Krieg zwischen Sparta und Athen - Die Geschichte hinter dem Griechenland-Setting von Assassin’s Creed: Odyssey

In Assassin’s Creed: Odyssey reisen wir noch weiter in der Geschichte zurück als in Origins, ins alte Griechenland und den Peloponnesischen Krieg. Eine kleine Historie.

Auch wenn der Helm an Leonidas ikonischen Kopfschmuck aus 300 erinnert: Assassin's Creed: Odyssey schnappt sich eine andere Griechen-Epoche: den Peloponnesischen Krieg. Auch wenn der Helm an Leonidas ikonischen Kopfschmuck aus 300 erinnert: Assassin's Creed: Odyssey schnappt sich eine andere Griechen-Epoche: den Peloponnesischen Krieg.

Mit vermeintlichen Konstanten, die sich durch die Menschheitsgeschichte ziehen, muss man immer vorsichtig sein, aber manche Dinge ändern sich wohl nie. Streitlust und ein gewisser Hang zur Eskalation etwa finden sich sowohl im alten Griechenland des 5. Jahrhunderts vor Christus als auch im ganz aktuellen Kräftemessen zwischen den Atommächten Amerika und Nordkorea.

Dafür, dass in Assassin's Creed: Odyssey gekämpft wird, ist also gesorgt, aber ähnlich wie in Origins innerhalb eines relativ selten genutzten Settings. Wo sich Origins anstelle der alten Pharaonen die Ptolemäer-Ära vornahm, schnappt sich Odyssey den Krieg zwischen Athen und Sparta anstatt uns wie Frank Millers 300 in den weitaus bekannteren Perserkrieg zu versetzen.

Damit haben sie sich die Entwickler eine spannende Epoche ausgesucht, denn der große innergriechische Krieg ist nicht nur was für Schlachtenfans: etliche bedeutende Figuren der Weltgeschichte kämpften darin und so wurde ganz nebenbei noch die wissenschaftliche Geschichtsschreibung erfunden.

Die Schlachtenbilder im Artikel stammen aus der Mod Ancient Empires für Total War: Attila.

Assassins Creed: Odyssey angespielt - Video: Die Neuerungen im Gameplay-Fazit Video starten 8:10 Assassin's Creed: Odyssey angespielt - Video: Die Neuerungen im Gameplay-Fazit

Der Peloponnesische Krieg: Die Ausgangslage

Zur Einschätzung erst mal die wichtigsten Zahlen des Peloponnesischen Krieges, der zwar im Großen und Ganzen als Konfrontation der Athener und Spartaner gelten kann, in seinem Verlauf aber die komplette griechische Welt erfasste, von Kleinasien bis Sizilien.

Wenn es im Peloponnesischen Krieg zu Landschlachten kam, setzen beide Seiten auf die Phalanx aus schwer gerüsteten Hopliten mit Schild und Speer (wenn auch einem kürzeren als auf dem Bild). Wenn es im Peloponnesischen Krieg zu Landschlachten kam, setzen beide Seiten auf die Phalanx aus schwer gerüsteten Hopliten mit Schild und Speer (wenn auch einem kürzeren als auf dem Bild).

Keine 50 Jahre nach dem Ende der Perserkriege, in denen die Griechen noch größtenteils vereint gegen die Invasoren gekämpft hatten, entzündet sich die Peloponnesische Halbinsel vor allem am Handeln Athens, das seinen Einfluss ausdehnen will und dabei in Konflikt mit den Korinthern - und damit dem peloponnesischen Bund, dem auch Sparta angehört - gerät.

Die Spartaner verhalten sich entgegen ihres heutigen militaristischen Rufes zuerst zurückhaltend, während Athen es unter der Führung des Perikles auf einen Krieg ankommen lässt. Da auch die Spartaner eine Machtanhäufung Athens fürchten, kommt der Kampf aber keiner Seite wirklich ungelegen.

  • 490 v. Chr. In der Schlacht bei Marathon siegen die Griechen zum ersten Mal gegen die Perser.
  • 480/479 v. Chr. Mit dem griechischen Sieg in der Flottenschlacht bei Salamis und zu Lande bei Plataiai enden die sogenannten Perserkriege.
  • 433 v. Chr. Athen schließt ein Schutzbündnis mit der ehemaligen korinthischen Kolonie Kerkyra auf Korfu, Korinth wendet sich mit der Bitte nach Hilfe an Sparta.

