Scorpion: Disfigured im Test - Ganz weit weg vom Shooter-Geheimtipp

Atari liefert mit seinem Ego-Shooter Scorpion: Disfigured erneut den Beweis: Viele Ideen machen noch lange kein gutes Spiel.

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Die Liste der Spiele, bei denen sich der Ego-Shooter Scropion: Disfigured für sein Design bedient, ist lang und prominent besetzt: Waffen und Charakterwerte verbessern kennen wir beispielsweise aus Deus Ex, übermenschliche mentale Fähigkeiten aus System Shock 2, und das Spiel mit Überblendungen und dynamischen Schatten erinnert nicht selten an Riddick: Escape from Butcher Bay oder F.E.A.R 2. Doch wer nun auf einen »besser gut geklaut als schlecht erfunden«-Titel hofft, wird auf ganzer Linie enttäuscht. Schlimmer noch, Scorpion versemmelt nicht nur die gemopsten Ideen der Vorbilder, das Spiel versagt vor allem bei der Schlüsselqualifikation des Ego-Shooters: dem Schießen.

Ich treffe nix

Die Kämpfe in Scorpion machen keinen Spaß, und dafür gibt es viele Gründe. Die Waffensounds sind lächerlich kraftlos. Einschüsse klingen wie Regentropfen, die auf ein Blechdach prasseln. Feindkommentare wirken völlig deplatziert und sinnfrei. Von wo Sie beschossen werden, kann die dürftige Tonkulisse auch nicht vermitteln. Zudem fehlen viele Geräusche, und das ganze Soundsystem setzt regelmäßig aus. Getroffenen Gegner zeigen keinerlei Regungen, selbst wenn eine Granate direkt vor ihren Füßen explodiert. Auch sonst vertragen selbst die kleinsten Gegner auf dem schwächsten von drei Schwierigkeitsgraden mitunter ein ganzes Pistolenmagazin, also immerhin 16 Schuss. Ein anderes Mal gehen gepanzerte Soldaten aus unerklärlichen Gründen nach drei Kugeln zu Boden, egal wohin Sie treffen, denn genaues Zielen ist mit den Waffen sowieso nicht möglich. Selbst wenn Sie Ihr konventionelles Arsenal per Upgrade aufbessern, fühlt es sich noch an, als ob Sie Wattebällchen auf Ihre Gegner werfen, die immerhin halbwegs geschickt in Deckung gehen.

Scorpion - Screenshots ansehen

Ich brauche nix

In Scorpion kämpfen Sie mit herkömmlichen Waffen und Psi-Kräften. In Scorpion kämpfen Sie mit herkömmlichen Waffen und Psi-Kräften.

Neben den üblichen Schießeisen wie Schrottflinte, Maschinengewehr und Pistole nutzen Sie in Scorpion auch telekinetische Druckwellen, Gedankenkontrolle und Selbstheilung. Soweit der Plan der Entwickler, doch der Wechsel zwischen Waffen und Psi-Kräften ist umständlich und dauert zu lange. Außerdem verbrauchen die Fähigkeiten anfangs unverhältnismäßig viel Energie. Bis Sie die mentalen Überkräfte hochgelevelt haben, ist das Spiel fast vorbei. Der Einsatz der Gedankenfertigkeiten bleibt ob der zahlreichen Munitionskisten und der unhandlichen Bedienung ohnehin überflüssig. In Sachen Extras ist allein die Taschenlampe wirklich überlebenswichtig, denn die Levels sind meist extrem dunkel. Selbst hier müssen Sie sich mit einem übertriebenen Batteriehunger rumschlagen und stets manuell neue Stromzellen nachlegen. Unnötig viel Handarbeit verlangt auch das Inventar, denn Sie tragen zwar alle Waffen mit sich herum, dürfen aber nur drei davon ohne Pause und per Tastendruck im laufenden Spiel wechseln -- das ist Unsinn, zumal das Spiel im Inventar sowieso pausiert und es anders als beispielsweise in Stalker keine weiteren Gegenstände gibt.

Ich verstehe nix

Während des ganzen Spiels irren Sie durch einen Industriekomplex. Während des ganzen Spiels irren Sie durch einen Industriekomplex.

Die Story in Scorpion ist so belanglos wie unmotivierend und wird per Videoeinblendung wirr und zusammenhangsfrei erzählt. Sie sollen im Auftrag einer Geheimorganisation in einen Industriekomplex eindringen, einen Bösewicht ausschalten und seine Gen-Experimente beenden. Soviel erfahren Sie aus dem Handbuch, und wesentlich mehr kommt im Spiel nicht hinzu. Selbst die eigenen Aktionen bleiben oft ein Rätsel. Sie betreten einen Raum und erfahren dann nur durch einen Blick auf die kleine Kommandozeile am unteren Bildschirmrand, dass Sie scheinbar irgendetwas erreicht, ausgelöst oder aufgehalten haben. Zumindest gibt es nun ein neues Missionsziel, und das liegt meist am anderen Ende der verschachtelten, polygonarmen Levels.

Ich finde nix

Masse statt Klasse: Scorpion hat zwar nette Ansätze, aber diese sind nicht verknüpft oder handwerklich schlecht umgesetzt. Masse statt Klasse: Scorpion hat zwar nette Ansätze, aber diese sind nicht verknüpft oder handwerklich schlecht umgesetzt.

Unterwegs zum Ziel blockieren verschlossene Türen Ihren Weg, also suchen Sie nach den passenden Schlüsseln, die wieder gefühlt am anderen Ende der Karte in irgendeinem Regal liegen. Die Umgebungen wechseln dabei von Kellern und heruntergekommenen Wohngebäuden über zahlreiche Lager- und Industriehallen bis zu optisch etwas farbenfroheren Laborbereichen. Allen gemein sind die niedrig aufgelösten Texturen, mit denen nicht nur die Gegner, sondern auch Wände und Möbel beklebt wurden. Wirklich ansehnlich ist nur das exotische Quartier des Bösewichts, das an einen ägyptischen Tempel erinnert. Ansonsten erwartet Sie während der acht Spielstunden viel Textur- und Architektur-Recycling bis hin zu ganzen Levels, die Sie in etwas anderer Lichtstimmung nochmals durchrennen. Da können auch die dynamischen Schatten und das rudimentäre Physiksystem wenig zur Atmosphäre beitragen.

Weiterführende Links zum Artikel:

» Zum Wertungskasten für Scorpion: Disfigured
» Erklärung des GameStar-Wertungssystems
» Screenshots-Galerie mit Bildern der PC-Version
» News, Infos und Kurz-Video zu Scorpion auf der Übersichtsseite

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