Seite 3: Sea of Thieves im Test - Die seichte Spielspaß-Lagune

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Fließbandarbeit für Piraten

Die normalen Aufträge beschränken sich im Grunde auf drei Missionstypen, die alle ähnlich verlaufen. Stets bekommen wir eine oder mehrere Karten, auf der mehr oder weniger verklausuliert der oder die Zielorte angegeben sind. Mal sehen wir nur die Umrisse der Insel, mal bekommen wir den Namen genannt. Anhand dieser Hinweise suchen wir das Eiland auf der Übersichtskarte - bei 64 Inseln eine überschaubare Herausforderung - und fahren los, um Schätze zu suchen, Skelette zu verkloppen oder eine bestimmte Ware zu besorgen.

Nach erfolgreich absolvierten Missionen steigen wir quälend langsam im Rang auf. So schalten wir zwar etwas komplexere Aufträge frei, wirklich anspruchsvoll wird Sea of Thieves aber nie.

Wir haben einen Schatz gefunden! Beim ersten Mal feiern wir noch, beim hundertsten mal gähnen wir gelangweilt. Wir haben einen Schatz gefunden! Beim ersten Mal feiern wir noch, beim hundertsten mal gähnen wir gelangweilt.

Das liegt auch daran, dass unser Charakter sich nie weiterentwickelt. Es gibt weder Skills zu erlernen, noch bessere Ausrüstung zu erbeuten. Geschweige denn, dass wir unser Schiff aufrüsten könnten. Die einzigen Veränderungen sind kosmetischer Natur. So können zwar auch Neulinge mit erfahrenen Piraten auf Beutezug fahren, doch das Gefühl echten Fortschritts geht völlig verloren. Auch nach vielen Spielstunden schießen wir mit der gleichen Büchse, die jetzt vielleicht gold angestrichen ist, auf die gleichen Feinde. Das ist einfach öde.

Der Kampf gegen die Langeweile

Halt! Wer dem stupiden Grind entfliehen will, kann ja auf eigene Faust die Welt erkunden und als echter Pirat andere Spieler jagen.

Klar, das ist möglich. Der PvP-Kampf gehört sogar zu den absoluten Highlights von Sea of Thieves, denn hier kommt endlich mal Spannung auf. Wenn wir dem sicheren Hafen entgegen segeln, den Laderaum voller Schätze und plötzlich Segel am Horizont auftauchen, hilft nur ein guter Schluck Rum (diesmal der echte), um unsere Nerven zu beruhigen.

Andere Schiffe werden ausschließlich von Spielern gesteuert. Und die meisten Freibeuter feuern erst und fragen später. Nur selten kooperieren mehrere Crews, weil es schlicht nicht notwendig ist. Einzige Ausnahme sind die abwechselnd bemannten Skelettfestungen. Ist so ein Fort aktiv, warten dort viele Schätze und noch mehr Gegner auf mutige Piraten.

In Seeschlachten sprechen die Kanonen. Beim Ballern aber bloß nicht vergessen, die Löcher zu stopfen. In Seeschlachten sprechen die Kanonen. Beim Ballern aber bloß nicht vergessen, die Löcher zu stopfen.

In den Seeschlachten kommt es auf nautisches Geschick und Koop-Absprache an. In der Theorie sind natürlich die vier Mann starken Crews der großen Galeonen im Vorteil. Sie haben mehr Feuerkraft und können sich besser aufteilen: Der Steuermann bedient das Ruder, zwei Matrosen feuern mit Kanonen auf den Feind und ein armer Tropf muss Löcher vernageln und das Wasser über Bord schöpfen. In der Praxis hat aber schon so manche kleine Schaluppe mit ihrer Wendigkeit den Großen ein Schnippchen geschlagen.

Bei allem Spaß gibt's aber auch im PvP unnötige Einschränkungen. So ist es nicht möglich, den Gegnern ihr Schiff zu stibitzen, denn sie spawnen nach dem Tod immer wieder an Bord. Und wer einen feindlichen Kahn komplett versenkt, hat ihn schnell wieder am Hals, weil der Respawn automatisch im nächsten Hafen erfolgt, der meist nur wenige Segelminuten entfernt ist.

Begegnungen mit anderen Spielern sind außerdem rein zufällig, einen echten PvP-Modus oder -Bereich gibt es nicht. Unter Umständen muss man als Pirat also ganz schön lange auf Beute warten.

Bleibt noch die Möglichkeit, die virtuelle Karibik auf eigene Faust zu bereisen. Auf solchen Erkundungstouren entdeckt man auch hier und da eine nette Sehenswürdigkeit - Wracks, Unterwasserhöhlen, Wandmalereien und Statuen - versteckte Truhen oder nützliche Items wie eine Flaschenpost, die eine Schatzkarte enthält, sind jedoch extrem selten. Auf diese Weise kommt man also ebenfalls nicht recht im Spiel voran.

Der einzig valide Weg ins Endgame führt also über die stupiden Missionen, zu denen wir gezwungenermaßen immer wieder zurückkehren.

Sea of Thieves - Trailer: Die Stürme werden ein Erlebnis Video starten 3:31 Sea of Thieves - Trailer: Die Stürme werden ein Erlebnis

Eine Liste voller Wünsche

Während wir also Schatz um Schatz aus der Erde ziehen und Skelett um Skelett vermöbeln, ärgern wir uns über die vielen Möglichkeiten, die Sea of Thieves ungenutzt lässt. Immerhin: Auch das geht im Koop wunderbar. Binnen Minuten haben wir eine ganze Liste mit Ideen, die Rare unbedingt hätte einbauen müssen. Richtiger Loot, mehr Schiffstypen, ein echter PvP-Bereich, die Möglichkeit, eigene Piratenlogos zu kreieren, Clans oder Piratenbruderschaften, ... Das Szenario bietet schier endlose Möglichkeiten.

Sollten die Entwickler noch fleißig nachlegen, kann Sea of Thieves tatsächlich zum wahr gewordenen Kindheitstraum für Piratenfans werden. Aktuell überwiegt jedoch der Eindruck, dass Rare nur das Gerippe eines wirklich tollen Spiels abgeliefert hat.

Sea of Thieves - In 8 Minuten erklärt: Was bietet das Piraten-Spiel? (Trailer) Video starten 8:36 Sea of Thieves - In 8 Minuten erklärt: Was bietet das Piraten-Spiel? (Trailer)

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