Geschichte (um)schreiben, das war schon immer der Reiz der Total-War-Serie. In der Mod Ancient Empires können wir gar nicht anders, denn gleich zu Beginn prallen unweigerlich Scipio Africanus und Hannibal, die größten Generäle ihrer Zeit aufeinander - zumindest wenn wir mit Rom oder Karthago in die Kampagne starten.
Moment, Kampagne? Ganz ehrlich, hätte das Mod-Team am 18. Mai »nur« eine verbesserte Fassung ihrer Gefechts-Mod veröffentlicht, stünde hier nicht extra ein Artikel dazu. Aber große Overhauls mit eigener Kampagne erscheinen im Grunde seltener als offizielle Total-War-Teile. Und der Overhaul-Faktor ist enorm, schließlich wird hier das bessere Grundgerüst von Attila mit dem interessanteren Szenario von Rome 2 - und Dutzenden weiteren Details - vereint.
Auch wenn Ancient Empires erst im Beta-Stadium ist und wir in der Kampagne neben Rom und Karthago nur die Diadochenreiche, Parthien, Armenien und die Nabatäer auswählen können, ist das ein riesiger Schritt sowohl für die Spieler als auch das Mod-Team, das ja letztlich in der Freizeit am Großprojekt arbeitet.
Für uns Spieler, weil seit der eigentlichen Release-Ankündigung fast zwei Jahre vergangen sind, für die Modder hinter Ancient Empires, weil sie es endlich geschafft haben, eine lauffähige und bereits jetzt ziemlich beeindruckende Kampagne abzuliefern, die sich vor einem regulären Serienteil nicht verstecken muss.
Freiheit oder Unterwerfung?
Über die Schlachtmechaniken der Mod haben wir bereits 2016 berichtet und daran hat sich auch seitdem nichts großartig geändert. Formationen, Ermüdung und Moral spielen eine noch größere Rolle als sie es in Total War ohnehin schon tun, als Feldherr müssen wir also besser auf unsere Truppen achtgeben und sie auch mal im Kampf austauschen, um sie nicht zu verheizen.
Die Kampagne ist es, was uns jetzt beeindruckt, an zahlreichen Stellen gleichzeitig. Bauen wir in Rome 2 oder Attila etwa nur Stück für Stück unsere Hauptgebäudekette aus, können und müssen wir in Ancient Empires allein bei diesem Bauwerk aus etlichen Alternativen wählen.
Einer eroberten Stadt können wir beispielsweise das Recht gewähren, weiter ihrer Kultur zu folgen, oder alle Freiheiten nehmen und sie mit Veteranen und ihren Familien neu besetzen. Ersteres steigert die Zufriedenheit der Neubürger, kann aber auch dafür sorgen, dass ein Gebiet niemals richtig in unser Reich hineinwächst.
Zweiteres fördert die Verbreitung unserer eigenen Kultur, sorgt bei den Unterworfenen aber für ziemlichen Unmut - wir müssen also erst mal wachsam bleiben, machen die neue Region aber zu einer echten neuen Heimat, nicht bloß zu einem Anhängsel.
Reichsverwaltung mit Folgen
Das Beispiel ist nur eins von vielen, Ancient Empires baut konsequent und clever die Reichsverwaltung von Attila aus. Zahlreiche Gebäudeketten mit unterschiedlichen Boni und Mali zwingen uns auch mal zum längeren Nachdenken, anstatt einfach alle Probleme mit Geld zu bewerfen.
Auch die Edikte unserer Statthalter schlagen stärker zu Buche: Wer denkt, dass 25 Prozent niedrigere Steuereinnahmen wie sonst in Total War üblich zwar ein Ärgernis, aber nicht wirklich bedrohlich sind, wird in der Mod-Kampagne schnell auf den Boden der leeren Staatskassen zurückgeholt.
Besonders verheerend wird es, wenn unsere Misswirtschaft in den Winter fällt, denn auch die Jahreszeiten haben gravierende Auswirkungen und bestimmen wie in der »echten« Antike den Rhythmus, in dem wir Kriege führen oder ausruhen.
Winter und Frühling etwa sind Jahreszeiten, in denen sich unsere Kassen leeren, der Sommer ist die ideale Saison zum Schlachtenschlagen und im Herbst kehren mit der Ernte auch die Goldstücke wieder in die Getreidespeicher und Schatzkammern zurück.
Rome 2 wie es hätte sein sollen
Generell lässt sich sagen, dass zu den Herausforderungen auch die Zahlen gewachsen sind: Gebäude bringen uns mehr Gold ein, verschlingen aber bis auf wenige Ausnahmen auch große Mengen an Unterhalt. Ein Theater beispielsweise erfreut unsere Bevölkerung, bringt den Kämmerer aber zum Weinen.
Ancient Empires bietet zu viele kleine Details, um sie hier alle aufzuzählen, aber das ja das Gute an Mods: Wer Attila schon hat, und das sollte jeder Total-War-Fan, kann sich die Mod einfach runterladen und sie ausprobieren. Dann ist es auch nicht schlimm, wenn mal ein Kampagnenversuch steckenbleibt - und das wird passieren.
Im Gegensatz zu den regulären Serienteilen wie zuletzt in Thrones of Britannia will Ancient Empires nämlich deutlich in die Tiefe gehen und das gelingt ihm auch. Wer nach dem aktuellen Ausflug in die Wikingerzeit wieder in die Antike zurückkehren will, hat jetzt also die perfekte Gelegenheit dazu.
Noch mehr Mods:Medieval Kingdoms 1212 AD für Attila in der Spielvorstellung
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