Seite 2: Orwell: Ignorance is Strength im Test - Verstörendes Zeugnis des Internetzeitalters

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Vorsicht mit den Daten!

Im Prinzip müsst ihr in Orwell nur Informationen mit den Profilen der Zielpersonen synchronisieren. In den Texten sind immer Zeilen markiert, aber diese sind nicht immer zielführend. Im Prinzip müsst ihr in Orwell nur Informationen mit den Profilen der Zielpersonen synchronisieren. In den Texten sind immer Zeilen markiert, aber diese sind nicht immer zielführend.

Die Suche nach Informationen und das Aufspüren neuer Datenquellen funktioniert in Orwell: Ignorance is Strength im Wesentlichen genauso wie im ersten Teil. In Blogeinträgen oder auf privaten Webseiten stoßen wir auf vom Spiel markierte Textfragmente, mit denen wir die Profile von Raban und den Personen aus seinem näheren Umfeld auffüllen. Einer Datingwebsite entnehmen wir ein Geburtsdatum oder nutzen das dort hinterlegte Foto, um ein möglichst aktuelles Bild von einer Zielperson zu haben. Fotos oder Infoschnipsel ziehen wir einfach per Drag and Drop ins jeweilige Profil, um es zu aktualisieren.

Um im später gigantischen Wust aus Websites, Blogs oder sozialen Netzwerken nicht völlig den Überblick zu verlieren, unterteilt Ignorance is Strength das Orwell-System (links sind immer die Profile, rechts alles andere) in vier Bereiche. Im »Reader« finden wir für jeden zugängliche Seiten, unter »Insider« werden unter anderem die Zugänge zu Privatrechner aufgeführt, wo wir persönliche Bankdokumente lesen oder uns Zugriff auf den Browserverlauf verschaffen.

Ihr sammelt Infos in Chats, Online-Artikeln, privaten Dokumenten oder erhaltet, wie hier, die Handynummer von Vharts Frau Karen über ein Foto aus den sozialen Netzwerken. Ihr sammelt Infos in Chats, Online-Artikeln, privaten Dokumenten oder erhaltet, wie hier, die Handynummer von Vharts Frau Karen über ein Foto aus den sozialen Netzwerken.

Im Bereich »Listener« finden wir wiederum mitgehörte Telefonate oder können mitgezeichnete SMS-Chats nachlesen. Der vierte Teil nennt sich »Influencer« und kommt erst in der letzten der drei Episoden zum Einsatz. Er dient dazu, selbst Informationen im Netz zu verbreiten. Spielerisch anspruchsvoll ist das selten, einfach durchklicken können wir uns aber nicht. Um etwa an die Telefonnummer von Rabans Frau zu kommen, müssen wir mitdenken. In einem an Instagram angelehnten Onlinedienst gilt es, die an anderer Stelle gefundene Privatadresse von Vhart als Standorthinweis zu nutzen. Nur so stoßt ihr auf ein bestimmtes Foto, das eine private Handynummer auf einem Zettel am Kühlschrank offenbart. Clever!

Trotzdem fällt Ignorance is Strength in Sachen Variablen bzw. Personenvielfalt hinter Teil 1 ab. Wo wir im Vorgänger auch in den Leben von harmlosen, (auf den ersten Blick) unschuldigen Menschen rumfuschen konnten und uns dabei richtig mies gefühlt haben, beschäftigen wir uns in Ingnorance is Strength mit fragwürdigen Gesellen, was spürbar weniger emotionalen Druck bei uns aufbaut.

Gefühlter Zeitdruck

Das Konto von Vharts Bruder Ilya zeigt gewisse Unregelmäßigkeiten. Ihr müsst herausfinden, wer die anonyme Quelle seines Geldsegens ist. Das Konto von Vharts Bruder Ilya zeigt gewisse Unregelmäßigkeiten. Ihr müsst herausfinden, wer die anonyme Quelle seines Geldsegens ist.

Mit Ignorance is Strength führt Entwickler Osmotic eine neue Spielmechanik ein. Immer wenn ihr eine Information (Datachunk genannt) mit einem Profil synchronisiert, vergeht im Spiel nun Zeit. Wer das wahllos tut, riskiert beispielsweise, dass Vhart eine neue Botschaft auf The People's Voice veröffentlicht und damit mehr Follower auf seine Seite zieht. Deshalb müssen wir stärker als im Vorgänger darauf achten, irrelevante Informationen auszufiltern. Allerdings ist nicht immer eindeutig, was relevant ist und was nicht, was zuweilen den Spielfluss ausbremsen kann.

Tatsächlich beeinflusst die neue Zeitfunktion aber nur geringfügig die Handlung - scheitern könnt ihr in Ignorance is Strength nicht. Und auch wenn es Variablen gibt, so spielt sich der Titel insgesamt deutlich linearer als der Vorgänger. Immerhin leistet die neue Zeitfunktion durch ihren psychologischen Druck auf uns einen wichtigen Beitrag zur Atmosphäre. Je mehr wir uns einer bestimmten Uhrzeit annähern, desto häufiger schaltet sich auch unser staatlicher Operator namens Ampleford ein und warnt uns eindringlich davor, die Sache nicht zu versauen. Dieser gefühlte Zeitdruck intensiviert das Spielgefühl besonders in Situationen, in denen wir entscheiden, was wahr ist und was nicht.

Ampleford ist eure Kontaktperson im Orwell. Sie weist euch in den Kommentaren immer wieder darauf hin, ob eine synchronisierte Info gut war oder keinen wirklichen Fortschritt bringt. Ampleford ist eure Kontaktperson im Orwell. Sie weist euch in den Kommentaren immer wieder darauf hin, ob eine synchronisierte Info gut war oder keinen wirklichen Fortschritt bringt.

Widersprechen sich nämlich zwei Informationen, lenken wir den Verdacht eines Vergehens womöglich auf die falsche Person. Auf die Spitze getrieben wird dieser moralische Zwiespalt schließlich in der letzten der drei Episoden, als wir unsere Informationen für Falschmeldungen aus dem Kontext reißen. Denn spätestens bei dieser Art des Datenmissbrauchs sollte auch dem letzten bewusst werden, was man mit den jüngst bei Facebook ausgespähten Daten anstellen könnte.

Orwell: Ignorance is Strength - Story-Trailer und Release-Datum der zweiten Staffel Video starten 1:22 Orwell: Ignorance is Strength - Story-Trailer und Release-Datum der zweiten Staffel

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