Mit der PlayStation 5 Pro öffnet Sony eine Tür, die wohl nie mehr geschlossen wird

Tech-Autor Nils liebt mehr FPS und bessere Bildqualität, daher überzeugt ihn auch die PS5 Pro. Aber der Preis macht ihm Sorgen, vor allem für die Zukunft.

Wie kommt der Preis der PS5 Pro zustande und was bedeutet er für die Zukunft? Nils gibt seine Einschätzung dazu ab. Wie kommt der Preis der PS5 Pro zustande und was bedeutet er für die Zukunft? Nils gibt seine Einschätzung dazu ab.

Bei all den Diskussionen um den Preis der PlayStation 5 Pro würde ich als Hardware-Enthusiast das Augenmerk gerne mehr auf das legen, was sie technisch zu bieten hat.

Doch es gelingt mir nicht.

Dabei geht mir das Herz auf, wenn ich Schlagworte höre wie mehr FPS und bessere Bildqualität – oder am besten beides gleichzeitig.

All das kann die neue Konsole leisten, wie Jans ausführlicher Test der PlayStation 5 Pro zeigt. Aber darüber schwebt stets die eine, drängende Frage: Zu welchem Preis?

Dabei geht es mir weniger um das Hier und Jetzt und die PS5 Pro, sondern vielmehr um das, was ihr Preis für kommende Konsolen bedeutet.

Nils Raettig
Nils Raettig

Nils testet seit Oktober 2013 Hardware für die GameStar und teils auch für die GamePro – sein Start bei uns fiel also mitten in die turbulente Release-Phase der PlayStation 4 und der Xbox One. Später folgten unter anderem Tests zur PlayStation 4 Pro, Xbox One X und PlayStation 5. Privat spielt er bevorzugt am PC, weil er mit Maus und Tastatur besser klar kommt als mit einem Controller. Wie sich die Konsolen technisch weiterentwickeln, verfolgt er aber nicht nur aus beruflichen Gründen stets gespannt mit.

Das Dammbruchargument

Bei einem Dammbruchargument geht es darum, das sich bestimmte Steine, die einmal ins Rollen gebracht wurden, nicht mehr aufhalten lassen.

Genau das befürchten viele Spieler nun in Bezug auf die PlayStation und den Release der PS5 Pro, und ich kann ihre Sorge nachvollziehen. Schließlich will Sony für die PS5 Pro hierzulande etwa 800 Euro – ein Preis, der noch nie für eine der großen Konsolen veranschlagt wurde.

Mit Blick auf den Preis ebenfalls wichtig: Ein Laufwerk für physische Datenträger ist nicht inbegriffen. Sicher laden heutzutage sehr viele ihre Spiele nur noch aus dem Internet herunter. Aber es ist dennoch ein potenzieller Mehrwert, der im Vergleich zu einer PS5 mit Laufwerk für 500 Euro fehlt.

Die bislang teuersten Konsolen von Sony und Microsoft:

  • Die PlayStation 2 hatte im Jahr 2000 zwar einen Einführungspreis von 869, aber D-Mark und nicht Euro. Bereits 2002 kostete sie durch Preissenkungen nur noch 249 Euro (via Golem).
  • Bisheriger Euro-Spitzenreiter ist die PlayStation 3, die bei uns zum Release im Jahr 2007 immerhin 599 Euro gekostet hat.
  • Microsofts Xbox-Konsolen lagen stets maximal bei 499 Euro, wie beispielsweise im Falle des aktuellen Top-Modells Xbox Series X.

Im Kern kann man also sagen, dass neue Konsolen von Sony und Microsoft stets etwa 400 bis 500 Euro gekostet haben.

Genau damit ist durch den jüngsten Release der PlayStation 5 Pro erstmals Schluss. Ob ihr euch die neue Konsole in Anbetracht ihres hohen Preises kaufen solltet, diskutieren wir im folgenden Video-Podcast ausführlich:

PS5 Pro: Kaufen oder nicht? Video starten 52:53 PS5 Pro: Kaufen oder nicht?

PC-Grafikkarten als schlechtes Vorbild

Dass Gaming-Hardware wie Grafikkarten und nun auch Konsolen in den letzten Jahren deutlich teurer geworden sind, hat viele Gründe. Dazu zählt, dass sich das Gaming als Hobby (und Beruf) wachsender Beliebtheit erfreut und eine immer kaufkräftigere Zielgruppe zu bieten hat.

Man kann gleichzeitig annehmen, dass die Corona- und die Chip-Krise diesen Vorgang beschleunigt haben.

Sicher waren auch die Hersteller zu diesen Zeiten mit steigenden Kosten konfrontiert (und sind es noch bis heute). Aber sie konnten dieser Zeit von sehr schlecht lieferbarer Hardware auch deutlich sehen, wie viel (mehr) Geld Menschen inzwischen bereit sind, für das Gaming auszugeben.

