Habt ihr Netflix? Zumindest einige von euch, würde ich wetten - wer schaut Serien denn heutzutage noch im Fernsehen? Und wenn nicht Netflix, dann vielleicht Amazon Prime. Aber habt ihr auch Sky und Maxdome? Da dürfte es schon deutlich knapper aussehen.
Laut der Forschungsgruppe Goldmedia teilen sich Amazon und Netflix zwei Drittel des Streaming-Markts untereinander auf. Viele Nutzer greifen sogar auf beide Angebote zurück, aber mehr als zwei Video-Abos leisten sich nur die wenigsten.
Kein Wunder, der Reiz ist ja gerade die große Video-Auswahl zum kleinen Preis. Würde ich plötzlich so viele Abos zahlen, dass ich mehr hinlege als ich früher im Monat für DVDs ausgegeben hätte, ginge die Rechnung nicht mehr auf. Aber genau das scheint die Videospiel-Industrie künftig von ihren Kunden zu erwarten.
Zu viele Köche verderben den Brei
Die E3 2019 hat diesen Trend nicht gestartet, aber konsequent fortgesetzt: Ubisoft hat seinen eigenen Abo-Dienst Uplay Plus angekündigt, Microsoft bringt den Xbox Game Pass jetzt auch auf den PC. Sie folgen damit dem Beispiel von EA mit Origin Access Premier. Und dann sind da noch die verschiedensten Cloud-Gaming-Dienste wie Playstation Now, Geforce Now und Google Stadia, die in vielen Fällen ebenfalls auf ein Abo-Modell setzen.
Vermutlich werden weitere Publisher nachziehen: Activision Blizzard hat noch nichts konkretes verlautbart, befand sich aber nach eigenen Aussagen schon 2018 in Gesprächen »mit globalen Plattform-Providern über ihre Cloud-Infrastruktur und potenzielle Streaming-Lösungen«.
Nun drängt sich die Frage auf: Wer zum Geier soll das alles bezahlen? Und natürlich gibt's aus Sicht der Publisher eine offensichtliche Antwort: Egal, ihr sollt doch nur für unseren Dienst zahlen! Keiner dieser Dienste legt es darauf an, dass wir sie alle auf einmal abonnieren, im Gegenteil. Aber das könnte zu kurz gedacht sein.
Der Autor
Maurice Weber (@Froody42) ist gar nicht grundsätzlich gegen Gaming-Abos. Im Gegenteil, für sich genommen hält er 10 bis 15 Euro im Monat für die komplette Bibliothek eines EA oder Ubisoft sogar für ein recht attraktives Angebot. Aber wer könnte sich das für jeden großen Publisher auf einmal leisten?
Trendsetter gewinnen
Gaming-Abos und Cloud Gaming sind neue Trends, die sich erst einmal durchsetzen müssen. Nur weil Publisher sich so die Zukunft der Videospiele vorstellen, heißt das noch lange nicht, dass die Kunden das auch annehmen. Und damit sie es annehmen, muss ein Dienst her, der sie überzeugt.
Das war bei Video-Streaming nicht anders - aber hätte Netflix einen derartigen Siegeszug hinlegen können, wenn es nur die Filme und Serien eines einzelnen Filmverleihs geboten hätte, so wie Uplay Plus nur die Spiele eines einzelnen Publishers bietet? Was wäre aus Musik-Streaming geworden, wenn statt Spotify jedes Musiklabel sein eigenes Abo verkauft hätte? Das hätte doch gerade die Bequemlichkeit ruiniert, alles (oder zumindest sehr viel) in einem einzelnen günstigen Paket zu haben.
Netflix und Spotify waren ja gerade nicht Teil einer ganzen Flut aus ähnlichen Konkurrenten, sondern Trendsetter - und konnten sich genau deswegen etablieren. Die Gaming-Industrie rennt hier dem Erfolg einer anderen Branche hinterher, lässt aber einige der wichtigsten Gründe dafür außer Acht.
Ich will dabei nicht außer Acht lassen, dass sich auch beim Video-Streaming die Lage gerade im Umbruch befindet: Auch hier wollen immer mehr und mehr Firmen ein Stück vom Netflix-Kuchen mit ihren eigenen Diensten abhaben. Und manche wie Disney sind dafür sogar gut aufgestellt - aber Disney musste dazu auch mehr oder weniger die komplette westliche Popkultur aufkaufen!
Am Ende wird das Ergebnis bei Gaming und Video ganz ähnlich ausfällen, denke ich: Längst nicht alle Dienste werden überleben. Das Angebot konsolidiert sich unter den stärksten Marktführern - und die Schwachen bleiben am Wegesrand liegen.
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