Kommentar zum Leak: Jedes Urteil zu GTA 6 ist jetzt völlig fehl am Platz

Der Leak von GTA 6 hält das Internet in Atem. Viele zerreißen das Spiel in der Luft und kritisieren die Qualität. Phil sagt: Das ist gefährlich und völlig unsinnig.

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Der Leak von GTA 6 wird wohl Geschichte schreiben, so viel steht fest. Doch während die Szenen aus dem meisterwarteten Open-World-Spiel der Welt in den sozialen Medien ihre Kreis ziehen (und danach schnell wieder gelöscht werden), häufen sich auch die kritischen Stimmen im Netz.

Philipp Elsner
Philipp Elsner

Phil kam 2013 zu GameStar und verstärkte das Team bereits als Content Manager, Autor und Community Manager. Heute leitet er die Nachrichtenredaktion. Wenn er nicht gerade Online-Shooter wie CoD Warzone, Hunt Showdown oder Rainbow Six Siege spielt, kundschaftet er neue Craftbeer-Kreationen aus!

Unter zahlreichen Posts wird vor allem die angeblich miese Grafikqualität von GTA 6 bemängelt: »Sieht gar nicht aus wie GTA 6, das ist total fehlerhaft«, schreibt ein User. Ein anderer schreibt: »Die Animationen sind ja mal eins zu eins aus GTA 5, null Fortschritt.« Und ein großer Youtuber kommentiert die geleakten Szenen so: »Falls das GTA 6 ist, dann können sie es direkt behalten.« Er bekommt 4.000 Likes auf diese Aussage bei Twitter.

Allen, die gerade in einen ähnlich kritischen Tenor verfallen, möchte ich ganz klar sagen: Ihr seid auf dem Holzweg. Dass GTA 6 so aussieht ist völlig normal und zeugt weder von mangelndem Entwicklungsfortschritt noch von Inkompetenz seitens Rockstar Games. Was wir hier stattdessen sehen, ist schlicht und ergreifend ein unfertiges Spiel. Ein Rohbau von aus dem Kontext gerissener Szenen einer Arbeitsumgebung, die niemals für die Öffentlichkeit bestimmt war.

Um mal im Rohbau-Bild zu bleiben: Spieleentwicklung ist komplizierter, als die meisten vielleicht denken, aber grundsätzlich mit dem Bau eines Hauses vergleichbar. Wer über die Baustelle geht, sieht zwangsläufig die unschönen Dinge wie offene Rohrleitungen, die rohen Ziegel, herumliegendes Werkzeug. Das alles muss da sein, bevor das Haus gut aussieht.

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Bei Spielen ist es ganz ähnlich: Erst ganz zum Schluss wird verputzt und gestrichen, sodass alles schön und bewohnbar aussieht! Bis dahin bleibt die Baustelle dreckig und gar nicht gemütlich. Und im Moment gehen tausende unbedarfter Nutzer über Rockstars Baustelle, ohne etwas von Architektur zu verstehen, und beschweren sich, warum die Couch fehlt.

Open World in kleinen Stücken

Insbesondere Open-World-Spiele sind meistens sogar bis kurz vor Release ziemlich rohe Einzelteile von Systemen, die erst gegen Ende zusammengefügt werden. Genau das macht sie übrigens so riskant und komplex: Jede noch so kleine Änderung kann irgendwo anders ungeahnte Auswirkungen haben, alles greift ineinander – von den NPCs, über Quests bis hin zum Wetter muss alles perfekt zusammen funktionieren.

Aus diesem Grund arbeiten Entwickler mit sogenannten Branches, das sind ausgekoppelte Versionen eines Spiels, die für einen bestimmten Zweck optimiert werden und meist für immer und ewig unfertig bleiben. Dieses verästelte Vorgehen hat den Vorteil, dass verschiedene Leute parallel an verschiedenen Systemen arbeiten können: Ein Rockstar-Team arbeitet vielleicht in einem Branch am Polizei- und Wanted-System von GTA 6, in einem anderen Branch wird parallel das Dialogsystem getestet.

Irgendwann in ihrer Entwicklung sehen selbst die schönsten Spiele der Welt hässlich aus. Hier zeigt ein User, wie eine der Alpha-Versionen von Spider-Man aussah, eines der schönsten Open-World-Spiele überhaupt:

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Der vielleicht größte Knackpunkt des Leaks: Wir wissen schlicht nicht, um welche Version es sich überhaupt handelt! Ein Beispiel: Sehen wir in einer Raubüberfall-Szenen nur ausdruckslose Puppen statt lebensechter Passanten, heißt das noch längst nicht, dass bisher keine guten NPCs in GTA 6 existieren. Es heißt nur, dass sie nicht Teil dieser einen Version sind, weil hier vielleicht einfach nur die Mechanik der Überfälle getestet werden sollte. Wäre es dann nicht absolut logisch, dass Rockstar Platzhalter für bestimmte Dinge verwendet, die in dieser Version gar nicht relevant sind, wenn die Szenen niemals für den Endkunden bestimmt waren?

Worauf ich hinaus will: Wir wissen es schlicht zu wenig über die geleakte Version von GTA 6, um Rückschlüsse über die Qualität, den Entwicklungsstand oder einzelne Gameplay-Aspekte zu ziehen. Es ist ja noch nicht einmal eindeutig geklärt, aus welchem Jahr der Build überhaupt ist – und selbst wenn: Auch dann könnte der tatsächliche Entwicklungsstand längst ganz woanders sein.

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Wie gut GTA 6 aussieht, wie fertig es ist und welche Teile des Leaks im finalen Spiel sein werden – all das wissen nur die Entwickler bei Rockstar selbst. Wir sollten so fair sein und ihnen die Chance geben, das Spiel selbst zu zeigen. Und zwar dann, wenn es soweit ist.

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