Normalerweise schaue ich mir für GameStar Plus alte Spieleklassiker an, die ich damals gehasst und ganz bewusst ignoriert habe. Gothic fand ich vor 20 Jahren schon kacke, für Echtzeitstrategie wie in Age of Empires war ich schon immer zu blöd, The Witcher hatte mich einfach nicht interessiert. Nichts davon trifft auf Deus Ex zu, das flog einfach nur unter meinem Radar.
Diablo 2, Baldur's Gate 2, Icewind Dale, sowie DSL-Flatrates in Verbindung mit Counter-Strike kosteten mich bereits jede freie Minute. Und um das Jahr 2000 herum hatten wir auch Half-Life, diverse Arena-Shooter, bei denen ich spontan nicht weiß, ob sie noch indiziert sind, Dungeon Siege, Mech Warrior… wenn ihr zu diesem Zeitpunkt auch noch eine PlayStation oder ein N64 hattet, kamen noch tonnenweise weitere Meilensteine der Spielegeschichte hinzu. Hattet ihr stattdessen ein Sega Saturn, haben euch eure Eltern niemals geliebt.
Über Deus Ex wusste ich darum bis letzte Woche überhaupt nichts. Klar, ich habe am Rande die modernen Nachfolger mitbekommen, weiß auch, dass es unzählige Fans gibt und dass Warren Spector, der das Spiel designt hat, wohl ein absolutes Genie und ein Meister seines Fachs sein muss. Und mit dieser Situation lebte es sich echt prima.
Dumm nur, dass es mein Job ist, regelmäßig alten Krempel auszugraben und zu testen. Da hilft es durchaus, auch mal proaktiv zu werden und selbst ein Spiel vorzuschlagen, bevor der Chef oder irgendein verdammter Leser ankommt und Arcania oder Elex will, oder wie auch immer der gerade aktuelle Aufguss von Gothic 2 heißen mag.
So startet also mein Abenteuer als JC Kitten, bionisch aufgepowerter Supermensch im Auftrag der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Anscheinend bin ich aber auch blind und agil wie eine trächtige Kuh.
Der Autor
Sascha Penzhorn hat um die Jahrtausendwende vor allem Counter-Strike gespielt. Damals, als man Skins noch einfach so runtergeladen und nicht aus irgendwelchen Boxen gezogen oder für alles Geld der Welt eingekauft hat. Überhaupt war Online-Gaming im Zeitalter der DSL-Flatrates das höchste der Gefühle, vom gepflegten Arena-Shooter zwischendurch über Diablo 2 mit Freunden im Battle.net bis zu langen Sitzungen in Baldur's Gate, das damals durchaus auch vergleichsweise intensiv im Multiplayer gespielt wurde. Für Deus Ex blieb da einfach keine Zeit mehr - obwohl Sascha spätestens seit Shadowrun für Megadrive Interesse an Cyberpunk hatte.
Deus Ex 2021: Ich sehe schwarz
Beim ersten Spielstart sehe ich längst vergessene Firmenlogos wie Ion Storm (der Entwickler von Deus Ex) und Eidos (ein Betriebssystem für Hoden), in längst vergessenen Auflösungen wie 640x480. Passe ich die Auflösung übers Optionsmenü an, wird mir ein Teil des Bildes abgeschnitten. Ich beende das Spiel, schaue in die .ini-Datei und setze das Spiel von Hand auf 1080p. Nächster Versuch.
Ich soll doch bitte das Tutorial starten, verlangt das Spiel. Eine Stimme erklärt mir, dass ich Türen öffne, indem ich sie mit der rechten Maustaste anklicke. Ich sehe nur einen dunklen Korridor mit diesen schrecklichen Fußbodenspiegelungen der späten 90er und eine pechschwarze Wand. Im Optionsmenü finde ich einen Helligkeitsregler, der nichts bewirkt. Dafür setzt sich das Spiel nun automatisch auf 640x480 zurück.
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