Fallout 4: Nuka-World im Test - Laufbursche des Bösen

Im letzten großen DLC für Fallout 4 werden wir zum Raider und bekommen unseren eigenen Freizeitpark. Klingt in der Theorie großartig, aber wie schaut es mit der Praxis aus?

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Fallout 4: Nuka-World - Bethesdas DLC kann nicht wirklich überzeugen. Fallout 4: Nuka-World - Bethesdas DLC kann nicht wirklich überzeugen.

Einmal Raider sein! Und nicht einfach irgendein dahergelaufener Ödland-Plünderer, sondern der oberste Boss höchstselbst! Klingt doch super, oder? Aber wer davon träumt, mordend und plündernd über das gesamte Commonwealth herzufallen und mit eiserner Faust zu herrschen, der schläft jetzt lieber weiter.

Zwar bietet Fallout 4: Nuka-World für 20 Euro tatsächlich die ultimative Führungsposition über die gesetzlosen Psychopathen an. Nur fühlen wir uns zu keinem Zeitpunkt wirklich als Chef. Oder wenigstens so richtig böse. Stattdessen gibt es viel öde Ballerei, eine flache Story und leicht abgewandelte Minutemen-Missionen. Immerhin bekommen wir einige tolle Sehenswürdigkeiten und echt abgefahrene Klamotten.

Hier geht's zum großen Test von Fallout 4

Reine Chefsache

Nuka-World war einst Nuka-Colas großer Vergnügungspark für die ganze Familie. In den Ruinen des Parks haben sich inzwischen die Raider breitgemacht. Als Spieler spaziert man darum auch nicht einfach dort rein, sondern muss erst mal eine Art Hindernislauf überstehen. Die Fallen sind nicht besonders trickreich oder clever und verlaufen oft eher nach dem Schema »Wie viele Granaten/Minen/Geschütze passen eigentlich in einen Raum?«.

Fallout 4 - Screenshots aus dem DLC »Nuka-World« ansehen

An anderer Stelle suchen wir nach dem richtigen Hebel, Schalter oder Terminal, bevor uns Giftgas erledigt. Am Schluss wartet der »Overboss« der Raider in seiner Powerrüstung auf uns. Der ist recht fix erledigt, zumal uns das Spiel genau erklärt, wie wir ihn besiegen müssen. Ist der Anführer erst mal tot, werden wir fix zum neuen Boss erklärt. Das war ja einfach!

Einmal in Nuka-World angekommen wird uns dann auch ganz schnell klar, weshalb uns der Job des Chefs mal eben so aufs Auge gedrückt wurde: Die Raider haben gerade mal einen Bruchteil des Vergnügungsparks erobert. Den Rest des Parks soll doch bitte der Boss persönlich absichern. Es rennen nämlich überall Ghule, Mirelurks und andere fiese Gestalten herum und die Untertanen machen absolut keinen Finger krumm, bis man wirklich überall komplett aufgeräumt hat. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt!

Dröge Ballerei

Unser Job als Raider-Boss ist es nun, die fünf Gebiete des Parks abzusichern: Im Raumfahrt-Areal treiben durchgedrehte Roboter ihr Unwesen! In der Abfüllstation treiben durchgedrehte Mirelurks ihr Unwesen! Im Kinderparadies treiben durchgedrehte Ghule… na, auch schon ein Schema entdeckt? Bevor wir irgendwas tun dürfen, was auch nur ansatzweise mit dem Dasein als Raider zu tun hat, rotzen wir abartig riesige Mengen von Viechern weg.

Und dabei handelt es sich größtenteils um leicht abgewandelte Versionen von Gegnern, mit denen wir es sowieso schon an jeder Ecke im Ödland zu tun haben. Manche Roboter kommen mit Nuka-Cola-Schriftzug, die Mirelurks sind jetzt leuchtend blau und heißen Nukalurks, die Brahmin-Kühe sind aggressiv und haben größere Hörner und irgendwer hat die Ghule leuchtgrün und -rosa angepinselt. Mutierte Krokodile und Ameisen greifen auch noch an. Wir stehen mittendrin und schießen alles über den Haufen. Das gibt reichlich Erfahrungspunkte, dauert pro Gebiet aber auch rund eine Stunde und zieht sich deshalb wie Gummi, zumal es außer Kämpfen so gut wie nichts zu tun gibt.

