Michael Obermeiers Jubiläumsrückblick - Der Neue bei der Gerechtigkeitsliga

GameStar wird 15 und Michael Obermeier war von Anfang an dabei. Naja, zumindest als Leser. Wie man als Fanboy zur eigenen Fanpost kommt, schreibt er in seinem Rückblick.

Jung und nur Flausen im Kopf: Michi 2009. Jung und nur Flausen im Kopf: Michi 2009.

»Mit Computerspielen kann man später kein Geld verdienen, junger Mann« ist der gutgemeinte Ratschlag, den mir in 13 Jahren Schule ungefähr jeder zweite Lehrer mit auf den Weg gibt. »Man muss schon auch was Ordentliches lernen. Studieren und so«. Studiert habe ich die eigentlich die ganze Zeit - und das schon mit 12. Nur eben kein BWL oder VWL sondern RTS, FPS und RPG. Denn seit der ersten GameStar-Ausgabe 1997 (damals mit Theme Park-Vollversion) habe ich monatlich jedes neue Heft verschlungen.

Neun Jahre später bin ich mit der Schule fertig und mangels Alternativen kurz davor »was Ordentliches« zu studieren – Politikwissenschaften. GameStar lese ich noch immer und inzwischen liest die GameStar auch mich – zumindest teilweise. Denn die heutigen Kollegen Petra und Fabian verirren sich immer mal wieder auf mein (inzwischen eingestelltes) Blog »Herbert war’s!«. Kurz vor Horror-Studienbeginn erfüllt sich dann ein kleiner Traum: Ich darf zum Tag der offenen Tür in die Redaktion nach München – als Nachrücker, weil jemand anderes abgesagt hat.

In einer Mischung aus ehrfürchtiger Andacht und nervtötendem Fanboy-Gequasel treffe ich einen Tag lang die Helden meiner Kindheit und fasse einen Entschluss: »Ich gehe hier nicht mehr weg«. Als man mich wenig später freundlich aber bestimmt aus dem Gebäude geleitet, passe ich meinen Plan an: »Ich komme wieder«.

Michis aufwendig gemachtes Hitman-Test-Video hat bis heute niemand (!) angeschaut. Michis aufwendig gemachtes Hitman-Test-Video hat bis heute niemand (!) angeschaut.

Praktischerweise sucht GameStar gerade einen neuen Redaktionspraktikanten. Dafür produziere ich in fast zwei Wochen Arbeit die »vermutlich beste Bewerbung der Welt« (Zitat. Michael O.) mit einem Test-Artikel zu Hitman: Blood Moneyund einem eigenen Test-Video. Für letzteres habe ich sogar mit Baumarkt-Gerümpel einen eigenen Bluescreen für den Fazit-Teil gebaut.

Petra (der ich bis heute dafür dankbar bin) bietet mir an, meinen Artikel vor offizieller Einreichung nochmal Gegenzulesen. Vier Versionen später ist mein Geschreibsel dann auch schon vorzeigbar. Fabian (dem ich bis heute dafür dankbar bin) legt ein gutes Wort für mich ein.

Zwei Wochen nach Einsendung meiner Bewerbungsunterlagen habe ich nichts von GameStar gehört und mein gefürchtetes Studium fängt an. Nach zwei furchtbar langweiligen Vorlesungen klingelt nachmittags das Telefon. Ich soll zum Vorstellungsgespräch antanzen.

Wieder als Nachrücker kriege ich das Praktikum im Online-Team – und komme mir die nächsten Wochen und Monate vor, wie der junge Kyle Rayner als Debütant bei der Justice League. Übrigens: Das Studium habe ich nach dem ersten Tag abgebrochen – bis heute Redaktions-interner Rekord.

Michi 2012 (Abbildung ähnlich). Michi 2012 (Abbildung ähnlich).

2012 feiert mein Arbeitgeber 15-jähriges und ich fünfjähriges Jubiläum bei GameStar. Wenn ich in die Vergangenheit reisen und meinem zwölfjährigen Ich erzählen würde, was ich in dieser Zeit alles erlebt habe, dann würde ihm (also mir) der Kopf platzen. Nicht nur wegen der Tatsache, dass ich allen Ernstes über Spiele schreiben und Videos machen darf und auch noch Geld dafür bekomme. Sondern vor allem wegen den vielen skurrilen Augenblicken:

Ich durfte bei Valve in Seattle am Rad drehen. Ich saß zusammen mit Sasha Baron Cohen und Chris Roberts beim US-Zoll im Verhörzimmer. Ich habe bei einem Turbonegro-Konzert auf dem Hollenkollen einen abgetrennten Barbarenkopf gefangen. Leute haben mich mehrfach gezwungen, mit meinem Gekrakel ihre Wertgegenstände zu ruinieren. Und ich werde als despotischer Tyrann mit strenger Weißwurst über die Zukunft herrschen. (etc. pp.)

Wie genau es aber bis zu meiner postapokalyptischen Schreckensherrschaft in der Spielewelt aussehen wird, bleibt die spannende Frage. Ich bin aber zuversichtlich, dass das »vermutlich besten Team der Welt« beim »besten Spiele-Magazin der Welt« (Zitat: M. Obermeier) eine passende Antwort liefern wird.

Das mit dem Geld verdienen stimmt übrigens tatsächlich. Denn reich wird man mit dem Spiele-Journalismus nicht. Aber ich halte es ähnlich wie Spider-Man: Die Action ist mir Lohn genug.

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