Hektisches CoD Modern Warfare 2: Ich bin erst 24 Jahre, aber fühle mich bereits zu alt dafür

Für Alex‘ eigentlich junges Herz ist der neueste Call of Duty-Ableger eine reine Tortur. Das schnelle Gameplay lässt ihn da richtig alt aussehen.

Man ist nur so alt, wie man sich fühlt. Diese Phrase mag manch einen aufmuntern, mich aber nicht. Ich fühle mich oft nicht jünger, sondern deutlich älter, als eigentlich auf meinem Ausweis steht. Das fällt mir nicht nur auf, wenn ich mich mit Social-Media-Plattformen wie Snapchat und TikTok auseinandersetze, sondern in letzter Zeit vermehrt beim Spielen von Modern Warfare 2.

Dabei sollte doch gerade bei dem neuen Call of Duty für jeden Shooter-Fan etwas Passendes dabei sein, immerhin bedient MW2 mit den vielen verschiedenen Modi gleich mehrere Shooter-Untergenres. Das kann aber auch ordentlich nach hinten losgehen.

Alexander Bernhardt
Alexander Bernhardt

Alex ist nicht mit Call of Duty oder Battlefield zu Multiplayer-Shootern gekommen, sondern durch Rainbow Six: Siege. Die taktische Komponente gleicht seine faden Zielfähigkeiten dort aus und das entschleunigte Gameplay überfordert ihn nicht – ganz im Gegenteil zu Modern Warfare 2.

Das absolute Chaos

Die Ruhe vor dem Sturm herrscht bei Modern Warfare 2 in der Lobby. Eine ausgelassene Stimmung versprühen die Mitspieler, es wird noch über den vergangenen Arbeitstag gesprochen und über den nervigen Nachbarn gelästert. Das Spiel startet und so langsam verstummen die Stimmen, bald hört sowieso niemand mehr das Gerede der Mitspieler.

Der erste Abschuss gehört sogar mir, so schlimm ist’s doch gar nicht, denke ich mir. Plötzlich stehen drei weitere Gegner vor meiner Nase, hinter mir höre ich den feindlichen Panzer näherkommen. Rückzug ins Gebäude neben mir, überall höre ich Schritte, während Granaten durch die Fenster ins Haus fliegen. Lieber aufs Dach, den Höhenvorteil ausnutzen. Erster Schockmoment, als bei der Treppe plötzlich jemand vor mir steht – nur ein Teamkollege, nochmal Glück gehabt. Vor Schreck habe ich trotzdem mein halbes Magazin in ihn reingeballert, kann ja mal passieren.

Der Panzer kann mir richtig Laune machen ... solange ich selbst am Steuer sitze. Der Panzer kann mir richtig Laune machen ... solange ich selbst am Steuer sitze.

Also rauf aufs Dach, da begrüßen mich aber auch schon ein Helikopter und sieben Sniper, seit kurzem ist außerdem mit fliegenden Booten zu rechnen. Warum auch nicht. Mein Teamkollege ruft dabei über all den Schüssen hinweg, dass wir Standort B verlieren. Wieder runter vom Dach, rein ins B-Gebäude und da ist auch schon der zweite Schockmoment, als eine Gruppe an Gegnern dank G-Walk in beängstigender Geschwindigkeit auf mich zu krabbelt. Bevor ich erneut panisch um mich schieße, bin ich aber auch schon tot. Natürlich schlich sich ein Gegner mit der Schrotflinte hinter meinen Rücken. Ich glaube, ich brauche jetzt eine Blutdruck-Tablette und eine Tasse Beruhigungstee.

So ungefähr sehen meine typischen Runden Bodenkrieg und Invasion aus – kaum Verschnaufpausen, pure Action wie im letzten Marvel-Streifen und schlicht das absolute Chaos. Ich verstehe den Reiz, Konkurrent Battlefield ist nicht ohne Grund seit Jahren normalerweise auf großangelegten Schlachten ausgelegt, aber für mich ist das einfach zu stressig. Gut, dass es da ja noch die 6v6-Spiemodi gibt, oder?

Wie Kollege Phil sich im Bodenkrieg schlägt, könnt ihr in folgendem Gameplay-Clip sehen:

7 Minuten Battlefield-Feeling in CoD Modern Warfare 2: So spielt sich Ground War! Video starten 7:30 7 Minuten Battlefield-Feeling in CoD Modern Warfare 2: So spielt sich Ground War!

Das Movement

Dass Team Deathmatch und Jeder gegen Jeden da nur bedingt besser sind, liegt vermutlich auf der Hand. Zwar gibt es keine Panzer und Helikopter, dafür springen alle wie ein Flummiball durch die Gegend und wischen den Boden mit ihren Slides sauber, dass man davon essen könnte.

