Fazit: Sea of Thieves im Test - Die seichte Spielspaß-Lagune

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Fazit der Redaktion

Johannes Rohe
@DasRehRohe

Als gebürtiger Niedersachse wurde mir das Seebär-Gen ja praktisch in die Wiege gelegt, und obwohl mein Heimatort locker 100 Kilometer von der Nordsee entfernt ist und statt einer frischen Meeresbrise eher Eau de Cochon in der Luft liegt, gehe ich tatsächlich für mein Leben gern Segeln. Da ist Sea of Thieves doch wie für mich gemacht, oder?

Nunja, so halb. Das eigentliche Herumschippern lässt mir als Salzwasserfanatiker tatsächlich selbiges vor Freude in die Augen treten. Die Meereswogen sehen nicht nur bildhübsch aus, sie schaukeln meine Schaluppe auch wunderbar lebensecht über den Ozean. Das Segeln ist ebenfalls toll gelungen. Natürlich sind die Mechaniken auf den kleinstmöglichen Nenner abgespeckt, man kommt ja sogar gegen den Wind voran, doch trotzdem habe ich das Gefühl, ein tonnenschweres Schiff zu kontrollieren, das den Naturgewalten ausgesetzt ist und kein agiles Speedboat. So wird selbst ein vermeintlich leichtes Anlegemanöver zur Herausforderung und die Freude über eine perfekt gelungene Aktion ist umso größer.

Nur trägt diese Begeisterung kein ganzes Spiel. Ebensowenig wie der Spaß am Koop-Chaos, wenn man mit drei Freunden in See sticht. Rare hat es einfach verpasst, auf diesem famosen Fundament ein vernünftiges Spiel aufzubauen - oder den Spielern zumindest genügend Freiheiten und Mechaniken in die Hand zu geben, um selbst eines zu erschaffen. Das ewiggleiche Absuchen der ewiggleichen Inseln unterbrochen von ein wenig Segelei ist doch kein Konzept für ein Spiel mit AAA-Preisschild. Daran ändert auch die Multiplayer-Komponente mit den tollen Seeschlachten nichts. Bevor ich guten Gewissens eine klare Kaufempfehlung für Sea of Thieves aussprechen kann, muss Rare noch ordentlich (kostenlose) Inhalte nachlegen.

Michael Obermeier
@GameOvermeier

Mein Verhältnis zu Sea of Thieves ist wie eine Fahrt auf unruhiger See: Ein andauerndes Auf und Ab. Denn während ich im einen Moment über die phantastische Grafik (Das Wasser! Der Sonnenuntergang!) staune, ärgere ich mich im nächsten über die monotonen Quests. Für jede unglaubliche "See-Räuberpistole" aus extrem spaßigen Multiplayer-Abenden fallen mir zig Features ein, die im Spiel sträflich fehlen. Es gibt komplexe Höhlensysteme, in denen bestenfalls 0815-Schatztruhen zu finden sind. NPCs mit verschiedenen Dialogoptionen, die allesamt weder vertont noch irgendwie sinnvoll sind. Bezeichnenderweise fehlt selbst dem imposanten Riesenkraken der Kopf.

Dabei finde ich einen der kontroversesten Punkte, die nicht vorhandene Gameplay-Progression, sogar ziemlich gut. Denn jederzeit neue Spieler ins Boot holen zu können, ziehe ich dem »Epischen Korsaren-Säbel der Schnittigkeit +1« vor.

Trotzdem überwiegt für mich der Eindruck, dass Rare mit Sea of Thieves zwar einen stabilen Rumpf gezimmert hat, der sich ohne Masten und Segel aber schwer tun wird, Fahrt aufzunehmen. Großen Spaß hat mir Sea of Thieves trotzdem schon jetzt bereitet und das Gefühl, gemeinsam mit der Crew musizierend in den Sonnenuntergang zu segeln, hatte ich bisher in keinem anderen Koop-Spiel.

Sandro Odak
@riperl

»Das beste Spiel des Jahres!« Das hab ich hier jedem im Büro erzählt, der mich auf Sea of Thieves angesprochen hat. Ich bin seit dem allerersten Anspielen ein Fan, habe an die Vision eines gemeinsamen Piraten-Abenteuerspielplatzes geglaubt, mich drauf gefreut. Jetzt ist es da und was soll ich sagen? Ich liebe es! Ja, ja, »Fanboy« werden jetzt einige rufen. Aber ich komme auch langsam in ein Alter, in dem man sich nicht mehr Hals über Kopf verknallt, sondern erst mal über Altersvorsorge und Steuerklassen spricht.
Meine Liebe ist also nicht grenzenlos: Ein Team brauche ich schon, um Spaß zu haben. Allein fühlt sich das Segelspiel wie ein stressiger Job an. Wer Solo-Spaß sucht, kann Sea of Thieves ruhig auslassen. Und ich verstehe auch, dass vielen der Inhalt nicht reicht, zu wenig Geschichte drinsteckt oder man sich am Windows Store stört. Diese Argumente sind alle legitim und nicht von der Hand zu weisen. Für mich war das aber gar nicht wichtig. Ich habe Sea of Thieves als das genießen können, was es für mich ist: Eine ganz große Party-Sause mit Freunden.

4 von 4


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