Rainbow Six: Selbst dem Experten C0rnyyy ist Siege nicht mehr ernst genug

Brava vs. Sledge: Im Vergleich zwischen neu und alt fallen die Unterschiede bereits bei den Operatoren deutlich auf.

Rainbow Six: Siege hat sich über die Jahre enorm verändert. Der Taktik-Shooter ist von gerade Mal 20 Operator auf mittlerweile 65 gewachsen, aber auch einige Gameplay-Veränderungen sind dazugekommen – manche waren dabei mehr, einige weniger beliebt. Unter den GameStar-Artikeln finden sich daher immer wieder Kommentare, bei denen ihr euch das alte Siege zurückwünscht.

Wir haben den Rainbow-Six-Experten Steffen Torborg, auf YouTube besser bekannt als C0rnyyy gefragt, ob er einen ähnlichen Wunsch hegt.

Wer ist C0rnyyy?

Steffen spielt bereits seit der ersten Beta intensiv Rainbow Six: Siege, bis er schließlich im Jahr 2016 seinen YouTube-Kanal nach Ubisofts Shooter ausrichtete. Seitdem versorgt er seine Community regelmäßig mit Operator-Tipps, Strategien und Update-Zusammenfassungen.

Was wäre überhaupt das alte Siege?

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Gäbe es ein altes Siege, wäre es nahezu ein anderes Spiel. Das fällt besonders auf, wenn man sich aus heutiger Sicht den ersten Reveal des Spiels anschaut - zugegeben steckte aber schon in der ersten Version des mittlerweile sieben Jahre alten Titels nicht viel von dem dort gezeigten drin:

13:19 Gamewatch: Rainbow Six: Siege - Video-Analyse zum Taktik-Shooter-Rückkehr

Siege war zu Beginn bodenständiger. Die Gadgets der Operator waren glaubwürdig, Ashs Raketenwerfer oder Montagnes Schild vermitteln den Eindruck eines ernsten Special-Force-Teams. Wie Steffen aber hervorhebt, hat diese Zeit ohnehin nicht lange gehalten:

Die unrealistischen Gadgets stören mich weniger, solange ich nachvollziehen kann, woher der Grundgedanke dieser Fähigkeit kommt. Die Diskussion über futuristische Gadgets wurde bereits vor 5 Jahren mit Jackal, Lion oder Alibi geführt. Das ist also kein neues Problem.

Da hören die Änderungen aber natürlich nicht auf, die Map-Reworks oder auch das Verschwinden der Leichen kam bei einigen Spielern nicht gut an. So kann man sich zum Beispiel seitdem nicht mehr in den Leichen der gefallenen Gegner und Kollegen verstecken – für Steffen ist das aber mehr Vor- als Nachteil:

Die klare Beleuchtung, die aufgeräumten Maps oder das Verschwinden der Operatorleichen machen das Gameplay für mich wesentlich angenehmer, gingen allerdings auf Kosten der Stimmung. Persönlich fand ich diese Änderungen dennoch gut.

Trotzdem fehlt mir der ernste Ton, so Steffen. Die Story-Trailer versuchen zwar in letzter Zeit, von spaßigen Turnier-Kämpfen wieder hin zu düsteren Szenen zu weichen, aber zeitlich begrenzte Spielmodi wie Rainbow is Magic fallen dann doch offensichtlich auf:

1:07 Der wohl verrückteste Spielmodus aus Rainbow Six: Siege ist zurück

Aber auch im klassischen Spielmodus hat sich einiges getan. Steffen sieht den Grund für einige Veränderungen am chinesischen Markt:

Nach und nach wurden jegliche Darstellungen von Totenschädeln, Blut, Glücksspiel oder Drogen auf den einzelnen Maps entfernt. Ein verlassenes Freizeitparkgebäude wirkt auf einmal ziemlich seltsam, wenn dort nichts ist, was auf irgendwelche kriminellen Aktivitäten hindeuten könnte. Früher gab es auf Theme Park noch ein Drogenlabor, mittlerweile wurde dieses rausgenommen.

Wie wär‘s mit einem Siege Classic?

Natürlich stellt sich nun die Frage, wie Ubisoft nun die alten Fans wieder zurückgewinnen kann. Blizzard stellte für alteingesessene Fans von World of Warcraft WoW Classic zur Verfügung. Für Siege kann sich C0rnyyy aktuell keine vernünftige Version vorstellen – vor allem, wenn die Nostalgie-Brille abgesetzt wird:

Manche Themen wie die unrealistischen Fähigkeiten würden vermutlich sehr schnell wieder aufkommen, da die bereits früh Teil von Rainbow Six Siege waren. Außerdem hatte Siege bereits damals seine Probleme und manche Mechaniken wurden erst später intensiv ausgenutzt. Ein großer Teil der Runden würde aus QE Gespamme, Dropshots und Verteidigern bestehen, die einfach nur mit einem ACOG Visier spawnpeeken gehen.

Da es sich bei Siege im Gegensatz zu WoW um einen Esport-Titel handelt, sieht Steffen ein Konkurrenzprodukt zum Hauptspiel auch als nicht gerade optimal an.

Die Probleme von Siege

Trotzdem sind die Zahlen nicht mehr da, wo sie mal waren. Am Free Weekend im März 2021 tummelten sich auf Steam noch über 200.000 Spieler in den Lobbys herum, am letzten Free Weekend im Dezember 2022 waren es nur noch knapp über 60.000. Das sind zwar noch lange keine katastrophalen Zahlen, sie zeigen aber deutlich das abebbende Interesse. Der Frust der Spieler lässt sich laut Steffen auf die klassischen Probleme bei Multiplayer-Shootern zurückführen:

Viel Frustration entsteht auf jeden Fall durch Cheater und toxische Spieler. Hier arbeitet Ubisoft zwar stetig an Lösungen, es geht allerdings nur sehr langsam voran.

Obwohl Siege ein Taktik-Shooter ist, wird aber auch das Tüfteln neuer Strategien immer unwichtiger:

Die aktuelle Meta ist sehr offensiv und Gunfight-lastig, was für einen “Taktik-Shooter” nicht gerade passend ist. Das 1.5x Visier hat einen endlosen Kreislauf an Balancing Maßnahmen ausgelöst, die nicht enden wollen. Jede Season wird dort etwas geändert. Hier fehlt eine klare Struktur.

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Für ein Siege 2 hätte Steffen klare Vorstellungen:

Im Endeffekt würde ich mir keine Neuerfindung des Spiels wünschen, sondern eher einen kleinen Reset. Operator, Maps und Mechaniken, die bisher wenig Anklang gefunden haben, können rausgeworfen werden und man kann mit einer neuen Engine durchstarten.

Bis es aber dazu kommen könnte, wird offenbar noch einige Zeit ins Land ziehen. Immerhin plant Ubisoft, den Shooter noch zehn weitere Jahre mit neuen Seasons frisch zu halten.

Was würde euch dazu bringen, bei Rainbow Six: Siege mal wieder vorbeizuschauen? Vermisst ihr auch das alte Siege oder seid ihr recht glücklich mit der Entwicklung des Taktik-Shooters? Und wenn ihr jetzt ein bisschen Revue passieren lasst, welche Season hat euch am meisten Freude bereitet? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!