90 Minuten Hardcore – echte Gefühle!
Das Spiel nimmt sich zu keiner Sekunde ernst, spielt gekonnt mit dem typischen Klischees des Agenten- und 80er-Jahre-Actionkinos und dreht den Absurditätslevel auf Anschlag. Da retten wir schon mal vier jungfräuliche Ziegen vor okkulten Opferritualen oder kämpfen gegen bewaffnete und ferngesteuerte Schimpansen. Alle zwanzig Level sind individuell gestaltet und bieten ein klar definiertes Missionsziel sowie optionale Nebenmissionen.
In jedem fünften Level erwarten uns dann noch cool inszenierte Zwischenbosse, die eine spezielle Taktik erfordern. Ein besonderes Highlight sind die interaktiven Ladebildschirme: Dort werfen wir zur Auflockerung komplett sinnbefreit leblose Körper in ein Bällebad, schauen dem Boss bei seinen Yoga-Übungen zu oder spießen Würstchen auf einem riesigen Grill auf, die sich wie Würmer hypnotisch im Takt der Musik bewegen. Typisch Devolver!
Der Tod ist in High Hell ein ständiger Begleiter. Doch nicht nur die Gegner fallen im Sekundentakt um wie die Fliegen, auch unsere Hauptfigur hält nur wenige Schüsse aus und stirbt am laufenden Band. In diesem Fall genügt ein Druck auf die »R«-Taste (für Retry) und wir werden umgehend zurück an den Levelanfang für den nächsten Anlauf platziert. Das hält das Spieltempo konstant hoch. Wenn man die Abschnitte wirklich beherrscht, dauert ein einzelner Level-Durchlauf in High Hell selten länger als 2-3 Minuten. Es gibt sogar ein Achievement dafür, eine Mission in unter fünf Sekunden zu beenden.
Das Spielkonzept ist auf Highscore- und Punktejagd ausgelegt und wir sind uns sicher: Der Titel wird in der Speedrun- und Live-Stream-Community etliche Fans finden. Die obligatorische Entwarnung für die Generation Ü30: Auch langsames und vorsichtiges Spielen führt zum Ziel, es gibt nur weniger Punkte dafür.
Lauf, Forrest, Lauf!
Wichtig ist nur das Erreichen des Primärziels und das eigene Überleben, dann wird der nächste Abschnitt freigeschaltet. Falls eine Stelle mal zu schwer sein sollte, lassen sich auch alternative Wege über Kisten und Leitern finden, um beispielsweise mit einem Überraschungsangriff durch das Dachfenster in den Raum einzudringen. Zwar müssen wir auf Scharfschützengewehre oder Granaten verzichten, jedoch können wir mit der rechten Maustaste ein wenig heranzoomen und so Gegner aus sicherer Entfernung ausschalten oder Fässer zur Explosion bringen.
Dass die Widersacher immer an der gleichen Stelle auf uns warten, ermöglicht es, aus den Fehlern des vorherigen Anlaufs zu lernen. Das motiviert dazu, sich dem perfekten Lauf anzunähern und wie in einem Rennspiel gegen die eigenen (und fremden) Bestzeiten anzutreten. Steam-Highscorelisten und die Einblendung des aktuellen »Weltrekords« sollen den Ehrgeiz zusätzlich ankurbeln.
Kurzweiliges Vergnügen
Abseits der Highscore- und Zeitjagd bietet die rund zweistündige Kampagne von High Hell keinen (großen) Wiederspielwert. Zwar gibt es in jedem Level noch ein verstecktes Stofftier zu finden, aber auch das tröstet nur bedingt über den recht geringen Umfang hinweg. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich nicht anpassen, aber die Kampagne »durchzuspielen« sollte auch Anfängern und Shooter-Neulingen ohne Probleme gelingen.
Die Gegner verhalten sich nicht besonders clever und rennen meist direkt auf uns zu. Im Eifer des Gefechts fällt das aber auch nicht sonderlich störend auf. Es gibt keine unfairen oder nervigen Stellen, die für Frust sorgen könnten. Wer umsichtig spielt und nicht blind in jeden Raum hineinrennt, sollte keine Probleme haben, die Kampagne erfolgreich abzuschließen. Die Herausforderung entsteht erst durch den an sich selbst gestellten Anspruch, Schnelligkeit und Präzision unter einen Hut zu bringen, und die Ziele in immer kürzerer Zeit zu erreichen.
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