Oh Gott, Brian stößt Gina aus dem Flugzeug! Die sehen wir nie wieder! Ach so, das Flugzeug schmiert gerade ab, und weil's nur einen Fallschirm gibt, lässt Brian Gina springen. So wird aus dem Urlaubsflug über der Tropeninsel Mala der Einstiegssturz ins am sehnlichsten erwartete Adventure der letzten Jahre. Mit der Bruchlandung im Dschungel beginnt für den Ex-Physikstudenten, jetzt Sunnyboy Brian die Suche nach seiner entfallenen Liebsten. Dass das sympathisch-kuriose Runaway 2 die hohen Erwartungen dann doch nicht ganz erfüllt, liegt nicht zuletzt daran, dass Sie Gina in der Tat nicht wieder sehen.
Trink, Affe, trink!
Zu Spielbeginn kraxelt Brian mutterseelenallein aus dem schrottreif geknautschten Wasserflugzeug - sogar der unterwegs verstorbene Pilot ist aus dem Cockpit verschwunden. Zur Selbstrettung greift Brian auf bewährte Adventure-Lösungen zurück: alles anschauen, vieles mitnehmen, Gegenstände kurios-einleuchtend einsetzen. Runaway 2 verschiebt - wie schon der Vorgänger - die Skala dabei eher ins Kuriose, das Einleuchtende darf auch mal auf der Strecke bleiben.
Schon im ersten der sechs Kapitel machen Sie »Gebrauch« von einem versoffenen Äffchen, später schleppt Brian vom Elchkopf bis zur Beinprothese allerhand ungewöhnlichen Krimskrams mit sich herum. Wie die Sammelstücke Probleme lösen können, hat oft den erhofften Aha-Effekt. Aber eben nicht immer. Vor allem im letzten Spieldrittel häufen sich abstruse Rätsel, zu denen kein roter Logik-Faden mehr führt. Im Ganzen bleibt das Adventure in der Überschaubarkeit seiner Schauplätze und der Menge der Gegenstände aber angenehm ausgewogen, so dass mitunter auch simples Herumprobieren hilft. Wenn Sie die Maus über einen interessanten Punkt bewegen, verändert sich der Zeiger; mit Rechtsklick wechseln Sie zwischen »Anschauen« und »Interagieren«.
Eine Tastenhilfe, mit der Sie (wie in Geheimakte Tunguska) alle benutzbaren Dinge auf dem Schirm hervorheben, gibt es nicht. Das zwingt teilweise zum lupengenauen Abstöbern der Umgebung, auch weil kleinere Gegenstände stark mit dem Hintergrund verschmelzen. Wir sagen nur »Bugluke«.
Grafik: Kinoqualität
Dass Figuren und Hintergründe eine glaubwürdige Einheit bilden, mag für längere Suchminuten sorgen, tatsächlich ist es aber die größte Stärke von Runaway 2. Denn die Spanier von den Pendulo Studios haben das derzeit prächtigste 2D-Spiel erzeichnet. Runaway 2 durchzieht ein stilsicherer, farbenfroher und kontrastreicher Comic-Look, selbst in der Schneedämmerung von Alaska. Vor den teilweise detailarmen Hintergründen bewegen sich Figuren eindrucksvoll flüssig und mit großer Bewegungsvielfalt.
Runaway 2 - Screenshots ansehen
Im Gegensatz zu anderen Spielen, die sich um aufwändig zu animierende Handlungen durch Schnitte oder »Held streckt die Hand aus«-Standards herumdrücken, protzt Runaway 2 mit stolzer Zeigelust. Jede Aktion von Brian wird dargestellt, oft mit witzigen Effekten. Immer wieder veranschaulichen Zwischensequenzen das Geschehen, deren Qualität an Animationsfilme aus dem Kino erinnert. Die Optik-Schmankerl setzt Runaway 2 geschickt als Belohnungen ein; vor allem die spektakuläre, an Indiana Jones angelehnte Flucht aus dem Tiki-Tempel von Mala besticht durch rasantes Tempo. Das geht im Spielverlauf zunehmend verloren; dann werden die Zwischenszenen quassellastig und sind träger inszeniert. Die Kehrseite der Animationsverliebtheit: Während sich Brian bewegt, zum Beispiel kurz die Arme verschränkt, reagiert er nicht auf Ihre Mausklicks. Sie müssen warten, bis die Animation abgespult wurde.
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