Ich will dabei gar nicht den Spielern die Schuld daran geben, dass mir MW2 zu hektisch ist. Wenn einem das Spiel solche Möglichkeiten gibt, dann ist es völlig legitim, diese auch auszunutzen. Für Casual-Spieler wie mich ist das schnelle Gameplay jedoch einfach zu stressig. Eine entspannte Runde am Abend ist kaum möglich.

Dann werd‘ halt besser kann ich jetzt schon in den Kommentaren lesen. Berechtigter Einwand, immerhin ist es immer noch ein kompetitiver Multiplayer-Shooter. Aber ist es zu viel verlangt, gegen Spieler auf meinem Level antreten zu wollen? Bei der Thematik komme ich auch nicht daran vorbei, das SBMM anzusprechen, also das Skill Based Match Making.

Gefühlt werden nämlich nicht Spieler auf dem gleichen Level für meine Matches ausgewählt, sondern darüber. Ob das wirklich so ist, sei mal dahingestellt, aber viele Spieler wünschen sich Lobbys ohne SBMM. Ohne das System würde ich also vielleicht öfters auch hin und wieder gegen Spieler antreten, die mehr meinem Skill entsprechen und weniger herumhampeln. Das SBMM verdient aber eine ganz eigene Diskussion … die wir natürlich auch schon geführt haben! Hört doch mal in folgenden Podcast rein:

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Ein kleiner Lichtblick

Es gibt jedoch auch Spielmodi, die näher an meinem Geschmack sind. Allen voran DMZ, bei dem Extraction-Modus ist die Geschwindigkeit deutlich reduzierter, ohne aber dafür zwingend an Spannung einzubüßen. Aber auch beispielsweise der neue Spielmodus Geisel befreien spielt sich langsamer und erinnert entfernt an meinen Shooter-Favoriten Rainbow Six: Siege. Das hektische Movement bleibt aber natürlich bestehen, an das ich mich vermutlich auch nicht so schnell gewöhnen werde.

Call of Duty stellt sich mit diesen verschiedenen Modi unheimlich breit auf und versucht, es jedem recht zu machen. Das funktioniert aber offensichtlich nur bedingt. Auf der einen Seite jammere ich gerade, dass mir als Casual-Spieler CoD zu hektisch ist, auf der anderen Seite beschweren sich viele User auf Social Media, MW2 ist zu Camper-freundlich.

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Meiner Ansicht nach liegt diese Diskrepanz an den unterschiedlichen Spielertypen, die hier angesprochen werden: Die alteingesessenen CoD-Fans kennen und mögen den rasanten Spielstil, Titel wie Hunt: Showdown sind dagegen fast schon einschläfernd. Mit DMZ versucht Activision aber nun auch diese Shooter-Fans abzuholen und verlangsamen das Pacing des Spiels enorm. Für Hunt-Spieler ist das aber noch deutlich zu flott, während es den Original-Fans von CoD zu Camper-lastig wird.

Ob die Strategie langfristig also aufgehen wird oder ob sich Call of Duty eher zwischen die Stühle setzt und die Markenidentität zu sehr verwischt, werden wir noch sehen müssen. Vielleicht ist CoD in zehn Jahren die Shooter-Anlaufstelle für jedes Subgenre, egal ob Taktik, Extraction, Massenschlacht oder Helden-Ballerei. Dann sind meine Gedanken hier nur die eines alten Tattergreises. Vielleicht sind es aber auch die weisen Worte eines innerlich alten Mannes.

Wenn ihr im Gegensatz zu mir aber noch jung und vital seid, dann interessieren euch bestimmt unsere Guides für MW2 und Warzone 2. Beispielsweise zeigen wir euch hier die sechs besten Landing-Spots in Warzone 2 oder zeigen euch hier die aktuell besten Waffen im Spiel. Einen Überblick zu allen Guides könnt ihr euch hier verschaffen:

Bei meinem fortgeschrittenen Alter von gefühlt 71 Jahren macht mein Herz solche Spiele wohl einfach nicht mehr mit. Da wende ich mich doch lieber wieder meinen Bingo-Abenden zu und schaue in meiner Freizeit stundenlang aus dem Fenster, um meine Nachbarn zu beobachten.

Und nun, ihr jungen Hupfdohlen, runter von meinem Artikel! Den hab‘ ich gerade erst frisch gemäht und frisiert! Außer, ihr wollt einen Kommentar dalassen, dann lasst euch natürlich Zeit. Wir wollen ja nicht zu hektisch hier werden.

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