Die Community lässt in den Foren kaum ein gutes Haar am kürzlich erschienenen Echtzeit-Strategiespiel Planetary Annihilation: »Enttäuscht, dafür bezahlt zu haben!«, »Lasst die Finger vom Spiel!«, »Wird es irgendwann lag-frei und spielbar?« Wir haben uns ebenfalls in riesige Massenschlachten gestürzt, Planeten mit ihrem eigenen Mond gerammt und per Todessternangriff Millionen von Stimmen in einem kurzen Moment verstummen lassen. Warum Größe aber nicht alles ist und wieso die Fans leider zu Recht verärgert sind, klären wir im finalen Test.
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Das Kickstarter-Wunder
Für alle, die nicht wissen, worum es bei Planetary Annihilation geht, hier eine knappe Erklärung: Uber Entertainments geistiger Nachfolger zu Total Annihilation und Supreme Commander will klassische Echtzeit-Strategieschlachten bieten und bläht die Größe der Originale noch mal massiv auf. Interplanetare Massenschlachten mit Hunderten Panzern, Monde, die in Planeten gejagt werden, und freudiges Spammen von Nuklearwaffen sehen wir nicht in Zwischensequenzen, sondern gehören zum grundlegenden Spielablauf.
Der Titel wurde zunächst auf Kickstarter angekündigt, ehemalige Entwickler von Supreme Commander, Command & Conquer: Generäle und Schlacht um Mittelerde arbeiteten am Projekt. Planetary Annihilation mauserte sich zur schwarmfinanzierten Erfolgsgeschichte, die statt der gewünschten 900.000 Dollar ganze 2,2 Millionen einheimsen konnte. Mit dem Geld sollte die Entwicklung weiterer Features wie ein besserer Singleplayer, unterschiedliche Planetentypen und See-Einheiten bezahlt werden.
Bekanntes Gameplay, neue Größe
Zwei Jahre nach dem Startschuss auf Kickstarter ist Planetary Annihilation nun endlich erschienen, ein Jahr später als eigentlich geplant. Wer Supreme Commander kennt, der fühlt sich in Planetary Annihilation sofort heimisch: Wir starten jede Partie nur mit einem Commander, der zentralen Einheit im Spiel. Sie steckt viel ein, teilt ordentlich aus, kann Gebäude bauen und darf nicht zerstört werden - sonst ist unsere Runde sofort vorbei.
Mit dem Commander errichten wir erste Fabriken, die weitere Baueinheiten und Kampftruppen ausspucken. Für den Bau brauchen wir zwei Ressourcen: Metall und Energie. Metall wird an entsprechenden Vorkommen abgebaut, für die Energie benötigen wir Kraftwerke. Dabei verlangt der Bau von Gebäuden und Einheiten besonders viel Metall, Energie wird dagegen vor allem für die Verwendung von Radaranlagen, Teleportern und Ähnlichem benötigt.
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Der Clou: Statt wie in Starcraft 2 einen gewissen Festbetrag für Einheiten zu zahlen, saugt der Panzerbau eine bestimmte Menge an Ressourcen pro Sekunde. Sollten wir mehr Rohstoffe verbrauchen, als produziert werden, bricht die Herstellung von Gebäuden und Einheiten nicht ab, sondern wird stark verlangsamt. Sollte unsere Energiebilanz ins Minus rutschen, streiken die oben genannten Gebäude wie Teleporter und Radar.
Sie sehen schon - Planetary Annihilation will das Rad gar nicht neu erfinden, bewährte Konzepte des Genres werden einfach übernommen. Wir errichten also eine erste Basis, erstellen zig Baueinheiten, die massig neue Kraftwerke, Metallextraktoren und Fabriken zimmern, expandieren stetig und schicken schließlich riesige Einheitenverbände, Schwärme aus Nuklearwaffen oder gleich ganze Monde Richtung Feind - immer mit der Zielsetzung, den feindlichen Commander auszuschalten.
Neu ist dagegen, dass wir uns nicht auf einem Landstrich irgendwo in der Pampa die Panzer um die Ohren werfen, sondern ein ganzes Sonnensystem im Krieg versinkt. Orbitale Transporter und Teleporter sind unverzichtbar, sie schaffen Truppen schnell von Himmelskörper zu Himmelskörper. Außerdem bedeuten komplette Planeten, dass wir von allen Richtungen aus angreifen oder angegriffen werden können - sehr spannend und herausfordernd.
Wenn unser Feind glaubt, uns mit einem Regen aus Atombomben besiegen zu können, wir aber auf einem entfernten Mond eine Invasionsstreitmacht zusammengezimmert haben und sich die Truppen per Teleporter wie Heuschrecken über seinen Heimatplaneten ergießen, lässt Planetary Annihilation die Muskeln spielen - so sieht Katz-und-Maus-Spiel auf strategischer Ebene aus.
Singleplayer pfui
Gespielt wird Planetary Annihilation entweder im Singleplayer-Modus »Galactic Warfare« oder aber im Multiplayer. Galactic Warfare wird dabei als »epischer Einzelspieler« mit prozedual generierten Inhalten angepriesen, bei dem jeder Spielstart neue Herausforderungen bieten soll. In Wirklichkeit versteckt sich hinter dem Singleplayer aber nur eine lieblose Aneinanderreihung von Skirmish-Partien ohne nennenswerte Story und Zwischensequenzen. Wir klicken uns auf einer Sternenkarte rundenweise von Sonnensystem zu Sonnensystem, treffen wir auf einen feindlichen Commander, kommt es zur Echtzeit-Schlacht.
In den Kämpfen haben wir zu Beginn nur eine Vehikelkategorie der Technologiestufe eins, sind also völlig unterlegen. Mit jeder gewonnenen Schlacht und dem Scannen von neutralen Sternensystemen erhalten wir allerdings weitere Einheitentypen wie Luftwaffe und Marine und kriegen auch Zugang zur Technologiestufe zwei. Der Modus eignet sich dabei nur bedingt als Training für den Multiplayer - die begrenzten Technologien zwingen zwar zum klugen Vorgehen gegenüber den vollständig ausgerüsteten KI-Gegnern, allerdings findet sich diese Konstellation im Mehrspieler nicht wieder.
Zudem ist der Modus alles andere als ausbalanciert: Bei unserem ersten Partiestart können wir zunächst zig neutrale Welten erkunden und Technologien einsammeln, bis wir schließlich einen ersten Kampf wagen müssen. Bei einem zweiten Start von Galactic Warfare beginnt unsere Runde dagegen direkt mit einem Kampf, den wir mit sehr eingeschränkten, schwachen Truppen bestreiten müssen.
Wer in Planetary Annihilation wirklich üben will, wird auch mit dem Rest an Einzelspieler-Optionen nicht glücklich: Das Tutorial ist ein eingebettetes YouTube-Video, das noch aus der Beta stammt. Einen Trainingsmodus ohne Gegner fehlt, ein Sandkasten für das Entwickeln neuer Strategien, fürs Üben des Mikromanagements und für die Verbesserung unserer Fähigkeit zu wirtschaften ist in diesem Genre geradezu Pflicht.
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