Vor uns erstreckt sich ein Kornfeld. Da müssen wir durch. Nur noch ein kleines Stück. Wir haben keine Ahnung, wo es langgeht, also folgen wir zaghaft dem Licht des Mondes. Über unser Headset klingt wirres religiöses Gefasel an unser Ohr. Mit zittriger Hand halten wir die Kamera. Wir werden gejagt.
Plötzlich trifft uns der Lichtstrahl einer Taschenlampe, gefolgt von hektischen Rufen. Blind vor Panik preschen wir durch das Feld, weg vom Licht, das uns immer wieder streift. Dann stoppen wir abrupt: Verdammt, ein Zaun! Fluchend drehen wir um … wenn wir nur wüssten, wo es langgeht! Eine Hand packt uns von hinten. Wir fahren herum. Einen Augenblick später haben wir eine Spitzhacke im Gesicht. Tot. Wir wachen auf. Vor uns erstreckt sich ein Kornfeld.
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Ist das nicht fantastisch? Zumindest auf den ersten Blick und aus Sicht eines Horrorfans. Outlast 2 macht eigentlich alles richtig. Mal lässt es uns in einer wilden Hetzjagd blanke Panik erleben, mal sorgen quälend lange Minuten, ohne dass irgendetwas passiert, für Anspannung.
Denn es passiert ja doch etwas, aber eben nur in unserem Kopf. Outlast 2 spielt gezielt mit unseren Ängsten, manipuliert uns und setzt sie gegen uns ein. Aber genau diese scheinbar perfekte Horrorformel wird im weiteren Spielverlauf zum größten Problem. Denn jeder noch so schockierende Horror verliert nun mal an Wirkung, sobald er zur Gewohnheit wird.
Mittendrin im Horrorfilm
Dabei beginnt Outlast 2 so vielversprechend. Wie im Vorgänger geraten wir schnell in eine brenzlige Situation, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Statt in eine unheimliche Anstalt zieht es uns diesmal in die Wüste von Arizona. Hier soll sich eine schwangere Frau erhängt haben und wir wollen als Journalist Blake gemeinsam mit unserer Frau im Rahmen einer Dokumentation herausfinden, ob sie in Wahrheit ermordet wurde.
Ausgerüstet mit dem typischen Outlast-Camcorder machen wir uns im Hubschrauber auf den Weg und fallen wenig später aus allen Wolken, im wahrsten Sinne des Wortes. Als wir am Helikopterwrack aufwachen, fehlt von Blakes Frau Lynn jede Spur. Der Pilot scheidet als Hilfe schon mal aus, er hängt gehäutet an einem Pfahl. Das kann ja heiter werden!
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Blake ist nicht der einzige, dessen Nerven jetzt Samba tanzen. Auch wir bekommen ein mulmiges Gefühl, als wir die Kamera auf die Leiche des Piloten halten und warten, bis sich quälend langsam der rote Kreis füllt. Nur wenn wir lange genug gefilmt haben, können wir uns das Video kommentiert noch einmal in der Datenbank ansehen.
Outlast 2 setzt die Kamera-Mechanik damit cleverer ein als der Vorgänger, weil wir uns wirklich wie ein Reporter fühlen, der im Grunde genommen keine andere Wahl hat, als das Grauen ausführlich zu dokumentieren. Hinzu kommen Nachtsicht und Tonaufnahmen, die es später erleichtern, uns in der Dunkelheit zurechtzufinden.
Outlast ist allerdings ein Spiel, in dem wir gar nicht sicher sind, ob wir überhaupt mehr sehen und wissen wollen: Während wir auf der Suche nach unserer Frau durch ein düsteres Dorf schleichen, finden wir Tierkadaver, menschliche Leichen, verstümmelte Puppen und Blut - mit jedem Schritt durch dieses Gruselkabinett spüren wir die Anspannung steigen. Knirschen, Lichtflackern, verräterische Schatten, alles um uns herum macht uns nervös. Wir warten nur darauf, dass jede Sekunde etwas passiert und machen uns dabei fast in die Hose.
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