Harveys Neue Augen im Test - Kleines Mädchen, große Psychose, Riesenspaß

Spannend, geistreich und bis zum Tränenausbruch komisch: Der Nachfolger von Edna bricht aus unterhält blendend. Und hat ganz nebenbei auch was zu sagen. Was, lesen Sie unserem Test zu Harveys Neue Augen.

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Harveys Neue Augenist die Geschichte von Lilli: »dem bravsten Mädchen der Welt«. So jedenfalls beschreibt es der Erzähler, eine körperlose Stimme aus dem Off, die eigentlich viel lieber vom »menschenaugenfressenden Roboteropossum« berichten würde, dieses aber nicht darf, weil zu viele Kinder vor dem Bildschirm hocken.

Also erzählt er stattdessen von der artigen Klosterschülerin. Lilli ist fleißig, pflichtbewusst, dick mit der ausgebrochenen Ednabefreundet und möglicherweise völlig wahnsinnig. Denn was beginnt wie eine Enid-Blyton-Geschichte für präpubertäre Mädchen, entpuppt sich schnell als witzig-verstörender Psychotrip in die Abgründe der kindlichen Unschuld.

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Die stets das Gute will und stets das Böse schafft…

Dabei fängt alles ganz harmlos an: Klosteroberin Ignatz, die Kinder im Allgemeinen und Lilli im Speziellen auf den Tod nicht ausstehen kann, gibt uns den Auftrag, die Beete im Garten umzugraben und die Termiten vom Schaukelbaum zu entfernen. Als gewissenhaftes Mädchen macht sich Lilli natürlich umgehend an die Arbeit, lockt die Insekten mit Honig vom Baum weg, birgt den Schlüssel zum Keller aus einem Brunnen, holt die benötigte Schaufel aus dem Keller -- und bringt aus Versehen ihren ersten Mitschüler um. Das ist nämliche die Sache mit Lilli: Obwohl sie immer tut, was ihr aufgetragen wurde und nie auf den Gedanken käme, irgendetwas Verbotenes anzustellen, tendieren ihre Handlungen dazu, spektakulär Fürchterliches anzurichten.

Wenn Lilli etwas nicht sehen will, dann tauchen lustige Gnome auf und malen die störende Realität kurzerhand rosa an. Wenn Lilli etwas nicht sehen will, dann tauchen lustige Gnome auf und malen die störende Realität kurzerhand rosa an.

Pech, Zufall oder pure Absicht? Das ist eine der zentralen Fragen in Harveys Neue Augen. Denn einen Einblick ins Innenleben unserer Protagonistin erhalten wir -- zumindest in den ersten Spielstunden -- nicht. Während Lilli in den Dialogen schlicht nie zu Wort kommt und konsequent unterbrochen wird, bevor sie mehr als eine (sehr süße) Silbe sagen darf, weiß immerhin der clever als unzuverlässig eingeführte Erzähler verstörende Gedanken zu berichten: »Lilli hatte noch nie einen lebenden Clown gesehen. Nur den toten, der nachts vor ihrem Fenster stand«. Wahr oder gelogen? Unschuldiges Kind oder gemeingefährliche Psychopathin?

Harveys Neue Augen gelingt mit spielerischer Leichtigkeit eine komplexe Gratwanderung, bei der Lilli selbst dann liebenswert und niedlich bleibt, wenn sie andere Kinder in die Luft jagt. Dieses Adventure bedient keine Klischees; und es liefert auch keine einfachen Antworten. Mitdenken und mitinterpretieren ist hier wichtig.

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