Return to Monkey Island: Dieses Spiel ist mir zu wichtig, um es wegen Grafik zu verteufeln

Meinung: Das erste Gameplay zu Return to Monkey Island sorgt für viel Geschrei um die Optik. Das ist nachvollziehbar - aber Fabiano zwingt sich trotzdem zur Ruhe.

Ich bin das Teufelshühnchen!

Pardon, vielleicht wäre Kontext ganz gut. Ähem. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich nach diesem Artikel womöglich als El Pollo Diablo (Gitarren-Geschrammel) einen abergläubischen Tavernenbesitzer erschrecken kann. Denn vielleicht wird man mich teeren und federn - auch wenn diese Foltermethode immer so viel Dreck macht.

Aber aktuell wollen vermutlich die Wenigsten hören, was ich jetzt sage: Verteufelt Return to Monkey Island nicht wegen der Grafik!

Mir ist sehr bewusst, wo der aktuelle Sturm der Entrüstung herkommt. Es hat sich ja bereits beim ersten Teaser zu dieser unerwartet erfreulichen Rückkehr angedeutet. Denn hier war ebenfalls zu erkennen, dass Monkey Island vielleicht nicht ganz so aussieht, wie es sich viele Fans gewünscht haben.

Fabiano Uslenghi
Fabiano Uslenghi

Dass Point&Click-Adventure heutzutage nicht mehr selbstverständlich sind, ist für Fabiano einer der traurigsten Aspekte der modernen Spielelandschaft. Immerhin ist er mit Monkey Island, Day of the Tentacle, Runaway oder The Whispered World groß geworden. Jetzt sind diese Spiele sehr viel seltener geworden. Doch gerade Monkey Island hat bis heute einen Platz in Fabianos Herzen, so groß wie ein dreiköpfiger Affe. Deshalb freut er sich unheimlich über den neusten Teil, selbst wenn es gerade viel Gemecker gibt.

Nun bekamen wir allerdings tatsächliches Gameplay zu sehen und zugleich einen Blick auf viele liebgewonnene Charaktere. Der gute Guybrush stolpert wieder als mächtiger Pirat durch die Karibik, seine geliebte Elaine steht ihrem Plünderhäschen dabei zur Seite und natürlich lauert der untote Piratenkapitän Le Chuck erneut irgendwo.

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Jetzt sehen all diese Figuren aber der neuen Grafik entsprechend deutlich anders aus - selbst wenn sie noch zu erkennen sind. Und das sorgt einfach für Irritation. Auch bei mir übrigens.

Ja, Optik ist wichtig

Ich will mich auch gar nicht hinstellen und die alte Leier spielen. Ich will euch jetzt nicht sagen, dass Grafik bei einem Spiel nicht alles ist. In vielen Fällen ist die Optik womöglich sogar der unwichtigste Teil davon. Ich persönlich bin aber auch ein Mensch, dem der Look eines Spiels tatsächlich sehr viel bedeutet. Ich kann mich selten wirklich komplett auf ein Spiel einlassen, deren Grafik mir nicht gefällt.

Ganz egal, ob das nun am Stil liegt, oder ob die Grafik technisch durchaus hinterherhinkt. Manchmal ärgere ich mich selbst darüber, beispielsweise habe ich jahrelange Minecraft aus genau diesem Grund ignoriert und dann gemerkt, dass mir dieses Spiel verflucht viel Freude bereitet. Komplett ablegen konnte ich diese Einstellung aber trotzdem nicht.

Gerade der Stil ist für mich und meine Vorfreude auf ein Spiel immens wichtig. Ich bin nämlich eigentlich wie viele von euch. Ich bin viel schwerer für Comicgrafik zu begeistern, als wenn das selbe Spiel einfach versucht, einen eher realistischen Look zu imitieren.

Na gut, gelegentlich bin ich für manchen Comic-Look zu erwärmen, und liebe beispielsweise Monkey Island 3 nicht trotz, sondern gerade für seine Optik. Mir gefallen auch die beiden Remasters zu den Vorgängern. Das sind aber Ausnahmen. Wird es so abstrakt wie bei Return to Monkey Island, endet irgendwann mein Wohlwollen.

Oder besser gesagt: So ein Look trifft nicht mein ästhetisches Empfinden.

Eigentlich bin ich also voll auf der Seite der Mehrheit - und trotzdem will ich diesem Gefühl der Enttäuschung gerade einfach nicht nachgeben. Monkey Island ist mir dafür schlicht und ergreifend zu wichtig.

Ich brauche die Vorfreude

Ohne Monkey Island 3 würde ich hier wahrscheinlich gerade nicht in die Tasten hauen. Denn das war das erste PC-Spiel, das ich jemals durchgespielt habe. Gemeinsam mit meinem Papa. Entsprechend emotional bedeutsam ist für mich Monkey Island. Auch die beiden Vorgänger gehören zu meinen absoluten Lieblingsspielen, obwohl ich sie später im Alleingang durchgespielt habe.

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Als im April Devolver dann wie aus dem Nichts Return to Monkey Island ankündigte, hat mein Herz augenblicklich Saltos geschlagen, ein Fass Grog geöffnet und ist torkelnd vom Dock gefallen. Ich hoffte auf diese Ankündigung, seitdem Lucasfilm Games wiederbelebt wurde - wirklich daran glauben konnte ich aber nicht.

Jetzt ist es passiert und aktuell nehme ich jede gute Nachricht im Bereich PC-Spiele, die ich kriegen kann. Ja, ich zwing mich regelrecht dazu, mir von der Grafik eines Return to Monkey Island nicht die Stimmung verhageln zu lassen. Nach Rückschlägen wie Diablo Immortal und dem Siedler-Comeback ist es nur allzu leicht, jeglicher Vorfreude abzuschwören. Ich brauche aber diese positiven Ausblicke in meinem Leben. Das hat nichts mit bedingungslosen Hype zu tun, sondern dem Bewahren eines gesunden Optimismus' bei einer Sache, die mir ausgesprochen wichtig ist.

Und Grafik ist nun mal Geschmackssache - gerade, wenn es um die künstlerische Vision geht und nicht die technische Umsetzung. Bislang ist die Optik zudem der einzige handfeste Anhaltspunkte, um wirklich schlecht gelaunt zu sein. Aber am Ende geht es vor allem darum, ob sich Monkey Island seinen Humor bewahrt, seine herzliche Geschichte und sein gewitztes Rätseldesign.

Ich schaff es nicht oft, über Optik hinwegzusehen. Bei Return to Monkey Island mache ich aber eine entschlossene Ausnahme. Für mich hängt emotional zu viel an diesem Spiel, um mich im Vorfeld komplett abschrecken zu lassen.

Vor allem da ich weiß, dass ich es verkraften kann. Und vielleicht könnt ihr es ja auch.

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