- Die meisten Spiele bezeichnen sich selbst als nicht politisch, stecken aber trotzdem voller politischer Botschaften.
- Sehr oft treten Entwickler und Publisher dabei in Fettnäpfchen, zuletzt etwa Activision und Ubisoft. Was muss sich in der Zukunft ändern?
- Wir sprechen mit Experten darüber, ob Politik in Spielen erlaubt oder sogar notwendig ist, ob es nicht vielleicht doch gänzlich unpolitische Spiele gibt und wieso selbst der Landwirtschaftssimulator ein politisches Statement beinhaltet.
»Politik hat in Spielen nichts zu suchen«, sagen die einen. »Jedes Spiel ist politisch«, die anderen. Was bei dieser vertrackten Diskussion auf der Strecke bleibt? Das richtige Augenmaß. Wenn Spiele eigentlich nicht politisch sein wollen, bei genauerer Betrachtung dann aber doch recht fragwürdige politische Themen und Standpunkte behandeln, dann passiert so etwas wie bei Call of Duty: Black Ops - Cold War.
Im allerersten Teaser-Trailer zum Ego-Shooter tauchten Filmsequenzen eines Gesprächs zwischen dem russischen KGB-Informanten Yuri Bezmenov und dem rechten Verschwörungstheoretiker G. Edward Griffin auf. Darin stellt Bezmenov die Theorie auf, Bewegungen wie der Feminismus seien eine kommunistische Verschwörung, um die USA zu unterwandern.
Das ist in rechtsextremen Kreisen eine durchaus beliebte Verschwörungstheorie - und der Call-of-Duty-Teaser nutzt Auszüge des Interviews. Rechte YouTuber haben den den Call-of-Duty-Trailer darum prompt gefeiert, weil er Spieler unbewusst auf ihre Seite ziehen könnte.
Es ist nur ein Beispiel für eine Situation, in der Spiele versuchen, politische Reizthemen aufzugreifen: Rassismus, Sklaverei, Kolonialismus, Ungleichheit. Und genauso oft vergreifen sie sich dabei im Ton. Woher kommt diese Sorglosigkeit? Woher der fehlende Ernst, wenn Spiele Themen angehen, die uns alle angehen? Darüber haben wir mit Menschen gesprochen, die darauf eine Antwort kennen müssten: Spieleentwickler.
Der Fall Elite Squad vs. Black Lives Matter
Manchmal beginnen Spiele in einer Art, die uns einfach nur sprachlos zurücklässt. Oft ist das eine ziemlich gute Sache. Und manchmal ist es ein Spiel wie Tom Clancy's Elite Squad. Das Mobile Game von Ubisoft verpasst den Söldnern aus Spielen wie Splinter Cell, Ghost Recon: Wildlands oder Rainbow Six: Siege einen Cartoon-Anstrich und lässt sie gegen gesichtslose Gegner antreten, um Lootboxen freizuschalten.
Zugegeben, besonders spannend klingt das nicht. Zumindest nicht bis die Intro-Sequenz losgeht. Darin beschreibt ein Erzähler eine Welt, die sehr klingt wie die unsere. Genau wie in den USA, wie in Hongkong oder Beleraus protestieren in der Welt von Elite Squad tausende Menschen gegen Armut und Ungleichheit, gegen Klimawandel und Korruption. Doch im Spiel stecken dahinter keine Klimaaktivistinnen, keine Demokratiebewegungen oder Betroffene rassistischer Gewalt, sondern eine Organisation namens UMBRA.
»UMBRA gibt vor eine Utopie der Gleichberechtigung herbeiführen zu wollen«, erklärt der Erzähler, »doch hinter den Kulissen organisiert sie tödliche Terrorattacken.« Sie wollen eine »Neue Weltordnung« erschaffen. Und dann erstrahlt ihr Symbol auf dem Bildschirm: eine stilisierte, schwarze Faust. Das Symbol, das aktuell weltweit auf Protesten gegen Rassismus zu sehen ist, das Symbol der Black-Lives-Matter-Bewegung.
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