Dieses Jahr habe ich die magische 30er-Grenze überschritten. Ich darf jetzt offiziell also auch ächzen, wenn mir beim Aufstehen die linke Hüftseite schmerzt, jungen Kollegen »Früher war alles besser!«-Sprüche entgegenschleudern - und mich darüber beschweren, dass ich doch abends nach der Arbeit keine Zeit mehr für 150-Stunden-Spiele habe.
Tatsächlich fange ich, wenn ich es nicht gerade für meine Arbeit brauche, kaum noch lange Spiele an. Schlagwörter wie Open World schrecken mich eher ab und bei Multiplayer-Spielen habe ich den Anschluss nach 350.000 Seasons sowieso schon verloren. Space Marine 2 fühlt sich in dieser unermüdlichen Spielelandschaft erfrischend ... »altmodisch« an - und genau das ist die größte Stärke des 40K-Shooters.
Klares Ziel, ganz ohne Blingbling
In Zeiten, in denen viele Entwicklerstudios der Devise »Immer mehr und immer größer!« folgen, verführt mich Space Marine 2 genau mit dem Gegenteil und verspricht mir »lineares Leveldesign« und »eine acht Stunden lange Kampagne«. Hui, klingt das nicht sexy?
Eine Mission aus der Story-Kampagne dauert etwa eine Stunde. Diese Stunde verbringe ich aber nicht damit, mich in Skillbäume einzuarbeiten und einen komplizierten Build auszuknobeln. Ich verbringe sie auch nicht damit, irgendwelche Symbole auf der Karte abzugrasen und nach unnötigen Collectibles zu suchen, um die drölfzigste Sammelquest abzuschließen.
Stattdessen schnappe ich mir meinen Koop-Partner und stürze mich direkt ins Geschehen. Ich habe ein klares Ziel: Peng, Platsch, Kawumm! Ich folge stumpf dem Weg, den mir das Spiel vorgibt, ergötze mich an den wunderschönen Landschaften und bestaune, wie Ströme von Tyraniden vom Himmel regnen.
Nichts an Space Marine 2 fühlt sich an, als würde ich in einen engen Korridor gepresst werden - stattdessen geht die Warhammer-Atmosphäre direkt unter die Haut, weil jede Sekunde mit spektakulären Landschaften oder Action-Kämpfen gefüllt ist.
Für kleine Verschnaufpausen sorgen die bewusst platzierten Audio-Logs, die mir etwas mehr Einblick in die Geschichte und Lore geben, ohne mich zu lange vom Wesentlichen abzuhalten.
Hop on, hop off
Nichts erstickt meine Motivation für Spiele so sehr, wie das Gefühl, keinen Millimeter voranzukommen. Wenn ich abends nur wenige Stunden mit dem Spielen verbringen kann und dann durch leere Landschaften tapse, um Gegenstand X an Ort Y zu tragen - oder mich erstmal eine halbe Stunde lang an die Steuerung erinnern muss - dann landet das Spiel schneller in der hintersten Ecke meiner Steam-Bibliothek, als ihr »Imperator« denken könnt.
Space Marines 2 gibt mir das vertraute Gefühl von Shootern zurück, die ich damalsTM gespielt habe. In Doom 2, Hexen 2 oder Serious Sam konnte ich einfach mitten in die Action springen und mir meinen Adrenalinkick von den spaßigen Ballereien holen.
Wie bei einem Gears of War steige ich in Space Marines 2 ein, erlebe eine spannende Mission, fülle meine kurze verfügbare Zeit also mit sinnvollem Fortschritt, einer Prise Story und sehr viel herausfordernder, aber belohnender Koop-Action. Dann schließe ich das Spiel und kann mich mit vollem Serotonin-Tank meinem Wäscheberg und dem Meerschweinchen-Mist widmen, die mich ungeduldig an meine sonstigen Verpflichtungen erinnern.
Das macht Spiele mit Open Worlds, Hunderten von Spielstunden und ausgeklügelten Talentbäumen nicht zwangsläufig schlecht - aber es ist einfach erfrischend, mal wieder ein Spiel anzuwerfen, dass sich anfühlt, als wäre es aus einem Pappkarton mit fettem Begleitbuch geschlittert.
Früher war nicht immer alles besser, aber manche Videospiel-Tugenden dürfen Entwicklerstudios gerne öfter zurückbringen!
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