    Im gleichen Jahr verhängt Athen ein Handelsverbot gegen die Polis Megara, einem weiteren Mitglied des peloponnesischen Bundes und startet eine Militäraktion gegen die Stadt Potidaia, die aus Unzufriedenheit mit den Forderungen der Athener aus deren Attischem Seebund ausgetreten war.
  • 431 v. Chr. Das mit Sparta verbündete Theben überfällt Plataiai, die Verteidiger werden hingerichtet. Der Peloponnesische Krieg hat begonnen.
  • Ab 427 v. Chr. Athen versucht, seinen Einflussbereich auf Sizilien und die dortigen Kolonien auszuweiten.
  • 425 v. Chr. Bei der Schlacht von Sphakteria werden 120 Spartiaten gefangengenommen - eine gewaltige Schmach für die Spartaner. Wegen der überzogenen Forderungen Athens gegenüber Spartas werden die darauf folgenden Friedensverhandlungen abgebrochen.
  • 424 v. Chr. Sparta verbündet sich mit Makedonien und erobert einen wichtigen Seehafen der Athener, gleichzeitig unterliegen diese in der Schlacht den mit Sparta verbündeten Thebanern.
  • 421 v. Chr. Athen und Sparta einigen sich auf den sogenannten »Nikiasfrieden«, mit dem keiner der Beteiligten wirklich zufrieden ist. Er wird 414 von Sparta für beendet erklärt.
  • 415 v. Chr. Athen rüstet eine Expeditionsflotte aus, um Sizilien unter Kontrolle zu bringen, scheitert jedoch am Widerstand Syrakus'. Zwei Jahre später müssen die attischen Truppen fliehen und verlieren dabei Flotte und Anführer.
  • 411 v. Chr. In Athen übernimmt nach einer Verschwörung der Rat der 400 die Macht, ein Jahr später wird durch die Flotte die Demokratie wieder hergestellt.
  • 407 v. Chr. Persien verbündet sich endgültig mit Sparta, in der Seeschlacht von Notion verliert die attische Flotte.
  • 406 v. Chr. Athen besiegt bei den Arginusen-Inseln die spartanische Flotte.
  • 405 v. Chr. Bei Aigospotamoi unterliegen die Athener Sparta zu See und verlieren ihre Flotte.
  • 404 v. Chr. Athen kapituliert, der Peloponnesische Krieg endet.

Die Kriegsparteien
Im Peloponnesischen Krieg stehen die Athener und ihr Attischer Seebund auf der einen, die Spartaner und der Peloponnesische Bund auf der anderen Seite. Athen verfügt als größte Seemacht über riesige Finanzmittel und will vor allem die griechische Inselwelt kontrollieren. Sparta und seine Verbündeten sind im Landesinneren angesiedelt, eher landwirtschaftlich geprägt und führen das stärkere Landheer ins Feld.

Demokratie gegen Unterdrückung?

Schaut man aus heutiger Sicht und vorschnell auf die beiden Parteien, scheint schnell ein »Guter« und ein »Böser« ausgemacht: Athen, die Wiege der Demokratie, gegen Sparta, den Kriegstreiber. In Wirklichkeit war der Krieg aber viel mehr die Folge einer ständigen Anspannung, die vor allem von Seiten der Athener bewusst erhöht wurde, mit dem möglichen Krieg im Hinterkopf.

Athen scheute nicht davor zurück, kleinere Stadtstaaten auch gewaltsam in seinen Seebund zu zwingen und ihnen willkürliche Abgaben aufzuerlegen - wer aus dem Bund austrat wurde schnell und mit aller Härte zurückgeholt, denn das »freie« Athen wollte um jeden Preis expandieren.

Peloponnesischer Bund Die Landmacht Sparta setzte auf ihr schlagkräftiges Hoplitenheer, dem die Athener im Umkehrschluss auszuweichen versuchten.

Attischer Seebund Athen und sein Seebund waren dagegen die Herren der Meere - bis der Spartaner Lysander mit persischem Gold den Spieß umdrehte.

