Owlboy verdient es, in einem Atemzug mit den ganz großen Spielehelden genannt zu werden

Meinung: Mein Steam-Tipp beweist, dass es nicht mehr zum Helden braucht, als ganz viel Mut und ein paar treue Freunde. Owlboy ist zum eulen schön!

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Der Sportunterricht zählte zu den schlimmsten Momenten meiner Kindheit und Jugend. Jede Woche wartete ich mit rasendem Herzen vor der Turnhalle mit meinen Mitschülern, um mich auf die kommenden 90 Minuten Häme und Spott aufgrund meiner Unsportlichkeit vorzubereiten. Am Ende tat ich dann doch fast jedes Mal so, als ob ich meine Turnschuhe vergessen hätte.

Das Abitur konnte ich mir eh abschminken, denn dafür, das vermittelte man mir von kleinauf, würde mir das Köpfchen fehlen. Und immer diese ständige Tagträumerei, schrecklich!

Owlboy ist ein Spiel, dass Menschen wie mich auf einer ganz tiefen Ebene anspricht. Das Spiel mag auf den ersten Blick wie ein kunterbunter Pixel-Platformer mit niedlichem Protagonisten wirken, doch es ist viel mehr als das. Denn Owlboy handelt vom Scheitern. Vom Fehlermachen und der Tatsache, dass wir alle Schwächen haben, die kein Makel sind, sondern zu unserer Einzigartigkeit beitragen.

Der Autor
Sören hadert selbst gerne viel und ausgiebig mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten und sieht eher das Schlechte als das Gute an sich. In den ersten Spielstunden, die er mit Owlboy verbrachte, konnte er zunächst gar nicht begreifen, weshalb ihn das Geschehen auf dem Bildschirm so sehr mitriss und an vielen Stellen traurig machte. Erst, als er im Nachhinein über das Gespielte reflektierte, wurde ihm bewusst, wie großartig der kleine Otus ist und was wir alle von der tapferen Eule lernen können: Das man stets an sich selbst glauben soll, ganz egal, was andere von einem denken. An der Verinnerlichung dieser Botschaft arbeitet er aber noch!

Owlboy - Das wunderschöne Abenteuer einer kleinen mutigen Eule im Testvideo Video starten 4:46 Owlboy - Das wunderschöne Abenteuer einer kleinen mutigen Eule im Testvideo

Kleine Eule, großes Herz

Owlboy hätte seine berührende Botschaft in Form plumper Dialoge vermitteln können, damit sie auch ja jeder versteht. Stattdessen hat sich Entwickler D-Pad Studio aber dazu entschieden, die Spielfigur zum Dreh- und Angelpunkt dieser Botschaft zu machen. Deshalb muss man gewillt sein, sich beim Spielen zu öffnen und sich emotional mit Otus und seinem Schicksal auseinanderzusetzen, um alle Facetten dieser Reise zu spüren.

Worum geht's? Otus ist eine junge Eule, die in ihrem Heimatdorf Vellie lebt und dort tagtäglich von den Bewohnern und vor allem seinem Mentor seine Unzulänglichkeiten vor Augen geführt bekommt. Und davon hat Otus nüchtern betrachtet einige: Er ist alles andere als ein guter Flieger und noch dazu stumm, außerdem unkonzentriert, tollpatschig und (scheinbar) talentlos. Daran wird er ständig erinnert.

Eines Tages begibt sich Otus lieber mit seinem besten Freund Geddy auf ein kleines Abenteuer, als das Heimatdorf zu bewachen. Denn gefährliche Luftpiraten treiben ihr Unwesen, die just in diesem Moment zuschlagen. Als die beiden Tunichtgute zurückkehren, sehen sie Trümmer und Chaos. Otus wird daraufhin von seinem Mentor losgeschickt, ein altes Relikt zu bergen, das in den falschen Händen zerstörerische Kräfte entfalten kann.

Noch viel schönere Worte fand anno 2016 meine Kollegin Ann-Kathrin in ihrem fabelhaften Test:

Wie spielt sich Otus?

Im Kern ist Owlboy ein klassischer 2D-Platformer, dessen Optik an die Blütezeit der 16-Bit-Ära rund um SNES und Sega Megadrive erinnert. Als Otus bereist ihr eine malerische Spielwelt, die euch immer wieder an neue, mit viel Liebe zum Detail gestaltete Orte entführt. Ihr löst Rätsel, bekämpft Feinde und kommt eurem Ziel, alle Relikte zu sammeln, stetig näher.

Otus selbst kann laufen, springen, rollen und fliegen, aber ein großer Kämpfer ist er nun wirklich nicht. Deshalb überlässt er den offensiven Schlagabtausch mit den Gegnern lieber seinen Begleitern, die er an seinen Füßen durch die Gegend fliegt. Nicht nur sein Freund Geddy ist mit von der Partie, sondern auch andere Charaktere, auf die er im Verlauf seines Abenteuers trifft. Die haben allesamt eigene Fähigkeiten, die es je nach Kampf- oder Rätselsituation gekonnt einzusetzen gilt.

Nach und nach wächst die kleine Eule über sich hinaus. Je mehr Otus von der Welt sieht, desto stärker kristallisiert sich heraus, dass er genau der Held ist, den diese Welt benötigt. Einer, der um seine Schwächen weiß und sie nicht versteckt. Der stets voranschreitet, auch wenn aufgeben oftmals die einfachere Lösung wäre. Und der den Beweis antritt, dass ein Herz am rechten Fleck mehr wert ist als Oberflächlichkeiten.

Für mich ist er deshalb ein viel größerer Held, als es die drachentötenden, alienmeuchelnden, vor Kraft und Macht nur so strotzenden Abziehbildchen in vielen Spielen je sein könnten.

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Für wen ist Owlboy geeignet?

Klar, objektiv betrachtet ist Owlboy nicht ohne Makel. Vor allem die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da ihr die Flugsteuerung und andere Eingaben gleichzeitig kontrollieren müsst. Selbst mit einem Controller kann das zu Beginn überfordern, da ihr beide Analogsticks simultan betätigt. Nach einer kurzen Gewöhungszeit geht euch dieser Vorgang aber ins Blut über und ihr könnt mit Otus wunderbar fließend und geschickt durch die Gegend fliegen.

Auch die kurze Spielzeit von rund acht Stunden könnte dem ein oder anderen sauer aufstoßen. Zumal das Spiel aufgrund der emotionalen Komponente eines dieser einmaligen Erlebnisse ist, die man für immer so in seinem Herzen behalten möchte, statt sie wieder und wieder erneut anzugehen.

Wenn ihr damit kein Problem habt und beim Spielen vielleicht noch das ein oder andere über euch selbst erfahren wollt, solltet ihr Owlboy aber definitiv eine Chance geben. Ihr bekommt das Spiel sowohl auf GOG als auch auf Steam für jeweils 23 Euro.

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