Path of Exile 2: Wir haben die neue Mercenary-Klasse gespielt - und trotzdem sind noch viele Fragen offen

Entwickler Grinding Gear Games hat zur Spielemesse den aktuellen Build von PoE 2 mitgebracht. Wir konnten eine neue Klasse ausprobieren und uns von der verbesserten Tastatur-Steuerung selbst ein Bild machen.

Der Mercenary wurde zwar schon letztes Jahr angekündigt, erst jetzt konnten wir die neue Klasse für Path of Exile 2 aber erstmals spielen. Der Mercenary wurde zwar schon letztes Jahr angekündigt, erst jetzt konnten wir die neue Klasse für Path of Exile 2 aber erstmals spielen.

Seit unserem letzten Anspieltermin hat sich einiges getan in Path of Exile 2. Noch im März hatte unser Action-RPG-Experte Dennis Zirkler bemängelt, die Tastatursteuerung sei gewöhnungsbedürftig, das Spiel für gerade Genre-Neulinge eine dicke Herausforderung.

Dieses Feedback habe man sich aber zu Herzen genommen, erklärt uns Jonathan Rogers, Chefentwickler beim neuseeländischen Studio Grinding Gear Games. Bei einem Besuch auf der gamescom zeigte uns der Entwickler den aktuellen Stand von Path of Exile 2, das am 15. November in den Early Access starten soll.

Nach dem Anspielen wissen wir: Einiges hat sich definitiv gebessert, an anderen Baustellen muss dagegen bis zum Release noch gearbeitet werden. Wir verraten euch, was wir von den Entwicklern erfahren haben.

Jesko Buchs
Jesko Buchs

Jesko spielt zwar gerne Rollenspiele, doch in den Bereich der Iso-Action-RPGs à la Diablo und Path of Exile hat er sich bisher nicht vorgewagt. Deshalb war er ziemlich nervös, als ihm auf der gamescom auf einmal genau so ein Spiel in den Terminkalender gesetzt wurde. Durchgebissen hat er sich in Köln trotzdem und kann euch jetzt vor allem aus der Perspektive eines Genre-Neulings erklären, wie sich Path of Exile 2 anfühlt.

Ein Söldner mit Maschinengewehr

Gleich die erste Neuheit, die uns Jonathan Rogers präsentiert, ist die Mercenary-Klasse, die wir auf der gamescom zum ersten Mal anspielen konnten. Der durchtriebene Armbrustschütze setzt auf die Attribute Stärke und Geschicklichkeit und beharkt seine Feinde aus der Ferne mit Bolzen oder anderen Geschossen.

Je nach Fähigkeiten und eingepackten Items kann die Armbrust nämlich auch Schrot, panzerbrechende Kugeln, Schnellfeuersalven oder sogar Granaten verschießen – nicht sehr mittelalterlich, dafür aber effektiv. 

Auf Herz und Nieren prüfen konnten wir die neue Klasse allerdings nicht. Wir konnten in Köln lediglich den Tutorial-Abschnitt und einen Teil des Startgebiets von Path of Exile 2 mit dem Mercenary unsicher machen. Über die komplexen Skillmöglichkeiten und das Lategame können wir daher leider noch zu wenig sagen.

Path of Exile 2: Wir zeigen euch die ersten 10 Minuten des Action-Rollenspiels Video starten 11:39 Path of Exile 2: Wir zeigen euch die ersten 10 Minuten des Action-Rollenspiels

Neue Steuerung, neues Glück

Eines merken wir in den Sümpfen jedoch schnell: Der Mercenary spielt sich erfrischend agil. Das liegt zum großen Teil an der neuen WASD-Steuerung, die flüssig von der Hand geht. Laut Rogers habe das Team in den vergangenen Monaten die Steuerung für alle Klassen umfassend überarbeitet und sei nun fast zufrieden damit. 

Ursprünglich war diese Eingabemethode nur für den Mercenary geplant, wurde dann aber auf die anderen Klassen übertragen. Mit der Tastatursteuerung will sich Path of Exile 2 vom großen Konkurrenten Diablo 4 abheben, der diese zwar seit Januar auch anbietet, jedoch hauptsächlich auf Click-to-move setzt.