Fallout 4 - Animierter Trailer zu den »Nuka-World«-Maskottchen Bottle und Cappy Video starten 1:45 Fallout 4 - Animierter Trailer zu den »Nuka-World«-Maskottchen Bottle und Cappy

Die Raider, die wir angeblich anführen und für die wir stundenlang durch den Park eiern, helfen bei der Säuberungsaktion übrigens nicht mit. Im Gegenteil: Erst, wenn wir ein Gebiet (solo) bereinigt haben, dürfen wir es einer Raider-Gang zuteilen. Dann laufen dort sinnlos, aber dekorativ einige NPCs herum. Zudem erscheint eine Kiste mit Kronkorken, Munition und Goodies als Lohn dafür, dass wir die entsprechende Zone kontrollieren. Hurra. Wirklich interessante Belohnungen wie eine mit Säure geladene Wasserpistole oder die coole Powerrüstung im Nuka-Cola-Quantum-Look stauben wir über Sammelaufgaben und Nebenmissionen ab.

Die Siedler

Haben wir ganz Nuka-World gesäubert, dürfen wir endlich mit den Raidern das Commonwealth angreifen. Wobei »das Commonwealth« so nicht ganz richtig ist, denn in Wirklichkeit können wir nur Siedlungen überfallen. Das ist gleich doppelt blöd, weil einerseits nicht wirklich neu. Andererseits haben wir ebendiese Siedlungen längst für Preston und die Minutemen erobert. Jetzt erobern wir sie für die Raider erneut und kämpfen dabei gegen die Geschütze und Befestigungen, die wir zuvor selbst dort aufgestellt haben!

Immerhin: Erstmals ziehen die Raider mit uns in die Schlacht und uns wird eine »Gang« zur Seite gestellt. Klingt spannend. In einer Mission besteht die Gang dann lediglich aus kümmerlichen drei Gestalten, die beim ersten Geschütz das Zeitliche segnen, während wir Minutemen und hilflose Siedler über den Haufen schießen. Weniger blutrünstige Zeitgenossen können wahlweise auch einfach nur drohen, statt aus allen Rohren zu feuern.

Gehört die Siedlung erst mal (wieder) uns, können wir dort das Baumenü nutzen und weitere NPCs anlocken. Wie gehabt, also, nur dass die Bewohner jetzt Raider-Kostüme tragen und nicht wie Siedler aussehen. Zudem dürfen wir ein paar neue Banner und Dekogegenstände aufstellen, sonst ändert sich wenig. Okay, unsere Raider haben keinen Bock, selbst Lebensmittel anzubauen, weshalb wir umliegende Siedlungen bedrohen und Nahrungslieferungen fordern. Viel spannender wird's aber nicht.

Fallout 4 - Gameplay-Trailer zum finalen DLC »Nuka-World« Video starten 1:40 Fallout 4 - Gameplay-Trailer zum finalen DLC »Nuka-World«

Richtig bekloppt wird es, als wir unsere erste Raider-Niederlassung verteidigen müssen Und zwar gegen - jetzt kommt's - Raider! Die Plünderer des Commonwealth erkennen unsere Autorität als Overboss nämlich nicht an und machen Stress. Na toll, da hätten wir auch gleich bei den Minutemen bleiben können! Kleines Trostpflaster: Unsere Raider-Siedlungen bringen uns regelmäßig Kronkorken ein.

Tolles Artwork

So wenig das Spielerische überzeugt, so sehr begeistert die Optik: Beim Look von Nuka-World hat sich Bethesda selbst übertroffen. Der verfallene Vergnügungspark sieht großartig aus und hat ein gruseliges, im Spiel einzigartiges Flair. Die Raider-Gangs tragen herrlich abgedrehte, wirklich grandiose neue Outfits und Kostüme und sorgen für Mad-Max-Feeling. Es gibt sogar einen neuen Radiosender, der sich zwar viel zu schnell wiederholt, uns die erste Spielstunde über aber gut unterhalten hat. In unserer Testversion stand nur die englische Sprachausgabe zur Verfügung, die war aber gewohnt hervorragend.

Nur hilft das alles nichts, wenn das Gameplay zu Tode langweilt. Stundenlang metzeln wir Horden von Mirelurks, Blutwürmern und Ghulen nieder, nur damit wir irgendwann mit Raidern irgendwelche Siedlungen überfallen dürfen. Hilfe bei der Parksäuberung erhalten wir nur durch den optionalen neuen Begleiter, der die Intelligenz und Persönlichkeit einer schimmeligen Fleischwurst hat.

Immerhin ist Bethesda hier konsistent. Das trifft übrigens auch auf die üblichen Bugs zu - mal setzt ein Script aus und ein NPC starrt die Wand an, statt uns eine Tür zu öffnen, mal spawnt ein Quest-Gegner unter der Erdoberfläche. Da hilft dann nur Spielstand laden und Daumen drücken.

Fallout 4 - Streitgespräch zum Season Pass Video starten 8:15 Fallout 4 - Streitgespräch zum Season Pass

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