Seite 2: SimCity: Städte der Zukunft im Test - In Zukunft noch schlechter

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Nachvollziehbar? Von wegen

Unterdessen ist die grundlegende Simulationsmechanik mit den neuen Türmen hoffnungslos überfordert. So funktioniert beispielsweise die Verteilung der Sims auf Arbeitsplätze anhand der Einkommensschicht immer noch nicht vernünftig. Bauen wir einen normalen Megaturm für die untere Einkommensschicht mit einigen Appartements sowie einer Markt-Etage, dann läuft alles wie geschmiert - eine Weile lang. Plötzlich allerdings bekommen wir erstaunliches Feedback: Die Markt-Etage klagt über fehlende Kunden.

Im Stockwerk darunter lassen uns die Bewohner derweil wissen, dass keine Läden in der Nähe seien. Und im Stockwert darüber maulen die Leute, dass es sowieso viel zu wenige Läden gäbe, und ziehen aus. »Aber …«, wollen ihnen konsterniert zurufen, doch dann macht die Markt-Etage dicht, weil keiner zum Einkaufen kommt. Arbeiten tun die Sims übrigens auch nur widerwillig. Mal etwa jammern sie, dass sie keinen Job hätten - und weigern sich geflissentlich, eine der über 1.000 freien Stellen in ihrer Einkommensschicht anzunehmen.

Sim City: Städte der Zukunft - Bilder zum Spiel Sim City: Städte der Zukunft - Bilder zum Spiel

»Vielleicht wollen sie ja einfach nicht weit fahren«, denken wir und bauen ihnen eine Büro-Etage. Dort zirpen anschließend die Grillen, während Tumbleweed durch die menschenleeren Flure weht und wütende Sims den Turm verlassen, weil's keine Arbeit gäbe.

Inzwischen vernichten die horrenden Betriebskosten des Megatowers unser Stadtbudget in Lichtgeschwindigkeit. Eine fatale Spirale beginnt: Schrumpft die Bevölkerung, dann schrumpfen auch die Beschäftigungszahlen in den neuen ControlNet-Anlagen - was wiederum für geringeren Ausstoß an ControlNet-Einheiten sorgt, was wiederum unseren Abwassersterilisator lahmlegt, was wiederum Abwasserprobleme verursacht, was wiederum die Schwebebahn-Stationen abschaltet, und schon haben wir einen sauberen Bankrott hingelegt.

Futuristische Verkehrsprobleme

Womit wir über Umwege beim Verkehr wären. Die erwähnte Schwebebahn beispielsweise tut quasi gar nichts, um den Verkehrskollaps zu verhindern. Trotz flächendeckender Verteilung nutzen nur knapp 10 Prozent der Bevölkerung das neue Transportmittel - der Rest steht lieber im Stau.

Auch die Wegfindung bleibt mangelhaft: Die Sims quetschen sich nach wie vor mit diebischer Freude und in gewaltigen Massen über eine kleine Kreuzung, anstatt einen kurzen Umweg über menschenleere, mehrspurige Straßen zu nehmen. Immerhin fahren Feuerwehr und Müllabfuhr jetzt nicht mehr im Gänsemarsch durch die Stadt. Dafür zeigt die Polizei auf einem verlassenen Feldweg höchste Präsenz, während die Gauner in den Straßenschluchten Polonaise tanzen.

Und wie sieht's mit den Regionen aus? Hier wurde tatsächlich spürbar nachgebessert - jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Überschreiten wir eine gewisse Größe, dann stellt das Regionalsystem einfach den Betrieb ein. Dann müssen wir in einer Stadt plötzlich absurde Mengen Strom und Wasser produzieren, damit in der anderen die Lichter nicht ausgehen.

Sim City: Städte der Zukunft - Bilder zum Spiel Sim City: Städte der Zukunft - Bilder zum Spiel

Diese massive Überproduktion muss natürlich bezahlt werden; einen regionalen Einnahmenpool gibt es aber nach wie vor nicht, wir müssen immer noch umständlich Geldgeschenke hin- und herschieben. Aber wenigstens Müll und Recycling können wir doch von anderen Städten übernehmen lassen, oder? Auch hier gilt: nur wenn die Städte klein sind. In unserem Versuch schafften es 12 Recyclingwagen nicht, 23.000 Tonnen in der benachbarten Stadt zu leeren - sie erreichten maximal 7.000 Tonnen. Währenddessen leerten in der Heimatstadt zwei Wagen 4.000 Tonnen ohne jedes Problem.

Bilanzfälschung leichtgemacht

Neben dem scheinbar willkürlichen Feedback der Bewohner und Gebäude (beispielsweise wollen Sims unbedingt in die Schule gehen, aber sämtliche verfügbaren Schüler sind bereits eingeschrieben und die übrigen freien Schulplätze bleiben unbesetzt) sind die Statistiken auch mit dem Addon ein mathematisches Massaker.

Aktuelles Beispiel: der neue Megakonzern OmegaCo. Um den überhaupt zu bauen, benötigen wir Rohöl und Roherz. Beides ist nicht billig zu beschaffen, vor allem wenn man auf dem Weltmarkt einkauft. Wir bauen also zwei Omega-Firmen aus, unterwandern damit die Industrie, unsere Bilanz ist ein Fest und zeigt ein fünfstellig positives Ergebnis. Plötzlich allerdings fliegt das ganze schöne Geld davon und wir nähern uns in einem beängstigenden Tempo der Pleite.

Was ist passiert? Nun ja, offenbar wird die Buchhaltung im Rathaus von einem Zirkusclown geführt. Anders jedenfalls können wir uns kaum erklären, dass die Anschaffungskosten für Rohöl und Roherz zwar in der Bilanz auftauchen, aber nicht einbezogen werden. Auf diese Weise schreiben wir eine völlig marode Kommune gesund. Willkommen in der freien Marktwirtschaft. Willkommen in den Städten der Zukunft!

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