Bei Grinding Gear würden rund drei Viertel der Leute die neue Steuerung bevorzugen, betont Rogers. Das Laufen per WASD fühle sich einfach direkter an.

Mit der Armbrust im Schrot-Modus macht der Mercenary seinen Gegnern mächtig Feuer unterm Hintern. Mit der Armbrust im Schrot-Modus macht der Mercenary seinen Gegnern mächtig Feuer unterm Hintern.

Einsteigerfeind, Einsteigerfreund

Auch der Einsteigerfreundlichkeit habe man sich angenommen, erzählt der Chefentwickler. Das ist auch nötig, denn gerade das Skillsystem von Path of Exile 2 kann auf Einsteiger schnell überfordernd wirken, da alle Klassen einen Skillbaum teilen. Um dem Rechnung zu tragen, bietet das Spiel bald Demo-Videos im Skill-Bildschirm, die zeigen sollen, wie die einzelnen Fähigkeiten funktionieren.

Die sogenannten Gems – Edelsteine, die neue Fähigkeiten freischalten – sind zudem mit einem Erklärtext versehen, der euch zudem gleich passende Skills empfiehlt. Für den Mercenary können wir mittels entsprechendem Gem zum Beispiel mehr Granaten mit einem Schuss abfeuern.

Mit diesen Vereinfachungen wolle man den Balanceakt schaffen, einerseits neuen Spielern schnell belohnendes Action-Gameplay zu bieten, andererseits alten Genre-Hasen aber auch weiterhin das Ausprobieren verrückter Builds zu ermöglichen, so Rogers. Denn für Action-RPG-Veteranen sei die Suche nach der möglichst todbringenden Fähigkeitenmischung eben die Lieblingsbeschäftigung.

Ob diese Maßnahmen für Einsteiger ausreichen werden, muss sich beim Release im November zeigen. Aktuell fühlt sich Path of Exile 2 jedoch eher an, als würde es sich mehrheitlich an erfahrene Spieler richten.

Bei diesem Skillbaum kann Einsteigern schonmal der Kopf rauchen. Trotz diverser Erklärungen ist Path of Exile 2 immer noch kein leichtes Spiel. Bei diesem Skillbaum kann Einsteigern schonmal der Kopf rauchen. Trotz diverser Erklärungen ist Path of Exile 2 immer noch kein leichtes Spiel.

Aufgrund fehlender offizieller Screenshots seitens der Entwickler mussten wir die folgenden Bilder aus dem vorhandenen Videomaterial ziehen. Die schlechte Bildqualität bitten wir zu entschuldigen, sie entspricht nicht der tatsächlichen Spielgrafik.

Mit Skillkombos zum Sieg

Als Nächstes zeigt uns der Chefentwickler einen Warrior-Charakter, den er zu einem mächtigen Streitkolben-Schwinger aufgebaut hat. Um die eben erwähnten Skillkombos zu illustrieren, säubert Rogers vor unseren Augen einen Dungeon voller verrückter Wissenschaftler, die eine künstliche Sonne anbeten.

Dank mehrerer Gems kann der Krieger mit seinen Keulenschlägen auf dem Boden ein Netz aus feurigen Rissen erzeugen, die Gegnern Schaden zufügen. Kombinieren lässt sich dies mit einem Slam Charge, bei dem der Krieger auf seine Gegner zustürmt und dann die zuvor geschlagenen Risse entzündet.

Chefentwickler Jonathan Rogars macht mit seinem Warrior einem Sonnenpriester den Garaus. Auf dem Boden sehen wir die oben beschriebenen Risse. Chefentwickler Jonathan Rogars macht mit seinem Warrior einem Sonnenpriester den Garaus. Auf dem Boden sehen wir die oben beschriebenen Risse.

Die Cooldowns für die Spezialfähigkeiten sollen möglichst gering gehalten werden, um die Spieler nicht zu lange auf die Uhr warten zu lassen. Die Wirkzeit der Fähigkeiten sei dafür länger gezogen, um ein pausenloses Spammen zu verhindern.

