Wir sind der Schwarm«, haucht die verzerrte Frauenstimme; und das reicht schon, um den Insassen des Kinosaals zugleich Ehrfurcht, Freude und Entsetzen ins Gesicht zu hexen. Ehrfurcht, weil sich das Kino nicht irgendwo befindet, sondern im neu erbauten, luxuriösen Blizzard- Firmensitz in Irvine, Kalifornien. Freude, weil auch die Stimme nicht irgendwem gehört, sondern einer alten Bekannten: Sarah Kerrigan, der Ex-Geheimagentin und Alien-Königin aus dem ersten Starcraft. Sie vertont ein Filmchen, mit dem Blizzard den im Saal versammelten Journalisten die dritte Starcraft 2-Partei enthüllt: die Zerg samt ihrer frischen Einheiten und Fähigkeiten.
Doch Moment, warum sind die Zuschauer entsetzt? Weil sich jeder Starcraft-Fan an das Gefühl der Machtlosigkeit erinnert. An die lähmende Ohnmacht angesichts einer Horde Zerglinge, die schon kurz nach Partiebeginn die eigene Basis plättet. Und jeder im Publikum weiß, dass ihm dieses Schicksal nun erneut droht. Denn nach dem Einführungsfilm lädt Blizzard die Journalisten erstmals zu Mehrspieler-Matches mit allen drei Fraktionen: Protoss, Terranern und Zerg. Auch wir sind mit dabei, vorneweg unser wichtigstes Fazit: Starcraft 2 ist zwar noch längst nicht perfekt ausbalanciert, spielt sich aber schon jetzt vielseitiger, intelligenter, kurzum: spaßiger als manch fertiger Titel. Dazu tragen auch die Zerg maßgeblich bei, deren neue Truppen noch mehr Vielfalt in den futuristischen Völkerreigen bringen.
Es lebe die Königin
Auch in Starcraft 2 trägt »der Schwarm« seinen Namen zu Recht, die Zerg überrennen ihre Rivalen wieder am liebsten mit Massen billiger Einheiten. Vorher müssen wir erstmal unseren Stützpunkt aufbauen. Wie gehabt beginnen wir jede Partie mit sechs Drohnen und einer Brutstätte, dem Hauptquartier der Zerg. Letzteres spuckt Larven aus, aus denen wir dann alle anderen Truppentypen züchten. Unsere Arbeiter sammeln wie im Vorgänger Kristalle und Vespin-Gas, außerem dürfen sie zu Gebäuden mutieren. Das klappt nur auf dem »Kriecher« genannten Schleimteppich, der sich um das Hauptgebäude ausbreitet – und nun viel organischer wirkt als zuvor.
So errichten wir einen Spawning Pool. Dieser schleimige Springbrunnen schaltet zwei Einheiten frei: die altbekannten Zerglinge sowie die neue Königin. Letztere schlüpft direkt aus der Brutstätte (also aus keiner Larve) und hat mit ihrem Pendant aus dem ersten Starcraft nur den Namen gemeinsam. Denn sie dient nun als mächtige Mischung aus Baumeister und Spezialeinheit, von der wir stets nur ein Exemplar besitzen dürfen. Das ist aber auch nötig, denn die Königin errichtet gleich drei wichtige Konstruktionen – darunter den Creeper Tumor. Dieser Fleischbatzen mit Glubschauge vergrößert den Kriecher-Bodenbelag und erweitert so unseren Bauradius.
Außerdem pflanzt die Königin Swarm Clutches, billige Abwehrtürme, die auf Flieger sowie Bodentruppen feuern. Einzeln sind die Spuckknollen zwar zu schwach und verwundbar, in der Masse sprengen sie aber selbst dick gepanzerte Brummer wie die terranischen Schlachtkreuzer fix auf den Boden der Tatsachen zurück – insbesondere in Verbindung mit dem dritten Königinnen-Werk, dem Shrieker. Dieser Sensorturm deckt getarnte Feinde auf, außerdem erhöht er die Reichweite der Swarm Clutches beträchtlich. Denn der Einflussbereich eines Shriekers definiert zugleich die Reichweite der Abwehrbauten, so lange sie sich auch selbst innerhalb dieses Radius’ befinden. Daher platzieren wir einige Sensortürme vor unserer Basis und erst dahinter massig Swarm Clutches. So muss der Feind zuerst die zähen Shrieker angreifen, während ihn die verletzlichen Spucktürme (dank der erhöhten Reichweite) aus sicherer Distanz erledigen.
Die Königin hat noch weitere Vorzüge. Mit ihrem Regenerationstalent kann sie notfalls Zerg-Gebäude heilen, etwa einen bedrängten Shrieker. Dies kostet jedoch Energiepunkte, die sich langsam aufladen. Überdies dürfen wir die Ober-Zergin zweimal aufwerten. Dabei wird sie nicht nur größer, sondern lernt auch neue Fertigkeiten. Beim ersten Mal etwa die Begabung Swarm Infestation, mit der sie ein beliebiges Bauwerk kurzfristig in einen Abwehrturm verwandelt – nützlich, wenn Feinde in eine unbewachte Basisecke vordringen. Zudem kann sich die aufgerüstete Königin zu jedem Gebäude durchbuddeln, sprich teleportieren. So erreicht sie im Nu ferne Außenposten.
Das zweite Upgrade bringt ein Talent, mit dem die Königin einen Abschnitt des Kriecher-Teppichs in eine giftgrüne Brodelsuppe verwandelt, um Feinde zu schädigen. Nachteile hat die Alien-Mama allerdings auch, denn im offenen Kampf zieht sie schnell den Kürzeren. Wenn wir die Königin verlieren, können wir eine frische züchten, doch der müssen wir alle Upgrades erneut spendieren. Löblich: Über ein Symbol am Bildschirmrand wählen wir die Anführerin direkt an – etwa, um sie aus brenzligen Situationen zu retten.
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