Mehr Power!
Ein weiteres Feature aus Fallout 76, das es in den Battle-Royale-Modus geschafft hat, sind die Power-Rüstungen. Diese schweren Kampfpanzerungen sind allerdings nicht übermächtig. Zwar schlucken sie einige zusätzliche Treffer, machen ihren Träger jedoch beileibe zu keinem unverwundbaren Panzer.
Man kann sie am ehesten als starke Schutzitems verstehen, ähnlich etwa einer Level-3-Weste in PUBG. Störend ist hier allerdings die hoffnungslos überladene Benutzeroberfläche, die große Teile des Bildes verdeckt. Zumindest kann man die Transparenz des UI per Optionen selbst festlegen.
Battle Royale in Fallout 76 wird dauerhafter Modus: Erst abgelehnt, dann beliebt?
Weitere Elemente aus dem Hauptspiel sind:
- mutierte Ödland-Kreaturen als PvE-Bedrohung,
- Mutationen, die ihr euch im Ödland einfangen könnt sowie
- sammelbare Skill-Karten, die besondere Boni für den Verlauf der Runde bescheren.
Die meisten Skillkarten stammen aus dem Hauptspiel, andere wurden extra neu hinzugefügt. So verbessert zum Beispiel "Froschschenkel" eure Sprunghöhe und "Koffer-Bluthund" hilft, einen der begehrten Atombombenkoffer zu finden.
Insgesamt fühlen sich die - für ein Battle Royale - neuen Elemente tatsächlich wie ein frischer Wind im Genre an, zumal Bethesda auch beim Balancing ein gutes Händchen beweist. Nach etlichen Runden im Fallout-Royale halten wir fest: Nuclear Winter macht meistens Spaß!
Aber es gibt Probleme
Fallout 76: Nuclear Winter bedient sich den Stärken des Hauptspiels, ohne dabei die Balance aus dem Blick zu lassen. Allerdings werden auch einige unerfreuliche Altlasten übernommen.
Die Performance ist noch immer stark ausbaufähig. Obwohl die meisten Mittelklasse- und High-End-Systeme mit etwas Feinjustierung in den Einstellungen auf Bildraten von 60 FPS kommen dürften, gibt es immer noch regelmäßig Framedrops. Das kann besonders im PvP spielentscheidend sein, alles abseits von konstanten 60 fps ist für Multiplayer-Shooter alles andere als ideal.
Das bringt uns zum zweiten großen Kritikpunkt an Fallout 76: Nuclear Winter: dem Shooter-Gameplay. Was für Rollenspieler im Abenteuermodus noch nicht so schwer ins Gewicht fällt, kann spätestens beim PvP für richtig viel Frust sorgen. Die Shooter-Mechaniken von Fallout 76 bleiben wenig überzeugend.
Die Schießereien in Nuclear Winter leiden unter diversen großen und kleinen Problemen:
- Kleinigkeiten, wie die fehlende Kimme beim Zielen über das Visier einiger Waffen.
- Gerade noch Verschmerzbares, wie die Tatsache, dass die HUD-Elemente bei angelegter Powerrüstung und großem Maschinengewehr gut ein Drittel des sichtbaren Bildes verdecken.
- Und das große Problem, dass sich die Steuerung für einen Shooter einfach zu schwerfällig anfühlt. Rennen ist an die Ausdauer-Leiste gekoppelt, die sich ohne Perk-Karten gefühlt viel zu schnell leert. Dann gehen wir nur noch gemächlich, was in Kampfsituationen das sichere Ende bedeuten kann. Zudem kann man nur geradeaus rennen, Seitenschritte lassen sich nur langsam ausführen. Bleibt man dann noch alle paar Meter an einer Kante oder einem Objekt hängen, kommt schnell Frust auf. Das müsste man für einen Modus mit PvP-Fokus besser lösen. Wir finden, man könnte den Ausdauer-Aspekt komplett entfernen und stattdessen konstantes Rennen erlauben.
Allerdings dürfte der letzte Punkt für einige Spieler von Fallout 76 kein allzu großes Problem darstellen, da sie die Steuerung bereits aus dem Abenteuer- und Survival-Modus kennen.
Neue Spieler, die extra wegen Battle Royale zu Fallout hinzustoßen, sollten diesen Umstand aber mit einbeziehen: Fallout 76 Nuclear Winter ist ein Battle Royale, bei dem das Bewegungs- und Waffen-Gameplay vollständig aus einem Spiel übernommen wurde, das sich in erster Linie als Survival-Rollenspiel und weniger als Shooter versteht.
Somit sollte man derzeit auch keinen reinrassigen Hardcore-Shooter erwarten, sondern eher ein meistens spaßiges Battle-Royale-Chaos mit einigen Unzulänglichkeiten im Gunplay-Design und nach wie vor schwächelnder Performance. Zunächst bleibt der Eindruck von einem Battle-Royale-Modus, der wie der Rest von Fallout 76 wohl noch eine Weile Baustelle bleiben wird.
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