Jeder Dungeon habe seine eigenen Monster und ein einzigartiges Design, erklärt Jonathan Rogers am Beispiel eines Dungeons aus dem dritten Akt. Da die Wissenschaftler versucht hätten, eine eigene Sonne zu erzeugen, folgen ihr Aussehen und ihre Fähigkeiten entsprechend dem Thema Feuer.

Laufen wir zudem zu nah an diese Sonne heran und bewegen uns nicht im Schatten, verursacht das Licht des künstlichen Sterns passenderweise auch satten Feuerschaden. Insgesamt soll Path of Exile 2 bei Release 700 verschiedene Monster und 100 Gebiete mit einzigartigen Bossgegnern auffahren. Vielseitigkeit ist hier also definitiv geboten.

Path of Exile 2: Maurice spielt live mit dem Game Director - und enthüllt aus Versehen einen Boss Video starten 19:52 Path of Exile 2: Maurice spielt live mit dem Game Director - und enthüllt aus Versehen einen Boss

Völlig von der Rolle

Bauchschmerzen bereitet uns beim Anspielen dagegen nach wie vor die Rolle. Denn Blocken ist in Bosskämpfen noch immer weitgehend nutzlos. Die einzige Möglichkeit, dem Schaden zu entgehen, ist entsprechend auszuweichen. Dadurch arten Kämpfe gegen starke Gegner allerdings häufig zu einem Tanz auf der Leertaste aus. 

Hier bleibt zu hoffen, dass beim Movement der Spielfiguren noch etwas nachgebessert wird. Das Potenzial zur ernstzunehmenden Diablo-Alternative hat Path of Exile 2 in jedem Fall. Der Early Access startet Mitte November. Das Rollenspiel soll für den PC, PS5 und Xbox Series X/S erscheinen.

Fazit der Redaktion

Jesko Buchs
@Sora5513

Ich will ehrlich mit euch sein. Denn nichts anderes habt ihr als GameStar-Leser verdient. Ich, Jesko Buchs, habe mit Action-Rollenspielen wie Diablo wenig Erfahrung. Das Kampfsystem mit den vielen Skills, Shortkeys und Cooldowns hat mich bisher immer abgeschreckt. Auch die Iso-Perspektive ist für mich eigentlich einer der Gründe, entsprechenden Spielen fernzubleiben.

Für den Anspieltermin zu Path of Exile 2 musste ich mich überwinden – und geriet auf der gamescom an den absoluten Endgegner, Game Director Jonathan Rogers. Der enthusiastische Neuseeländer machte es mir auch nicht zum Vorwurf, dass ich zuvor nie Path of Exile gespielt hatte – und überschüttete mich innerhalb von einer Viertelstunde mit haufenweise Infos zum Kampfsystem, den richtigen Skill-Kombos und der neuen Tastatursteuerung.

Das Ganze allerdings in solch einer atemberaubenden Geschwindigkeit, dass ich kaum wusste, wie mir geschah. Dann parkte er mich mit einem herzlichen Viel Spaß vor einem Rechner und entschwand von dannen. Wirklich durchgestiegen bin ich bei Path of Exile 2 bis heute nicht, daher kann ich hier nun aus kompletter Einsteiger-Sicht über das Spiel schreiben.

Alles in allem macht der neue Mercenary mächtig Laune, die WASD-Steuerung fühlt sich schon sehr geschliffen an. An der übermächtigen Rolle, beziehungsweise dem wirkungslosen Blocken sollte hingegen noch gearbeitet werden. Denn ein Kampf auf dem permanenten Rückzug nach hinten ist in PoE 2 zwar aktuell zielführend, sieht aber nicht unbedingt stylisch aus.

Und auch in Sachen Einsteigerfreundlichkeit ist das neue Path of Exile trotz einiger guter Ansätze noch immer kein Zuckerschlecken. Verwunderlich ist das nicht; schon der Vorgänger war deutlich knackiger als Konkurrent Diablo 3. Genre-Neulinge dürften davon jedoch eher abgeschreckt werden.

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