In der Wildnis gibt es keine Straßen. In der Wildnis gibt es nur zerfurchte Pisten. Reißende Flüsse. Undurchdringliche Wälder. Und vor allem eines: jede Menge Schlamm. Fahrzeuge, die sich ohne Vierradantrieb dort hineinwagen, schaufeln sich innerhalb weniger Meter mit durchdrehenden Reifen ihr eigenes Grab.
Die braune, zähe Masse ist neben den detailgetreu modellierten russischen Schwerlastfahrzeugen, der Star von Spintires: Offroad-Truck-Simulator, das in Deutschland eigentlich als »Russland OffroadLaster Simulator« veröffentlicht werden müsste, um die Verkaufszahlen zu maximieren.
Obwohl das Spiel nur DirectX-9-Technologie nutzt, haben es die Entwickler der britischen Ovee-Studios geschafft, den Schlamm in ihrem Erstlingswerk in beeindruckender Viskosität und Verformbarkeit darzustellen. In großen Placken wird die feuchte Erde von unseren Ballonreifen aufgewirbelt, wir hinterlassen tiefe Spurrillen in den sowieso schon kaum vorhandenen Pisten, teilweise sinken unsere Fahrzeuge bis zum Bodenblech ein.
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Steam-Info
Egal ob Download-Verison oder Retail-Fassung, Spintires muss bei Steam registriert werden und ist dann an ein kostenloses Nutzerkonto gebunden. Dadurch lässt sich das Spiel nicht weiterverkaufen.
Klein bis monströs
Um Furchen durch den Matsch zu ziehen, stellen uns die Entwickler eine Reihe russischer Fahrzeuge zur Verfügung, von denen nur die leichtesten wie der UAZ-469 noch als normale Jeeps oder Laster zu erkennen sind. Das beste Vorankommen im unwegsamen Gelände garantieren Giganten mit bis zu acht Rädern wie der MAZ-537 oder dessen Nachfolger MAZ-543, die eigentlich als Panzertransporter und Raketenträger für die russische Armee ihren Dienst taten.
Diese grüngestrichenen Leviathane lassen sich von keinem Schlammloch und keiner Steigung aufhalten. Nur Bäume dürfen wir nicht überwalzen; das liegt aber an der Physik-Engine des Spiels, die es zwar erlaubt, kleine Setzlinge zu entwurzeln, aber aus höchstens schenkeldicken Bäumen unüberwindliche Hindernisse macht. Wäre das nicht so, könnten wir vermutlich einfach die gewünschte Fahrtrichtung einschlagen und geradeaus ohne Rücksicht auf Verluste eine Schneise bis zum Zielort durch die Flora fräsen.
Langsam, aber sicher
So quälen wir unsere Fahrzeuge unter Aufbietung aller Fahrkünste durch Gräben, wuchten sie um Felsen und Bäume herum und erklimmen mit ihnen mörderische Steigungen. Auf den Rausch der Geschwindigkeit müssen wir dabei verzichten; das Fahrerlebnis in Spintires ist geländebedingt sehr gemächlich, dabei aber trotzdem nervenaufreibend.
Die Steuerung der Fahrzeuge geht angenehm unkompliziert von der Hand. Mehr als Gas, Bremse, Lenkung sowie zwei Funktionen zum Ein- und Ausschalten des Allradantriebs und der Differentialsperre braucht es für das Beherrschen der Laster nicht. Optional dürfen wir die standardmäßig mit Automatikschaltung ausgerüsteten Trucks aber auch per Handschaltung fahren. Geschaltet wird dabei mit Mausbewegungen auf einem Schalthebeldiagramm - wenn wir in den ersten Gang wechseln wollen, bewegen wir die Maus entsprechend nach oben links.
Schon ein kleiner Fahrfehler kann allerdings bedeuten, dass wir festsitzen. Im Notfall ist jedes Fahrzeug aber mit einer Winde ausgerüstet, deren Drahtseil wir an Bäumen oder Felsen festschlingen, um uns sozusagen am eigenen Zopf aus dem Schlamassel zu ziehen.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
Einfach so durch die unberührte Natur zu dieseln ist in Spintires zwar schon unterhaltsam genug - wir sind aber nicht zum Spaß in den russischen Wäldern unterwegs, wo es jede Menge Nutzholz gibt, das auf seinen Transport wartet. Unsere Aufgabe auf den bislang fünf spielbaren, exakt einen Quadratkilometer großen Karten ist, frisch gefälltes Holz vom Holzplatz zu einer Verladestation zu bringen. Alternativ beliefern wir die auf der Karte verteilten Werkstätten mit Ersatzteilen.
Dieses rudimentäre Spielsystem reicht gerade so hin, um Spintires von einer reinen Technik-Demo oder einem Offroad-Übungsplatz in ein tatsächliches Spiel zu verwandeln. Einen echten Wirtschafts-Teil wie zum Beispiel bei Euro Truck Simulator 2 oder gar eine Kampagne gibt es allerdings nicht.
Zu Beginn jeder Partie sind große Teile der Karte noch nicht sichtbar. Zuallererst begeben wir uns daher mit einem leichten Fahrzeug auf Erkundungstour, um bestimmte Punkte anzufahren, die mit »Verdeckung« markiert sind. Erreichen wir so einen Punkt, enthüllen wir damit automatisch einen größeren Bereich der Karte. Das hilft uns ein Stückchen weiter, da wir so weitere Fahrzeuge oder gar Werkstätten verfügbar machen. Letztere brauchen wir während der Aufträge, um zu tanken oder um andere Aufsätze auf unsere Kisten zu schrauben. Für die Navigation ist die Karte aber nur bedingt hilfreich. Selbst übertrieben optimistisch dargestellte breite graue Linien sind in der Realität nur enge matschige Pisten oder enden unvermittelt im Nichts.
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