Riders Republic brüllt euch regelrecht an: »Seht her, was es alles zu erleben gibt und wie cool und lässig wir hier sind. Mit unserer abfahrenen Kostümen wie in Fortnite, mit den trendigen Trendsport-Events und den ganzen crazy Motherfuckers, die hier die Party des Jahres steigen lassen.« Vor kurzem wurde mit »Cringe« das deutsche Jugendwort des Jahres 2021 gekürt - und Riders Republic ist quasi das Festival aus Forza Horizon in cringe.
Wenn dann noch die Shackdaddy Bandits, ein Truppe besonders wilder Höllenhunde, im Spiel auftauchen und mit ihren ach so lustigen Stuntprüfungen auftrumpfen, dann muss ich kurz innehalten und durchatmen. Denn dann fühle mich wie einem Hostel, wo mir eine Gruppe unheimlich gutaussehender Surfertypen beim Abendessen ungefragt aus ihrem Leben erzählt. Von Roadtrips auf der Panamericana, Nächten unter dem Sternenzelt der Wüste und Couchsurfing in Kolumbien.
Und plötzlich kommt mir mein eigenes Leben wie eine langweilige Lindenstraßen-Hölle vor, weil ich ja normal studiert habe, abends ab und zu noch TV schaue und nicht ständig um den Globus trampe. Und mir so denke: Haltet doch einfach euer Maul - ich möchte gar nicht wissen, was ihr so Tolles treibt!
Der Autor
Matthias Schmid, Baujahr 1981, schreibt seit siebzehn Jahren hauptberuflich über Spiele – lange Jahre in Diensten des Print-Oldies M! Games (einst MAN!AC), danach bei 4Players. Er liebt pixelige Arcade-Action und Indie-Experimente ebenso sehr wie große Geschichten in offenen Welten, spielt besser virtuell Tennis als man es ihm ansieht und kann sich beim Thema Lieblingsspiel nicht zwischen Shenmue, Journey, Super Mario Galaxy und God of War entscheiden. Abseits des Bildschirms ist er leidenschaftlicher Energy-Drink-Sammler, Vogelbeobachter und Fußballfan – eine krude Hobby-Kombination, die ihn selbst überrascht.
Das will ich auch den Menschen in Riders Republic entgegenbellen: Lasst mich mit eurer Hipsterparty in Ruhe. Gebt mir meine Sportausrüstung, zeigt mir kurz die Welt und wie alles funktioniert - aber dann haltet ihr die Klappe, okay?
Bin ich deswegen ein Griesgram oder einfach zu alt für Dinge, die der Generation Fortnite Vergnügen bereiten? Das muss jeder selbst entscheiden. Aber Ubisoft hat es meiner Meinung nach tatsächlich übertrieben, wollte schon seinen Figuren so viel überbordenden Spaß einimpfen, dass man als Spieler gar nicht anders kann, als mit ihnen zu feiern. Dabei hätte Riders Republic so ein Aufhebens gar nicht nötig, steckt doch eine reizvolle Open World voller traumhafter Panoramen, reizvoller Sportarten und rassiger Rennen im Spiel.
Update vom 8. Juni 2023: Zum nachträglichen Steam-Release von Riders Republic haben wir diesen Test aus dem Jahr 2021 aktualisiert und erneut veröffentlicht.
Steep 2.0?
Riders Republic ist der Nachfolger des 2016 erschienen Steep. Ubisoft Annecy erschuf damals eine sehenswerte, weitläufige, oftmals entspannte Winterwelt, wo der kompetitive Aspekt des Winter- beziehungsweise Trendsports im Hintergrund blieb.
Riders Republic baut auf diesem Fundament auf und entlässt den Spieler erneut in ein riesiges offenes Naturgebiet - aber zum einen gibt es dort große Bereiche ohne weißen Schleier, zum anderen stehen nun wilde, temporeiche Rennen auf dem Fahrrad, den Skiern, dem Snowboard oder mit dem Raketenrucksack im Fokus.
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