Monitor-Tipp: Warum ich jedem empfehle, seinen Bildschirm zu kalibrieren

Bildschirme liefern in den meisten Fällen nicht die Bildqualität, die sie eigentlich bieten könnten. So holt Redakteur Alex das Optimum heraus.

Es muss nicht unbedingt ein Colorimeter zum Farbkalibrieren verwendet werden. Aber besser ist es schon. Es muss nicht unbedingt ein Colorimeter zum Farbkalibrieren verwendet werden. Aber besser ist es schon.

Videospiele können so schön sein. Vor allem auf dem PC lässt sich dank leistungsfähiger Hardware eine teils unglaubliche Grafikpracht auf den Bildschirm zaubern. Die Rechenpower kostet meist jedoch auch eine Menge Geld. Vor allem Grafikkarten als wichtigste Komponente für flüssiges und ansehnliches Spielen schlagen mitunter recht teuer zu Buche.

Doch ganz egal, wie viele Taler ihr für euren Gaming-Rechner ausgebt, ihr nutzt wahrscheinlich nicht dessen volles Potenzial. Spiele sehen oftmals nämlich nicht so gut aus, wie sie eigentlich könnten oder sollten. Und das liegt gar nicht an der Rechenpower, sondern vielmehr am Bildschirm.

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Was ist falsch am Monitor?

Die allermeisten Monitore, von ganz wenigen Ausnahmen für professionelle Anwender wie beispielsweise Grafikdesigner abgesehen, werden nicht farbkalibriert ausgeliefert. Das heißt, ab Werk haben die meisten Panels einen Farbstich entweder ins Rote, Grüne oder Blaue. In Spielen oder Filmen kann das zur Folge haben, dass beispielsweise feine Details gar nicht erst dargestellt werden. Bei Fotos ist das der Grund, warum sie in ausgedruckter Form oftmals anders aussehen als auf dem Bildschirm.

Das erste, was ich mit jedem Computerbildschirm, Fernseher und sogar mit jedem Beamer mache, ist daher, eine Farbkalibrierung vorzunehmen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Farbprofil herunterladen: Für manche Monitore gibt es Farbprofile im Internet. Da kein Panel dem anderen gleicht und das Profil daher mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht exakt auf einen bestimmten Bildschirm derselben Baureihe passt, verspricht das Vorgehen nicht die besten Ergebnisse.
  • Farbkalibrierung via Software in Windows: Die Ergebnisse sind zwar brauchbar, aber nicht besonders akkurat. Besser als gar nicht zu kalibrieren sind sie jedoch allemal.
  • Farbkalibrierung mit einem Kolorimeter (Colorimeter): Die Geräte kosten Geld, messen dafür Farbintensität, Farbtemperatur und Helligkeit sehr genau. Die Ergebnisse sind deutlich besser als bei einer reinen Softwareeinstellung nach Augenmaß.
Alexander Köpf
Alexander Köpf

Redakteur Alex beschäftigt sich seit seiner frühen Jugend mit dem Thema Audio- und Bildqualität. Der perfekte Klang ist im ebenso wichtig wie der perfekte Look. Darauf, seine Bildschirme zu kalibrieren, kam er jedoch erst ziemlich spät und bereut hat er es seither nicht eine einzige Sekunde.

Ich nutze schon seit Jahren ein Colorimeter

Ich selbst verwende daher ein Colorimeter, namentlich einen Spyder5 Pro des Herstellers Datacolor. Das Gerät hat mich vor gut vier Jahren rund 120 Euro gekostet. Es gibt weitere und auch neuere Geräte dieses Herstellers, Colorimeter anderer Fabrikanten wie beispielsweise X-Rite stehen dem aber in nichts nach.

Ich nutze einen Spyder5, aber jedes andere Colorimeter funktioniert ebenso gut. Ich nutze einen Spyder5, aber jedes andere Colorimeter funktioniert ebenso gut.

Wie sieht das in der Praxis aus? Das Colorimeter wird einfach auf dem Bildschirm angebracht. Sofern es sich nicht um ein Notebook oder einen Monitor handelt, der sich kippen lässt, wird dazu oftmals ein Klebestreifen benötigt, damit das Gerät auch schön plan aufliegt. Den Rest erledigt die Software. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Programm des Herstellers selbst oder eines Drittanbieters handelt. Ich selbst nutze zum Beispiel die Freeware DisplayCal. Aber das ist jedem selbst überlassen.

Was macht ein Colorimeter genau?

Wie oben bereits erwähnt, misst ein Colorimeter Farbintensität, Farbtemperatur und Helligkeit des Bildschirms. Dazu werden zig verschiedene Farbflächen eingeblendet, ausgemessen und mit bestimmten Soll-Werten verglichen. Aus den so gewonnenen Daten errechnet die Software anschließend ein Farbprofil in Form einer ICC-Datei. Das wird in der Regel automatisch in Windows hinterlegt und dann bei jedem Start des Betriebssystems geladen.

