Kribbeln im Bauch, schlaflose Nächte und alle Gedanken drehen sich nur um eins: Bin ich etwa verknallt? Ja und wie - und zwar in Hunt: Showdown! Normalerweise mache ich einen großen Bogen um PvP-Shooter. Nicht zuletzt, weil meine Schießkünste (mit wenigen glücklichen Ausnahmen) verblüffende Ähnlichkeiten zum Shootout in Die nackte Kanone 2 ½ aufweisen. Wenn meine Teammates sterben und ich alleine übrig bleibe, ist die Runde praktisch schon verloren.
Trotzdem warte ich jeden Tag ungeduldig auf den Feierabend, um mich wieder stundenlang ins Louisiana des 19. Jahrhunderts zu stürzen, verschlinge jedes Lore-Video morgens beim Zähneputzen und pfeife mir beim Arbeiten die Zehn-Stunden-Version von Rise Up Dead Man rein.
Schon lange war ich nicht mehr so besessen von einem Spiel - denn schnell stellt sich heraus: Es macht auch irre viel Spaß, wenn ich ständig daneben treffe. Denn Hunt: Showdown ist so viel mehr als nur ein Shooter und so rückt das Schießen für mich schon bald in den Hintergrund. Lasst mich euch nun vorschwärmen, warum ich stattdessen vollkommen der grandiosen Atmosphäre und Story verfallen bin.
Hunt: Showdown - Eine unverhoffte Liebe
Gruselige Monster, düstere Atmosphäre und eine morbide Hintergrundgeschichte: Schon die ersten Trailer von Hunt: Showdown drückten bei mir die richtigen Knöpfe. Ich stehe einfach auf Horror - je abgedrehter und ungewöhnlicher, desto besser. Und meine Güte ist dieses Western-Setting sexy!
Ich musste mir schon ein kleines Tränchen im rechten Auge verdrücken, als mir klar wurde, dass Hunt: Showdown als PvPvE-Shooter und nicht als Singleplayer-Spiel erscheint. Dem Tränchen im linken Auge ließ ich freien Lauf, als keiner meiner Freunde mit mir zumindest mal rein spielen wollte. Und ich würde nie auf die Idee kommen, mich alleine in ein Multiplayer-Spiel zu stürzen. So hatte ich Hunt: Showdown eigentlich schon abgeschrieben.
Der Liebesbote Amor kam dann fast drei Jahre nach Release in Form meiner wundervollen Kollegin Steffi, die sich auch erst vor Kurzem vom Hunt-Fieber anstecken ließ. Vervollständigt wurde unser Trio von unserem Mentor Dimi, der mir stets geduldig erklärt, auf welche Äste ich nicht treten darf - was ich dann natürlich trotzdem mache, und mir sogar manchmal erlaubt, am Klavier in einer verwahrlosten Scheune zu spielen, sodass jeder Feind in der gesamten Nachbarschaft weiß, wo wir stecken.
In meinen ersten Runden fühlte ich mich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Freizeitpark betritt und vor lauter Reizüberflutung seinen roten Luftballon aus der Hand verliert. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Überall lockten verlassene Hütten, schaurige Sümpfe und heruntergekommene Ruinen. Ich wollte die Welt erkunden, die Hinterlassenschaften der Menschen nach Story-Fetzen absuchen, mich mit den unterschiedlichen Zombies und Bossgegnern anlegen.
Aber Hunt: Showdown reizte nicht nur meine visuellen Sinne. In den Kommentaren zu unserer Podcast-Folge über Spielsound wurden wir ganz zu Recht getadelt, dass wir Hunt mit keinem Wort erwähnt haben. Denn diese Soundkulisse ist der absolute Wahnsinn!
Auch etliche Spielstunden später zucke ich noch beim kleinsten Geräusch zusammen. Ist es einfach nur ein Zombie? Steffi, die wieder auf ihren Push-to-Talk-Button gekommen ist? Oder werden wir vielleicht doch von einem gegnerischen Team eingekesselt?
Natürlich ist Hunt: Showdown in erster Linie ein PvP-Shooter und auch ich komme nicht drum herum, von gegnerischen Teams ins Visier genommen zu werden. Dass ich bei diesen Auseinandersetzungen oftmals den Kürzeren ziehe, macht mir aber absolut nichts aus. Frust über die Niederlage hat nicht mal die Chance, sich anzustauen. Ich bin nämlich viel zu sehr begeistert von der Story, die mir Hunt: Showdown erzählt. Und diese entfaltet sich gleich auf zwei Arten.
Die versteckte und faszinierende Lore von Hunt: Showdown
Selten hat mir ein Tutorial so viel Angst eingejagt wie das von Hunt: Showdown. Es war zunächst vor allem die Angst vor dem Unbekannten. Ich wurde ohne große Erklärungen in eine Welt hineingeworfen, in der es nur so von untotem Zeug wimmelt. Meine Aufgabe: Einen Boss mit dem beruhigenden Namen »Der Schlächter« finden und töten. Na, super.
So krieche ich also von Hinweis zu Hinweis, zu ängstlich, um auch nur einen Mucks zu machen oder gegen die kleinen Zombies zu kämpfen. Als ich mich der Scheune nähere, in der der Schlächter sich verschanzt hat, kann ich nicht mehr sagen, was lauter ist: Die stampfenden Schritte des Scheusals oder mein Herzklopfen.
