Forza Motorsport gespielt: Bewährte Qualitäten, neue Stärken, große Risiken

Forza Motorsport will im Duell mit Gran Turismo 7 vieles neu denken. Das Ergebnis sieht schon jetzt großartig aus, hinterlässt aber auch Zweifel.

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Seit Turn 10 im Jahr 2005 das erste Forza Motorsport für die Xbox veröffentlichte, versucht sich das amerikanische Entwicklerstudio an einem Kunststück, das etwa so leicht ist, wie die Nordschleife mit verbundenen Augen zu absolvieren: Forza soll Motorsport-Enthusiasten begeistern und gleichzeitig jedem die Hand reichen, der einfach nach Feierabend ein paar schnelle Runden in seinem Traumauto drehen und dabei Spaß haben möchte.

Letzteres gelingt fraglos hervorragend. Davon zeugen reihenweise Traumwertungen für die bislang sieben Serienteile und Millionen verkaufte Spiele. Anspruchsvolle Racing-Fans bemängeln jedoch seit Jahren das schwache Force-Feedback, chaotische Multiplayer-Rennen und Details wie das komplette Fehlen eines Qualifyings.

Alles Nachlässigkeiten, die Spielspaß und Realismus-Punkte kosten und die der direkte Konkurrent (und das ewige Vorbild) Gran Turismo auf der PlayStation deutlich besser macht. Turn 10 muss also ordentlich abliefern, wenn man Gran Turismo 7 vom Podium stoßen, das derzeit im Sub-Genre der Arcade-Racer mit Simulationsanspruch ähnlich unbedrängt ist wie Max Verstappens dritter WM-Titel.

Wir haben uns ans Steuer einer fast fertigen, aber inhaltlich noch recht beschränkten Preview-Version von Forza Motorsport (auf die 8 im Titel verzichtet man, vermutlich um Gewicht zu sparen) gesetzt, um anhand von fünf Kategorien zu überprüfen, ob sich ein Führungswechsel abzeichnet.

Der Autor: Die Nase kenn ich doch? Richtig, Johannes »Friedbert« Rohe war von 2013 bis 2018 fester Teil der GameStar-Redaktion, bevor ihn die Dunkle Seite verführte. Als PR-Manager half er unter anderem Nintendo, Super Mario noch bekannter zu machen. Beruflich hat er der Gaming-Branche mittlerweile den Rücken gekehrt, privat ist er jedoch immer noch begeisterter Zocker. Wenn er abends nicht gerade gemeinsam mit Dimi und Natalie in Hunt, Battlefield oder Call of Duty herumballert, trainiert er im selbstgebauten Sim-Rig für seine virtuelle Racing-Karriere.

Fahrgefühl: glaubwürdig, aber nicht realistisch

Starten wir mit der wichtigsten und zugleich kompliziertesten Kategorie. Beim Fahrgefühl handelt es sich eben um genau das, ein Gefühl. Und Gefühle sind berüchtigt dafür, erstens sehr subjektiv zu sein und sich zweitens mehr schlecht als recht in Worte pressen zu lassen. Aber hey, niemand sagte, dass dieser Job leicht werden würde …

Forza Motorsport ist keine Simulation. Wer knallharten Realismus sucht, sollte sich bei iRacing oder Assetto Corsa Competizione umschauen – die entsprechende Zielgruppe weiß das aber selbst. Was Forza bietet, ist ein schnell zu begreifendes und durchaus glaubwürdiges Fahrmodell. Die Boliden steuern sich mit dem Controller eingängig, leichtfüßig und agil.

Während die Autos in Gran Turismo oftmals etwas schwerfällig wirken, ist hier eher das Gegenteil der Fall. Die Fahrzeuge lassen sich einfach ins Übersteuern bringen, um etwa einen Drift einzuleiten. Das ist spektakulär und durchaus unterhaltsam, geht jedoch zu Lasten der Präzision. Rund für Runde möglichst konstant die gleiche Linie zu fahren, fällt uns im direkten Vergleich in Gran Turismo 7 leichter.

