Baubeginn mit Hindernissen
Beim ersten Versuch eine Mauer in unserer Brache zu platzieren, gerät das gleichmäßige Platzieren der Steinblöcke zu einer Herausforderung. Einmal das Mausrad gedreht, schon vergrößert oder verkleinert sich das Block-Werkzeug. Dann wieder weigert sich das Spiel strikt, einen Block an die gewünschte Stelle zu setzen.
Um größere Objekte wie Mauern zu errichten, eignet sich das geniale Auswahl-Tool viel besser. Damit erstellen wir ein Voxel-Gitter in der gewünschten Größe (Länge, Höhe und Breite), das wir danach einfach mit dem Material unserer Wahl füllen: Fertig ist unsere erste Wand - wir müssen gar nicht jeden Block einzeln setzen! Die Mauer können wir über das Pinsel-Tool bequem mit einer ganzen Menge Texturen verzieren.
Doch nicht nur eckige Konstruktionen sind möglich: Durch sogenannte Mikro-Voxel, die feinste Bearbeitungen erlauben, lässt sich jede erdenkliche Form zaubern. Kugeln, runde Türme, geschwungene Geländer, filigrane Skulpturen - gestalterisch geht hier viel mehr als in den Blockwelten von Minecraft. Allerdings ist das nicht so leicht, wie es sich vielleicht anhört: Landmarks Bau-Tools sind nicht simpel und nur teilweise intuitiv zu bedienen. Wir müssen uns eingehend damit beschäftigen, externe Tutorials lesen oder anschauen sowie erfahrene Spieler zu Rate ziehen.
Dieser Zwang zur Fortbildung ist nicht per se schlecht, aber er ist im ersten Moment abschreckend für Gelegenheitsspieler. Während wir bei Minecraft unserer Kreativität freien Lauf lassen können, sobald wir nur die entsprechenden Rezepte kennen, müssen wir uns in Landmark erst in die Bedienung der Bau-Tools einarbeiten. Hier sollte SOE Nutzen und Anwendung der einzelnen Bau-Tools besser erklären, zum Beispiel durch ein Schritt-für-Schritt-Tutorial.
Hübscher Sandkasten
Landmarks Grafik ist wirklich schön anzusehen, nicht zu bunt und auch nicht überzeichnet. Der Stil hat seine Vorteile nicht nur in der (theoretisch) besseren Performance, sondern auch in einer gewissen Zeitlosigkeit. Das Design der diversen Biome inklusive Tag- und Nacht-Wechsel ist ganz hervorragend gelungen: Ob Winterlandschaft, Dschungelgebiet oder eine mondbeschienene Wüste - die Gegenden wirken atmosphärisch und stimmig. Dazu kommen jede Menge Umgebungsdetails, die Animationen sind flüssig und die Effekte zeitgemäß.
Soziale Features
Eine Freundesliste sowie eine Gruppenfunktion bereichern das Spiel für gesellige Individuen. Halten wir uns beim gemeinsamen Sammeln in einem Radius von ca. 120 Metern zu einem Gruppenmitglied auf, bekommen wir das abgebaute Material unseres Kollegen ebenfalls gutgeschrieben - es lohnt sich also, gemeinsam Schürfen zu gehen. Eine Teleportations-Funktion zum Mitspieler gibt es auch, so kann man Freunden flugs zur Hand gehen, die über ein besonders reiches Erzvorkommen gestolpert sind. Handeln funktioniert bequem per eigenem Interface oder über das Postsystem.
Unser Grundstück können wir für Kollegen zur Mitarbeit freigeben, damit sie bei unseren Bauvorhaben helfen. Oder sie legen alles in Schutt und Asche, wenn wir uns mal wieder die falschen Freunde gesucht haben - die aus Minecraft bekannten Griefer gibt es also auch in Landmark.
Zukunftsmusik
Landmark will aber mehr sein als nur eine hübsche Kreativplattform für Möchtegern-Architekten. Neben einer Überarbeitung und Erweiterung des Handwerksystems, mehr Baumöglichkeiten (Wasser und Glas) sowie weiteren sozialen Features wie der Gildenunterstützung, sollen auch erste PvE-Anteile Einzug halten. Dazu gehört die Sterblichkeit der Charaktere, Kampf gegen Monster sowie - als Belohnung - Beute und Ausrüstung. Tiefere Höhlen, Tümpel und Seen mitsamt einer Schwimm-Mechanik sollen es demnächst ins Spiel schaffen. Und natürlich Achievements. Letztere werden wie eine Art Quest-System fungieren (Sammelaufgaben etc.), ob das allerdings auf Dauer motivieren kann, muss sich erst noch zeigen.
Interessanter sind da die bisher noch nicht weiter spezifizierten aber angekündigten Editoren für künstliche Intelligenz und Monsterkreation sowie die Szenario- und Story-Editoren. Ähnlich der Neverwinter-Foundry sollen die Spieler in der Lage sein, Szenarien und Quests zu erschaffen. Eigene Geschichten mit eigenen Monstern? Für eingefleischte Dungeon-Master ein Traum! Und wer sowas überhaupt nicht spannend findet, der kommt vielleicht in Prügeleien gegen andere Spieler (PvP) auf seine Kosten.
Pay2Win?
Derzeit macht Sony Online Entertainment mit Landmark dreifach Geld: Zugang zur Closed Beta bekommen wir nur über den Erwerb von Gründerpaketen, das günstigste schlägt mit knapp 20 Dollar zu Buche. Gleichzeitig verkauft SOE im Marktplatz jede Menge Ressourcenpakete und Klamotten an zahlende Kundschaft. Und Spieler können ihre Templates für Gegenstände und Bauwerke über das PlayerStudio für Dollars bzw. Euros verscherbeln - vom Verkaufspreis behält SOE einen Anteil ein.
Ob Wickeltisch, Kronleuchter oder ein fertiges Haus im Tudorstil - die Auswahl ist schon jetzt riesig. Allerdings behält sich SOE vor, bestimmte rare Gegenstände nur über ihre sozialen Kanäle zu verschenken beziehungsweise über den Marktplatz zu vertreiben. Aktuelles Beispiel ist ein animiertes Fallgitter, das von der Community schon häufig gefordert wurde, aber bisher nur als extrem limitierter Gegenstand über einen Twitch-Stream verlost wurde. Welche raren Gegenstände in den Verkauf kommen sollen, ist noch nicht bekannt.
Landmark wird zur Veröffentlichung ein Free2Play-Spiel. Natürlich betonen die Entwickler, dass es kein Pay2Win-System geben soll. Aber ist ein MMO nicht immer auch Wettbewerb? Hat ein Spieler, der sich Ressourcen oder andere Hilfsmittel gegen Geld kauft, in einem Bau-Wettbewerb nicht einen erheblichen Vorteil gegenüber jemandem, der sich alles erst langwierig erarbeiten muss? Werden die Bewertungen von Spielern für ein Wettbewerbs-Template nicht auch durch kosmetische Dinge beeinflusst, die es nur im Marktplatz zu kaufen gibt? Und ist in einem späteren PvP-Szenario nicht derjenige besser dran, der sich schneller neue Ressourcen besorgen (sprich: kaufen) kann? SOE muss beweisen, dass sie das Free-to-Play-Modell wirklich fair gestalten können.
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