Auch wenn Videospiele die Geschichte häufig verändert darstellen, basieren sie nicht selten auf der Realität und geben einen gewissen Einblick in frühere Zustände. Im Falle von Red Dead Redemption 2 ist das sogar gut genug gelungen, dass der Geschichtsprofessor Tore Olsson es für seinen Kurs an der Universität von Tennessee nutzt.
Weitere Beispiele, in denen die euch Spieleentwickler in die Vergangenheit schicken, findet ihr übrigens in unserem Plus-Artikel:
Red Dead America
Sein Kurs nennt sich »HIUS 282: Red Dead America« und beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Problemen Amerikas in den Jahren 1899 bis 1911. In einer Reihe von Twitter-Beiträgen erklärt er seine Gedanken dahinter, ein Videospiel zum Fokus des Kurses zu machen.
Er selbst stellt klar, dass Videospiele häufig nicht gerade historisch korrekt sind, aber dennoch einige wichtige Problemen ansprechen. Im Falle von Red Dead Redemption 2 nennt er zwölf davon, sagt jedoch auch, dass diese Liste nicht vollständig ist.
- Die Mythologie der Grenzlande und ihr langes Nachleben
- Die Ausbreitung des Monopol-Kapitalismus und wie das Schienennetzwerk die Macht der Firmen stärkte
- Die ungleichmäßige Verteilung von Reichtümern
- Kolonialpolitik und die Enteignung der Ureinwohner
- Die Entstehung der rassistisch motivierten Gewalt im Süden
- Die mexikanische Revolution und ihre Auswirkungen
- Die Erinnerung an den Bürgerkrieg und Entstehung des »Lost Cause«-Mythos
- Das Stimmrecht für Frauen und dessen Gegner
- Das amerikanische Imperium und seine Expansion von 1898
- Der Kosmopolitismus der amerikanischen Bevölkerung
- Stereotypen über die amerikanischen Ureinwohner
- Die Privatisierung der Exekutive mit der Pinkerton Detective Agency
Das Spiel muss man für eine Teilnahme am Kurs nicht besitzen. Der Professor geht allerdings davon aus, dass ein Großteil der Studenten es ohnehin bereits gespielt hat.
Dass ihr die Welt von Red Dead Redemption 2 nicht komplett für bare Münzen nehmen solltet, zeigt manche Quest in dem Spiel. Beispielsweise könnt ihr einen Zeitreisenden treffen.
Die Idee hinter dem Kurs
Auf den Einfall, einen Kurs mithilfe von Red Dead Redemption 2 zu unterrichten, kam er nicht alleine. Er wurde dabei von seinem Kollegen Jonathan S. Jones inspiriert. Dieser veröffentlichte 2019 einen Artikel in dem er untersuchte, wie RDR2 die rassistische Vergangenheit der Vereinigten Staaten repräsentiert und Spieler mit ihr interagieren lässt.
Olsson glaubt, dass diese moderne Art und Weise eines Geschichtskurses dabei helfen wird, auch Studenten anderer Hauptfächer anzusprechen. Zudem erhofft er sich mit dieser Herangehensweise, dass auch einige seiner Kollegen eigene Kurse auf geeigneten Videospielen aufbauen, um gerade ein jüngeres Publikum anzusprechen.
Spiele als Lehrer: Auch einige Wissenschaftler sind inzwischen der Meinung, dass Videospiele hervorragende Lehrmeister sein können. Warum sie noch viel mehr als nur unsere Koordination verbessern, lest ihr in unserem ausführlichen Report, für den wir mit Entwicklern und Forschern gesprochen haben.
Was haltet ihr davon? Findet ihr, dass Videospiele ein geeignetes Lehrmaterial sein können? Lasst uns eure Meinung gerne in den Kommentaren wissen.
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