Drei Fahrzeuge stehen uns in der Preview-Version zum ausgiebigen Testen zur Wahl (zwei weitere steuern wir nur kurz im Intro):

  • Honda Civic Type R (Vorderradantrieb)
  • Subaru STI S209 (Allradantrieb)
  • Ford Mustang GT (Hinterradantrieb)

Wir klicken uns in Forza Motorsport durch eine Auswahl an Rennwagen Video starten 0:37 Wir klicken uns in Forza Motorsport durch eine Auswahl an Rennwagen

Alle drei unterscheiden sich im Fahrverhalten deutlich – so wie man es aufgrund der unterschiedlichen Antriebsarten erwarten würde. Der Allradler fühlt sich dabei ein wenig nach Cheat-Modus an, weil er sich fast wie auf Schienen um die Kurven zirkeln lässt. Das könnte gerade im Multiplayer zu Balance-Problemen führen.

Ein Tipp zum Abschluss: Stellt die Gamepad-Steuerung gleich auf »Simulation«, auch wenn euch das Spiel davor warnt. Für uns war das Fahrverhalten nach der Umstellung deutlich nachvollziehbarer, als im Standard-Modus »normal«.

Für eine Bewertung der Lenkradsteuerung müssen wir euch bis zum Test vertrösten, da uns zum Preview-Zeitpunkt kein Force-Feedback-Lenkrad für die Xbox zur Verfügung stand.

Motorsport-Feeling: Bitte nicht drängeln!

Forza kommt dem echten Motorsport deutlich näher als der Vorgänger. Das fängt schon damit an, das Turn 10 das nervige Lootbox-Freischaltungs-Gedöns deutlich zurückgefahren hat – zumindest soweit wir das anhand der spielbaren Version beurteilen können. Freigeschaltet wird zwar immer noch einiges, aber vor allem Tuning-Teile für eure Karossen.

Forza Motorsport: GameStar rast im Mustang auf Platz 2 auf der Strecke Mugello Video starten 4:58 Forza Motorsport: GameStar rast im Mustang auf Platz 2 auf der Strecke Mugello

In den neuen Builders-Cups sollt ihr länger mit dem gleichen Fahrzeug unterwegs sein und es nach und nach vom Straßenwagen zum Track-Tool hochrüsten. Inwieweit das funktioniert und motiviert, wird allerdings erst der Test zeigen.

Was uns hervorragend gefällt ist, dass sich die Rennen jetzt mehr nach einem echten Event anfühlen. Jedes Builders-Cup-Rennen beginnt mit einem verpflichtenden Trainingslauf, in dem wir mindestens drei Runden absolvieren müssen. Das Spiel gibt uns dabei eine zu schlagende Bestzeit vor – ein guter Indikator, ob wir konkurrenzfähig sind oder am Auto oder unseren Streckenkenntnissen arbeiten sollten.

Alternativ könnten wir auch einfach den Schwierigkeitsgrad runter drehen. Enttäuschend: Anschließend an das Training gibt es immer noch kein echtes Qualifying. Immerhin können wir nun unsere Startposition wählen. So müssen wir uns nicht zwangsläufig in jedem Rennen durch das ganze Feld drängeln. Wer weiter vorn startet, erhält für einen Sieg aber weniger Credits.

In Langstreckenrennen sind verschiedene Fahrzeugklassen gleichzeitig auf der Strecke. Im rasanten Cadillac Racing V-Series.R gilt es, die langsameren Autos schnell und sicher zu passieren. In Langstreckenrennen sind verschiedene Fahrzeugklassen gleichzeitig auf der Strecke. Im rasanten Cadillac Racing V-Series.R gilt es, die langsameren Autos schnell und sicher zu passieren.

Apropos drängeln: Forza Motorsport verteilt für rüpelhaftes Fahren auch im Einzelspieler-Modus empfindliche Zeitstrafen. Grundsätzlich ein echtes Plus, mit dem man dem echten Rennsport deutlich näher kommt.

Wie im Multiplayer-Modus von Gran Turismo 7 urteilen die virtuellen Stewards aber nicht immer nachvollziehbar und bestrafen uns schon mal, wenn uns die (recht rabiate) KI in die Seite fährt. Das kann potenziell ziemlich hart nerven. Wie hart, lässt sich aber erst mit der Testversion und nach Dutzenden Rennen abschließend beurteilen.

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