Machen wir es kurz und schmerzlos: Madame Web ist ein absolutes Desaster von einem Film. Damit legt das Superhelden-Jahr 2024 gleich mal mit einer großen Enttäuschung los. Um ehrlich zu sein, habe ich mir nicht viel erhofft, doch Madame Web ist tatsächlich noch schlechter als erwartet.
Solltet ihr - warum auch immer - trotzdem über einen Kinobesuch nachdenken, erfahrt ihr mehr über den Marvel-Film in meiner Spoiler-freien Filmkritik. Und keine Sorge: Auch wenn Marvel draufsteht, ist Madame Web kein Teil des Marvel Cinematic Universe. Ein kleiner Trost.
Worum geht es in Madame Web?
Madame Web ist der mittlerweile vierte Film von Sonys Spider-Verse ohne Spider-Man (sofern man die animierten Abenteuer von Miles Morales ignoriert). Nach Venom (Tom Hardy) und Morbius (Jared Leto) bekommt Cassandra Webb (Dakota Johnson) ihr persönliches Leinwandabenteuer spendiert.
Die Notfallsanitäterin kann seit einem Unfall aus irgendeinem Grund in die Zukunft blicken. Durch ihre Fähigkeit kreuzen sich ihre Wege mit drei jungen Frauen (Sydney Sweeney, Celeste O’Connor und Isabela Merced), die von dem mysteriösen Bösewicht Ezekiel Sims (Tahar Rahim) verfolgt werden.
Um Sims in die Knie zu zwingen, muss sich Cassie natürlich ihrer Vergangenheit stellen und … ach, schaut euch doch einfach mal selbst den offiziellen Trailer zum Film an:
Für wen ist Madame Web interessant?
Ich will ehrlich zu euch sein: Eigentlich gibt es keinen triftigen Grund, wegen Madame Web ins Kino zu gehen. Das Geld für Tickets mitsamt Popcorn und die Lebenszeit von einer Stunde und 54 Minuten bekommt ihr nie mehr wieder! Vielleicht habt ihr ein Valentinstags-Date (der Film startet am 14. Februar), das ihr vergraulen wollt oder mit dem ihr gemeinsam über einen schlechten Film bonden könnt.
Aber wirklich viel Spaß macht Madame Web nicht einmal, wenn man ihn mit so viel Augenzwinkern genießt, bis ihr nichts mehr seht. Obwohl mein Herz für Trash schlägt und ich immer wieder gerne mal meinen schlechten Geschmack befriedige, frustriert und langweilt Madame Web mehr, als dass der Film auf dieser Ebene unterhält. Leider reicht es nicht einmal für eine Meme-Maschine à la Morbius.
Die hauchdünne Story wärmt auf, was unzählige Superheldenfilme zuvor schon (nur besser) abgehandelt haben, während die hölzernen Dialoge vor Exposition nur so triefen. Fast alle Haupt- und Nebendarsteller liefern erschreckend lustlose bis schlechte Leistungen ab und sind in ihren Rollen mitunter völlig fehlbesetzt.
Und ja, Madame Web wedelt Marvel-Fans oft und gerne mit unübersehbaren Anspielungen auf Peter Parker a.k.a. Spider-Man wie mit einer Karotte vor der Nase herum. Aber die führen nirgendwohin und wirken eher wie ein Alibi, um die Existenz dieses Films zu rechtfertigen.
Madame Web bringt weder das Superhelden-Genre, noch Marvel oder Sonys Spider-Verse irgendwie weiter – ganz im Gegenteil.
Stärken und Schwächen von Madame Web
Was uns an Madame Web gefallen hat
Was uns an Madame Web nicht gefallen hat
- Die Story: Habt ihr schon mal einen Superheldenfilm gesehen, dann habt ihr auch Madame Web gesehen. Das Drehbuch klappert sämtliche Stationen ab, von denen sich das Genre einfach nicht lossagen kann. Allerdings fehlt es Madame Web an Charme, Witz oder Raffinesse, um der altbekannten Formel auch nur den Hauch einer eigenen Note zu verpassen.
- Die Dialoge: Wollt ihr auf der Leinwand sehen, wie kein echter Mensch spricht, dann solltet ihr tatsächlich einen Blick riskieren. Die Dialoge dienen ausschließlich der Exposition. Sony scheint das selbst aufgefallen zu sein, nachdem sich gefühlt das gesamte Internet über das berüchtigte Trailer-Zitat
He was in the Amazon with my mom
,
when she was researching spiders right before she died
amüsiert hatte. Die Zeile fehlt, dafür wird dem vielleicht bekanntesten Comic-Film-Zitat ein neuer Twist verpasst. Und der tut fast sogar weh. - Der Cast: Selten war in einem Superheldenfilm die Fehlbesetzung der Rollen so offensichtlich. Dakota Johnson kann ihre hölzern geschriebenen Dialoge nicht verkaufen und wirkt über weite Strecken sogar richtiggehend unsympathisch. Tahar Rahim schafft es zu keinem Zeitpunkt, eine bedrohliche Präsenz aufzubauen – im Gegenteil. Adam Scott ist die uncharmanteste Version von Onkel Ben, die es je in Film, Fernsehen oder Comic gegeben hat. Und der Spinnennachwuchs aus Sydney Sweeney, Celeste O’Connor und Isabela Merced hat einfach zu wenig zu tun, um im Gedächtnis zu bleiben.
- Der Bösewicht: Ezekiel Sims kommt ohne interessante Vorgeschichte, aber dafür mit einer an den Haaren herbeigezogenen Motivation daher. Gleichzeitig besteht zwischen ihm und den Heldinnen des Films so gut wie keine Dynamik, was eigentlich den kompletten Konflikt belanglos und austauschbar gestaltet.
- Der Rest: Egal, ob es um die Kameraführung, den teilweise konfusen Schnitt, das desaströse Sound-Design, den willkürlichen und deplatziert wirkenden Einsatz von Musik oder das unverschämt offensichtliche Product Placement geht – Madame Web scheitert in erschreckend vielen Disziplinen.
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