Das spiegelt sich auch in unseren (nicht repräsentativen) Umfragen auf GameStar.de wider, wie die Grafik unten auf Basis von insgesamt etwa 40.000 abgegebenen Stimmen verdeutlicht.

  • Sie zeigt, wie viele Teilnehmer jeweils höchstens 500 Euro für ihre GPU ausgeben und wie viele beim Kauf oberhalb dieser Grenze liegen.
  • Im Jahr 2016 haben nur knapp 20 Prozent mehr als 500 Euro für ihre Grafikkarte bezahlt. Bei der Umfrage im März 2021 waren es dagegen bereits etwa 50 Prozent und in der neuesten Umfrage vom Juni 2024 sogar 65 Prozent.
  • Das klar veränderte Angebot spielt dabei eine wichtige Rolle. Während Grafikkarten für mehr als 500 Euro früher die klare Ausnahme waren, sind solche Preise heute eher die Regel.

Zwei Grafikkarten, ein klares Bild

Schon an Nvidias RTX 3080 und ihrem Nachfolger RTX 4080 kann man ablesen, wie krass der Preissprung bei Grafikkarten in den letzten Jahren war:

  • Zum Release der RTX 3080 im Herbst 2020 sollte die Founders Edition von Nvidia 699 Euro kosten. Doch die ersten Modelle waren schnell ausverkauft und bei Ebay & Co. tauchten Scalper-Angebote für 1.200 Euro und mehr auf.
  • Im Mai 2021 sah es noch schlimmer aus: Erfolgreich erzielte Verkaufspreise von über 1.900 Euro für die RTX 3080 waren bei Ebay nichts Ungewöhnliches.
  • Ende 2022 ist schließlich ihr Nachfolger in Form der RTX 4080 erschienen. Kostenpunkt von Nvidias Founders Edition: 1.469 Euro – also mal eben mehr als doppelt so viel wie im Falle der RTX 3080 zum Release.

Ein Muster, das sich nun mit der PlayStation 5 Pro im Konsolenbereich fortsetzt, wenn auch (noch) nicht in ganz so starker Ausprägung.

Die erste neue Konsole seit der Chip-Krise als klares Signal

Sieht man mal von der PS5 Slim mit nur geringfügigen Änderungen ab, ist die PS5 Pro die erste neue Konsole seit der Chip-Krise. Die Hersteller hatten bislang also nicht wirklich eine passende Gelegenheit, um ihre Hardware für mehr Geld zu verkaufen als bisher.

Dass sie gewillt sind, genau das zu tun, zeigt die PS5 Pro mehr als deutlich. Dabei ist nicht zu vergessen, dass die PS4 Pro damals trotz schnellerer Hardware eben nicht teurer war als die PS4 ohne Pro-Zusatz.

Es ist zwar gut möglich, dass Microsoft weiter im Preisbereich von etwa 500 Euro bleibt, auch in Anbetracht der klaren Dominanz von Sonys PlayStation im direkten Duell mit der Xbox.

Ich wäre aber mehr als überrascht, wenn Sony für die PlayStation 6 nicht einen ähnlichen Preis wie für die PlayStation 5 Pro verlangen würde. Ihr Release wird übrigens frühestens 2027 und vielleicht sogar erst 2028 erwartet. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem großen Hub-Artikel zur PS6:

Man muss allerdings auch dazu sagen, dass sich die Kosten für die nötigen Bauteile für die Hardware-Hersteller in den letzten Jahren ebenfalls klar erhöht haben, unter anderem durch die gestiegene Nachfrage und durch Faktoren wie politische Unsicherheiten sowie deren Einflüsse auf Lieferketten.

Inflation und Irrtum

Faktoren mit globalen Auswirkungen merken wir letztlich in allen Bereichen des Lebens, schließlich gehen die Kosten (fast) überall seit Jahren nur nach oben. Das bringt uns zu einem generell wichtigen Aspekt beim Blick auf vergangene Preise: die Inflation.

Um beispielsweise die Kaufkraft von 600 Euro zum Release der PS3 aus dem Jahr 2007 zu erreichen, wären heute laut Inflationsrechner von finanz-tools.net knapp 850 Euro nötig.

Ich kann aber ganz unabhängig davon verstehen, dass vielen die hohen Anschaffungskosten der PS5 Pro sauer aufstoßen. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Sorge, dass Sony damit eine (Preis-)Tür aufgestoßen hat, die nun nie mehr geschlossen wird.

Bleibt abschließend wohl nur eins: die Hoffnung, dass es sich bei dieser Sorge um einen Irrtum handelt. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich das fast für ausgeschlossen halte.

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