Wie viel lässt sich mit einem Colorimeter herausholen?

Das hängt vom jeweiligen Bildschirm ab und wie weit dieser bei der Auslieferung vom Idealwert abweicht. Erfahrungsgemäß sorgt eine Farbkalibrierung jedoch oft für Erstaunen. Ich klappere regelmäßig meine Familie und Verwandtschaft ab, um deren Monitore zu kalibrieren. Und jedes Mal ist die Reaktion dieselbe: Ich hätte ja niemals geglaubt, dass das so viel besser aussieht! Hier ein paar Vergleichsaufnahmen des Windows-11-Desktops und aus Spielen:

Windows 11 Desktop

kalibriert kalibriert
nicht kalibriert nicht kalibriert

Achtet besonders auf die Details in den dunklen Bereichen. Auf den ersten Blick scheint es sich um lediglich feine Unterschiede zu handeln, doch die vielen deutlicher dargestellten Details können sich in einer Szene aufsummieren.

Cyberpunk 2077

kalibriert kalibriert
nicht kalibriert nicht kalibriert

Szene aus Cyberpunk 2077.

Assassin's Creed Valhalla

kalibriert kalibriert
nicht kalibriert nicht kalibriert

Szene aus Assassin's Creed Valhalla.

Nebenbei ein wichtiger Punkt: Da Displays mit der Zeit an Leuchtkraft einbüßen, sollte die Farbkalibrierung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Was die Abstände anbelangt scheiden sich etwas die Geister, ich persönlich mache das aber rund ein Mal im Jahr.

Wie lange dauert das Kalibrieren mit einem Colorimeter?

Wie lange die Farbkalibrierung dauert, hängt vom Gerät und der gewünschten Genauigkeit ab. Die Spanne reicht von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden, vor allem, wenn sogenannte LUTs (lookup tables) zum Einsatz kommen. Bei den von mir verwendeten Einstellungen dauert die Kalibrierung rund eine halbe Stunde.

Ausgenommen davon sind Beamer. Hier dauert das ganze Verfahren etwas länger, weil es nicht ganz trivial ist, die RGB-Farben auszubalancieren, und zusätzliche Software benötigt wird. Denn normalerweise geht jeder Kalibrierung voraus, die Intensität der Farben Rot, Grün und Blau einander anzugleichen, sofern der Bildschirm das zulässt. Notebooks bieten diese Möglichkeit in den meisten Fällen übrigens nicht.

Kalibrieren von Fernsehern und Beamern

Hierbei ist zu beachten, dass Farbprofile nur im Zusammenspiel mit Windows funktionieren. Ein Colorimeter kann hier dennoch nützlich sein, um die grundlegende Balance zwischen Rot, Grün und Blau herzustellen.

Lohnt sich das Geld für ein Colorimeter wirklich?

Meiner Meinung nach gibt es daran gar keinen Zweifel. Zumal es eine einmalige Investition ist und Colorimeter so schnell nicht das Zeitliche segnen. Meinen Spyder5 hab ich jetzt schon rund vier Jahre und er verrichtet immer noch einwandfrei sein Werk. Ein Gerät pro Familie und Freundeskreis reicht zudem völlig aus, die Kosten könnten gegebenenfalls also auch geteilt werden. Zur Not gibt es aber immer noch die Möglichkeit, auf Software zurückzugreifen, wie ich im folgenden Abschnitt etwas näher erkläre:

Kalibrieren mit Windows

Bildschirm-Farbkalibrierung unter Windows. Bildschirm-Farbkalibrierung unter Windows.

  1. Schaltet zunächst den betreffenden Monitor ein und lasst ihn mindestens eine halbe Stunde eingeschaltet, ehe ihr mit der Kalibrierung beginnt.
  2. Anschließend setzt ihr ihn auf die Werkseinstellungen zurück. Das funktioniert bei jedem Gerät anders, ihr müsst euch daher durch die Optionen am Bildschirm selbst navigieren.
  3. Öffnet nun das Ausführen-Dialogfenster in Windows (Windows-Taste + R), gebt dort dccw ein und bestätigt.
  4. Nun braucht ihr nur den Anweisungen zu folgen. Das Programm bietet euch am Ende die Möglichkeit, das Vorher- und Nachherbild miteinander zu vergleichen.

Nachteil bei dieser Form des Kalibrierens ist die subjektive Wahrnehmung. Ihr stellt den Bildschirm im Grunde nach Augenmaß ein. Das Ergebnis wird zwar aller Voraussicht nach deutlich besser sein als ohne, an eine objektive Messung durch ein Colorimeter reicht es jedoch nicht heran. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Programme, die mit Farbkalibrierung werben.

Ist euch Farbkalibrierung bereits ein Begriff gewesen, oder ist euch das Verfahren völlig neu? Und falls ja, wünscht ihr euch einen Guide zum Thema Colorimeter? Schreibt uns das gerne in die Kommentare!

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