Mit meinen Teamkollegen fühle ich mich im Dreierteam natürlich um einiges geborgener. Das unbehagliche Gefühl verschwindet aber trotzdem nicht, wenn wir uns nachts durch die matschigen Straßen eines Friedhofs schleichen, ich aus dem Augenwinkel Gestalten im Kornfeld sehe oder das Stöhnen und Grunzen der unzähligen Gegner vom Wind in alle Richtungen getragen wird.
Nach den ersten fünf Spielstunden fing ich dann so langsam an, mich an die düstere Atmosphäre und die Bosse zu gewöhnen. Selbst der Spinne, die mein sanftes Arachnophobiker-Gemüt beim ersten Kampf gebrochen und mich fast zum Weinen gebracht hat, konnte ich mich nach einiger Zeit sogar solo stellen.
Hunt: Showdown ist also nur die ersten paar Spielstunden gruselig? Oh nein, ganz und gar nicht. Denn erst dann fängt der Abstieg in die Lore-Spirale an! Das Spiel selbst erklärt nicht viel. Ich weiß zunächst nur, dass ich einen Jäger spiele, der sich nur eine Stunde in einer kontaminierten Zone aufhalten kann und gemeinsam mit anderen Kopfgeldjägern nach der fetten Beute sucht.
Die eigentlich so tiefe Lore ist erstaunlich leicht zu übersehen. Ganz nebenbei schalte ich immer wieder kleine Informationshappen über die Monster, die Welt und meine Jäger frei. Wenn ich sie in meiner Bibliothek vor Rundenstart nachlese, setzt sich alles langsam zu einem morbiden Gesamtbild zusammen. Und dieses geht mir richtig unter die Haut und weckt eine übertriebene Faszination für alles, was in dieser Welt passiert.
Plötzlich sehe ich die nervige Pest-Trulla, die mir immer wieder ihre Insekten auf den Hals hetzt, mit ganz anderen Augen. Schließlich musste die arme Frau schreckliche Schmerzen erleiden, als ihr nach einer Infektion der Brustkorb aufplatzte und ein riesiger Schwarm Insekten aus ihr herausströmte.
Bei der Spinne stellen sich mir auch ganz unabhängig von meiner Phobie die Nackenhaare auf. Bei unserem ersten Aufeinandertreffen hatte ich die Augen zugekniffen und mir ist zunächst gar nicht aufgefallen, dass sie aus zusammengenähten, menschlichen Körperteilen besteht. Uff.
Je mehr ich über die Hintergrundgeschichte, die Hunter und den sogenannten Sculptor erfahre, desto weniger möchte ich den Monstern über den Weg laufen. Plötzlich brodelt es auf den Maps von Hunt: Showdown nicht nur vor Zombies, sondern auch vor tragischen, gruseligen und perversen Geschichten, nach denen ich immer weiter graben möchte.
Warum Dimi Hunt: Showdown auch so fantastisch findet, erzählt er übrigens in unserem Podcast:
Link zum Podcast-Inhalt
Unsere ganz persönlichen Geschichten
Und dann wären da ja noch die anderen Spieler, die genauso wie mein Team über die Karte streifen. Jede Begegnung ist unvorhersehbar und so spinnen sich die kleinen Geschichten innerhalb des großen Gerüsts von Hunt: Showdown ganz von alleine. Diese sind an Tragik, Komik und Spannung kaum zu überbieten.
Ich kaue allen in meinem Umfeld schon die Ohren ab, wenn ich von den erinnerungswürdigsten Hunt-Runden erzähle. Etwa, wenn es mir mal gelingt, einen Gegner auszuschalten und Dimi vor dem sicheren Tod zu retten, nachdem er übermütig aus seinem Versteck heraus und in das von Feinden besetzte Gebiet getrampelt ist. Oder wenn ein alter Uni-Freund und ich (ja, manchmal hunte ich meinen GameStar-Kollegen fremd) es schaffen, ein gegnerisches Duo frech an der Nase herumzuführen. Oder wenn es mir mal einem fliehenden Gegner aus der Drehung heraus in den Allerwertesten schieße.
Nie läuft eine Runde gleich ab. Manchmal ziehen wir wild wie die Karnevalparade in Rio de Janeiro durch die Zone, schießen um uns, scheuchen alle Krähen auf und lassen kein Grammophon still stehen.
In anderen Situationen bewegen wir uns vorsichtiger, versuchen uns taktischer zu platzieren oder den Gegnern eine fiese Falle zu stellen. Weil ich mich aber meist aufführe wie ein Elefant im Porzellanladen und ständig auf Glas herumtrample oder mich in Ketten verheddere, kommt es immer wieder zu unvorhergesehen Situationen, auf die wir mal besser mal schlechter reagieren.
Aber egal ob Sieg oder Niederlage: Hunt macht immer Spaß, hat immer etwas zu erzählen und ich erlebte innerhalb einer Woche mehr unvergessliche Momente als in den letzten zwei Jahren meines echten Lebens.
Dieser fantastische und einzigartige Mix aus Horror-Atmosphäre, tiefer Story und abwechslungsreichem Teamplay nimmt gerade jede Sekunde meiner Freizeit ein - und ich liebe es. Wer hätte gedacht, dass ich mal so von einem PvP-Shooter schwärmen würde. Tja, wo die Liebe hinfällt …
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