2020 gibt es ein Wiedersehen mit der Hölle. In Doom Eternal schlüpfen wir einmal mehr in die Rolle des namenlosen Helden und stürzen uns hinein in die große Schlachterei. Die Doom-Reihe ist nicht nur ein Ego-Shooter-Klassiker, sondern auch ein gern zitiertes Paradebeispiel von Gewalt in Spielen.
Dabei ist Gewalt in Spielen an jeder Ecke zu finden. Egal, ob süßlich übertünchte Gewalt in Adventures wie in Daedalics Anna's Quest, optisch ausgefeilte Brutalität mit der zusätzlichen Plastizität von Virtual Reality wie in Resident Evil 7: Biohazard oder überspitztes Gemetzel in Spielen wie Mortal Kombat oder der Doom-Reihe.
Gewalt ist aber kein Alleinstellungsmerkmal von Spielen. Die Literatur- und Filmgeschichte ist voll von Mord, Folter und Tod. Kein Wunder, ist Gewalt doch vor allem ja mal eins: Eine Tatsache menschlicher Realität. Nur: Kein anderes Medium muss so sehr mit dem Vorwurf der Gewaltverherrlichung kämpfen wie Videospiele.
Bei der Gewalt am PC ganz nah dabei
Das liegt wohl daran, dass Spiele eine ganz besondere Eigenschaft besitzen, die weder Filme noch Bücher im herkömmlichen Sinne haben: Spiele sind interaktiv. Dadurch scheint es einen qualitativen Unterschied in der Gewaltdarstellung zu geben. Wenn ich in einem Buch über einen brutalen Mord lese, scheint das sehr viel weniger schlimm zu sein, als dieselbe Szene in einem Spiel nachzuspielen. Weil das Interaktive die Handlung gewissermaßen näher an uns heranbringt. Mehr zu unserer eigenen macht.
Zumindest argumentieren so Anhänger der Wirkungsforschung. Die haben Spielen in der Vergangenheit immer wieder einen Einfluss auf das Gewaltverhalten von Menschen zuschreiben wollen. Dass diese These wissenschaftlich nicht zu halten ist, hat leider bis heute das Vorurteil, dass Ballerspiele Amokläufer hervorbringen, nicht ganz aus der Welt schaffen können.
Was allerdings nicht zu bestreiten ist: Gewalt übt eine Faszination auf uns aus. Auch in Spielen. Worin aber besteht der spezifische Reiz für uns in brutalen Spielen? Und warum machen Entwickler überhaupt gewalttätige Spiele?
Report: Auf der Suche nach der wahren Gewalt
Die Autorin
Zur Vorbereitung auf den Artikel hat Nora Beyer bewusst Entwicklerstudios herausgepickt, die besonders brutale Spiele in ihrem Portfolio haben. Mit bezeichnenden Titeln wie Blood and Bacon, Guts and Glory oder Super Blood Hockey. Der Gedanke dahinter: Hier müsse ja die Expertise liegen für Gewalt in Spielen und was deren Faszination ausmacht. Erwartet hat sie dennoch eher vage Aussagen wie die Lust am Splatter oder irgendeine morbide Faszination an Blut und Gedärm. Die Antworten aber, die dann kamen, waren durch die Bank überraschend reflektiert. Fazit der Autorin: Gewalt wird, zumindest unter den befragten Indie-Entwicklern, als bewusstes Stilmittel eingesetzt. Um Gesellschaftskritik zu betreiben oder sogar, um existenzielle Fragen zu stellen. Die Faszination Gewalt geht in Spielen also sehr viel tiefer, als wir gemeinhin denken.
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Die Natur der Gewalt
Eine erste mögliche Antwort, die uns gleich zu Beginn der Gespräche mit den Entwicklern gegeben wird: Gewalt fasziniert uns, weil sie in uns angelegt ist. Vlad Castillo, Designer des Indie-Spiels Tomato Way 2 und auch die Macher von Blood and Bacon vertreten diese These. Castillo meint klar:
"Gewalt gehört zur Natur des Menschen."
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