Proteus - Erfahrungsschatz

Das hier ist kein Test. Das hier ist der Erfahrungsbericht eines Redakteurs über ein »Spiel« namens Proteus, das sich vehement wehrt, in ein Wertungskorsett gezwängt zu werden.

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Es ist Sonntag. Am Montag soll ich mir Proteus anschauen, einen vermeintlichen Indie-Geheimtipp von Ed Key und David Kanaga. Bis dahin vergehen allerdings noch einige Stunden, und Bilder des Spiels wecken mein Interesse. Warum nicht mal antesten?

Zehn Minuten später ist der Fall für mich klar: Absolut überschätzter Indie-Quark, der gerne Pixelkunst wäre. Ein bisschen rumlatschen, immer gleiche Bäume betrachten und sich langweilen – hey, mit Häschen, nett, aber ohne mich.

Montag. Mit Grauen nähere ich mich der Redaktion. Ich muss mir Proteus nochmal ansehen – und drüber schreiben. Nun ja, was muss, das muss. Ran an den Monitor und das Ding über sich ergehen lassen.

Zwei Stunden später ist der Fall für mich klar: Absolut übermüdeter Redakteur, der sich im Wochenendkoma nicht die Zeit genommen hat, die Bäume und die vielen Dinge, die in Proteus zwischen ihnen und den Zeilen liegen, genauer zu betrachten. Sobald ich mich allerdings darauf einlasse, stellt sich etwas ein, dass ich bei einem Stück Software schon lange nicht mehr erlebt habe: Faszination. Und Zufriedenheit.

Wo ist die Wertung?
Da Proteus nur minimale Gameplay-Elemente besitzt und sich dank seines experimentellen Ansatzes nicht in klassische Genre-Kategorien zwängen lässt, verzichten wir auf eine Wertung.

Augen auf

Die Proteus-Prämisse ist denkbar einfach: Ich erwache im Wasser. Vor mir eine zufallsgenerierte Insel, die ich nach Lust, Laune und aus der Ego-Perspektive erkunden kann. Gegner, Waffen und sammelbare Gegenstände, all das schenkt sich Proteus. Stattdessen gibt es nur mich, die Flora und Fauna des Eilands und viele Geheimnisse.

Aller Anfang ist, äh, nass. Zu Beginn des Spiels erwache ich im Wasser, einige Meter vor der geheimnisvollen Insel. Aller Anfang ist, äh, nass. Zu Beginn des Spiels erwache ich im Wasser, einige Meter vor der geheimnisvollen Insel.

In den ersten Spielminuten saugt mich die grobe Retro-Pixelpracht unweigerlich zurück in meine Kindheit, damals mit dem kleinen Röhren-Fernseher und dem Atari 2600. Ein Häufchen Pixel sitzt vor mir im Gras. Ich will es ergreifen, doch Proteus verwehrt mir die passende Taste. Ich kann nur gehen und mich hinsetzen. Als ich mich dem Ding nähere, hüpft es davon – seinen Bewegungen nach zu urteilen könnte es ein Hase sein.

Wo kaufen?
Proteus für PC und Mac wird sowohl über Steam als auch der offiziellen Hompage verkauft. Nach dem Kauf über Steam (9,99 Euro) dürfen Sie das Spiel auf beliebig vielen Rechnern installieren. Ein Weiterverkauf ist aber nicht möglich. Auf der Homepage gibt’s den Titel für 10 Dollar (ca. 7,60 Euro) ohne jeglichen Kopierschutz.

Einige Zeit wandere ich so vor mich hin, betrachte die Natur, scheuche Vögel auf, stoße auf seltsame Gebilde, die an Ruinen oder abgestorbene Bäume erinnern. Was sie darstellen sollen? Keine Ahnung. Mit der Zeit bemerke ich, dass jedes Tier sein eigenes Geräusch erzeugt. Doch nicht nur das: Als ich einen der überall auf der Insel verteilten Steine streife, gibt auch dieser einen Ton von sich.

Die nächsten Minuten verbringe ich damit, gegen alles zu laufen, was ich finden kann, um einen regelrechten Klangteppich zu erzeugen, meinen eigenen Soundtrack. In gewisser Weise fühle ich mich wie ein Kind, das zum ersten Mal einen Spielzeugladen betritt. Es gibt viel zu sehen, zu hören, zu bestaunen, und oft sind es die kleinen Dinge, die das größte Interesse wecken.

Proteus - Screenshots ansehen

Als ich einen Berg erklimme, beginnt die Sonne, am Horizont zu versinken. Unter mir legt sich eine Wolkenschicht langsam über das Tal. Sanfte Melodien strömen an mein Ohr. Ich stehe und stehe und stehe, beobachte und lausche. In seinem Pixel-Mikrokosmos lebt, tickt und atmet Proteus auf ganz eigene Weise, entfaltet eine meditative Stimmung, die ich immer mehr zu genieße.

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