieren uns in erster Linie jene »Serious Games«, die sich an Spieler wenden. Dazu gehören nach allgemeiner Auffassung auch Werbespiele, die »Advergames «. Derzeit aktuell ist etwa die Rennsimulation BMW M3 Challenge (Download), in der Sie mit dem BMW M3 Coupé über den originalgetreuen Nürburgring rasen. Entwickelt wurde der Marketing-Titel von Blimey Games. Dort arbeiten viele Ex-Designer von Simbin, den Machern der GTR-Serie. Der Grund für deren Engagement liegt auf der Hand: Mit Werbespielen verdienen die Designer gutes Geld.
Auch andere »Serious Games« können ertragreich sein. Das kalifornische Studio Realtime Associates etwa hat im Auftrag der Krebshilfe- Stiftung HopeLab das kostenlose Lernspiel Re-Mission entwickelt, in dem Sie mit einer hübschen Heldin Tumorzellen zerschießen. Außerdem arbeiten die Entwickler an weiteren Projekten, darunter auch militärische. David Warhol, der Geschäftsführer von Realtime Associates, umreißt die Vorteile des Geschäftsfeldes: »Als unabhängiger Entwickler arbeiten wir Einzelaufträge ab und sind keinen Investoren verpflichtet. Deshalb bleiben alle Gewinne innerhalb unserer Firma«. Die »Serious Games«-Sparte ähnelt folglich dem Markt für Gelegenheitsspiele: Viele kleine Studios arbeiten an vielen kleinen Projekten.
Die Herausforderung
Zwischen Gelegenheitsspielen und »Serious Games« gibt es jedoch auch einen großen Unterschied: Die ernsthaften Spiele sollten nicht nur Spaß machen, sondern auch sauber recherchiert sein. Dr. Egenfeldt-Nielsen erzählt: »Für Global Conflicts: Palestine haben wir Organisationen und Experten befragt, die sich mit dem Nahost-Konflikt auskennen. Schließlich wollten wir alle Aspekte der Krise abbilden, um nicht voreingenommen zu wirken. Das war eine äußerst aufwändige Arbeit.« Als größte Herausforderung für die Entwickler von »Serious Games« sieht Egenfeldt-Nielsen jedoch die Balance zwischen Spielspaß, Lerninhalten und Technik: »Das Programm darf weder übertrieben erzieherisch noch langweilig noch hässlich sein.
Ansprechende Grafik ist wichtig, um Spieler anzulocken.« Sonderlich schön sieht das detailarme Global Conflicts: Palestine freilich nicht aus; selbst im Vergleich mit dem zwei Jahre alten Fahrenheit wirkt es reichlich angestaubt. Doch für aktuelle Top-Technologie auf Crysis-Niveau fehlt den kleinen Entwicklerstudios meist das Kapital. Zudem wollen sie, dass ihre Programme möglichst auch auf älteren Rechnern laufen, um potenzielle Käufer nicht durch überhöhte Hardware-Anforderungen abzuschrecken. Vicente Arioli pflichtet bei: »Genius: Im Zentrum der Macht soll die Spieler auch unterhalten. Und ein wichtiger Spaßfaktor ist nun mal die Grafik, die wir – im Rahmen unseres Budgets – möglichst detailliert gestaltet haben. Zugleich durften sich natürlich keine inhaltlichen Fehler einschleichen. Daher haben wir mit der Bundeszentrale für Politische Bildung zusammengearbeitet, die uns Fachberater zur Seite gestellt und das Projekt mitfinanziert hat.«
Hier zeigt sich, dass auch die Politik die »Serious Games« ernst nimmt. Arioli führt aus: »Projekte wie unseres bilden ein Gegengewicht zu den sogenannten ›Killerspielen‹ – und werden deshalb gefördert.« Manche Behörden lassen sogar eigene Programme entwickeln. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg etwa bestellte beim Ankh-Macher Deck 13 das Adventure Luka und das geheimnisvolle Silberpferd. Darin lernen Kinder, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Prompt belegten sowohl Genius als auch Luka erste Plätze beim hessischen Serious Games Award.
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