Sparta dagegen unterdrückte zwar eine gewaltige Bevölkerungsschicht, die Heloten, und war kein Freund der demokratischen Verfassung, verhielt sich jedoch zu Beginn eher zurückhaltend und war immer wieder zu Friedensverhandlungen bereit.

Sah eine Partei einen Vorteil für sich, wurde der allerdings auf beiden Seiten gnadenlos ausgenutzt. Wer gerade die Oberhand hatte, wollte von Frieden nichts hören und die Spartaner verbündeten sich letztlich sogar mit den Persern, gegen die ihre Vorfahren noch erbittert gekämpft hatten.

»Gut« gegen »Böse« funktioniert letztlich als Konzept im Peloponnesischen Krieg genauso wenig wie in den meisten anderen großen Konflikten. Fest steht nur, dass der Krieg die gesamte griechische Welt betraf und in sich bereits das Ende sowohl für Sparta als auch Athen trug. Das Zeitalter der mächtigen Stadtstaaten war vorbei, der Weg für Großreiche wie das des Alexanders geebnet.

Der Krieg der großen Griechen

Der Peloponnesische Krieg ist nicht nur aufgrund seiner Ausdehnung etwas Besonderes, sondern auch weil in ihm so viele bedeutende Männer der Geschichte auf der Bühne standen, als Politiker, Feldherren und Intriganten - oft auch in allen Rollen gleichzeitig.

Auf Seiten Athens sind das unter anderem Granden wie Perikles, der als Stratege und Politiker den Seebund ausbaute und sich maßgeblich um die Demokratie verdient machte, und Sokrates, der vor seiner Zeit als Philosoph wie viele andere Athener als Hoplit in der Phalanx kämpfte.

Auf Seiten Spartas ist es vor allem Lysander, dem das für die damalige Zeit vollkommen Unerwartete gelang: er besiegte die Athener nicht mit dem gewaltigen Hoplitenheer zu Lande, sondern mit cleveren Flottentaktiken in deren eigenem Machtbereich: zur See.

Gegen Ende des Krieges verbündeten sich die Spartaner mit dem alten Feind Persien und schafften es sogar, die gefürchtete attische Flotte zu besiegen. Gegen Ende des Krieges verbündeten sich die Spartaner mit dem alten Feind Persien und schafften es sogar, die gefürchtete attische Flotte zu besiegen.

Geschichte statt Geschichten

Trotz Hoplitenphalanx und Trieren waren nicht alle Helden des Peloponnesischen Krieges Krieger, zumindest ist das nicht der Aspekt ihres Lebens, für den sie bis heute berühmt sind. Vielmehr sind sie für etwas verantwortlich, ohne das wir nichts über ihre und die Taten anderer wüssten: die wissenschaftliche Geschichtsschreibung.

Geschichten zu erzählen ist zwar so alt wie die Menschheit, aber bis zum Auftritt Thukydides' mehr ein Mittel zur Unterhaltung oder moralischen Erziehung der Zuhörer. Thukydides hingegen - er selbst war Stratege Athens in den ersten Jahren des Krieges - will die Sache in ihrer Gänze begreifen und berichtet sachlich von den Motiven der Kriegsparteien und ihren Militäraktionen.

Thukydides' Peloponnesischer Krieg, sein Geschichtswerk, dessen echten Namen wir nicht kennen, bemüht sich um ein ausgewogenes Bild und setzt auf gründliche Recherche - ziemlich modern. Thukydides' Peloponnesischer Krieg, sein Geschichtswerk, dessen echten Namen wir nicht kennen, bemüht sich um ein ausgewogenes Bild und setzt auf gründliche Recherche - ziemlich modern.

Moderne Geschichtswissenschaft ist sein Werk »Der Peloponnesische Krieg« noch nicht, aber dieser Ansatz und seine Methode, intensiv zu recherchieren und Aussagen erst zu prüfen, bevor sie den Weg in seine Erzählung finden, ist für seine Zeit und etliche Jahrhunderte darüber hinaus wegweisend.

Das Setting, das sich die Entwickler von Assassin's Creed: Odyssey ausgesucht haben, ist also doppelt clever, denn es bringt uns Spielern nicht nur eine bisher kaum behandelte Geschichtsepoche näher, sondern gerade die, die in der Rückschau erst ermöglicht hat, dass wir überhaupt über Dinge wie die historischen Wurzeln eines Spiels reden können.

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