Schwachstelle bei Steam - Wie Entwickler angeblich beim Release-Datum schummeln

Kann das Release-Datum auf Steam leicht ausgetrickst werden? Spiele erscheinen womöglich fälschlicherweise in der Liste der baldigen Veröffentlichungen.

Die Liste der bald erscheinenden Spiele enthält viele Spiele ohne baldigen Releasetermin. Die Liste der bald erscheinenden Spiele enthält viele Spiele ohne baldigen Releasetermin.

Wie der ehemalige Spiele-Journalist und jetzige Entwickler Mike Rose in einem Tweet darlegt, sei die Liste der bald erscheinenden Spiele auf Valves Vertriebsplattform Steam durch Entwickler einfach zu manipulieren. Demnach sortiere Steam die Spiele nach dem Erscheinungsdatum, das von Entwicklern im Steam-Backend vermerkt ist, nicht etwa nach dem genannten Termin auf der Frontend-Shopseite. Spiele mit nahem Releasetermin im Backend würden entsprechend weit oben in der Liste auftauchen.

Problematisch werde es zum einen, da das Verstreichenlassen des Releasetermins für Entwickler praktisch keine Konsequenzen nach sich zöge. Wer also auf wenig gentlemenhafte Weise erreichen will, dass sein Spiel wochen- oder sogar monatelang weit oben in der Liste der bald erscheinenden Titel aufgeführt wird, kann im Backend einen nahen Releasetermin setzen, ihn verstreichen lassen und ohne Probleme einen neuen Releasetermin setzen.

Das kann man dann laut Mike Rose so oft wiederholen, wie man möchte, ohne Konsequenzen davontragen zu müssen. Dadurch sei die Upcoming-Liste im schlimmsten Fall äußerst leicht manipulierbar und im besten zumindest sehr ungenau.

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Was bedeutet das für Kunden? Auch wenn im Frontend, also auf der Steam-Shopseite, ein weiter entferntes Releasedatum vermerkt sei, sortiere Steam die Spiele nach dem im Backend angegebenen Termin. So komme es mutmaßlich zustande, dass auch Spiele mit einer »Coming Soon«-Terminierung weit oben in der Liste auftauchen. Diese fälschlicherweise gelisteten Spielen würden zudem tatsächlich »bald erscheinende« Spiele verdrängen. Für Steam-Nutzer ist das verwirrend - im schlimmsten Fall könnten sie bewusst aufs Glatteis geführt werden.

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Rose beschuldigt Entwickler

Mike Rose nennt ferner die Entwickler von Steel Division 2, Eugen Systems, und beschuldigt sie, das Releasedatum des Spiels im Steam-Backend auf den Folgetag gelegt zu haben. Auf der Shopseite dagegen hätte Eugen Systems den richtigen Termin geschrieben, der einen Monat in der Zukunft liegt. Anschließend merkt Rose aber auch an, dass es sich dabei nicht zwangsläufig um mutwillige Manipulation, sondern auch um einen Fehler handeln könne.

"Was du also bekommst, sind zwei Probleme:
1. Devs, die das System manipulieren, so dass ihr Spiel immer wieder in dieser Liste erscheint.
Hier ist Steel Division 2. Die Entwickler haben morgen als Release-Datum im Backend festgelegt, haben aber dann das tatsächliche Release-Datum auf die Store-Seite geschrieben.
2. Devs haben versehentlich ein Datum festgelegt, dann vergessen, dass sie es getan haben, und ihr Veröffentlichungsdatum verpasst, aber ihr Spiel taucht trotzdem in der Liste der bevorstehenden Spiele auf.
All dies führt dazu, dass Titel, die »tatsächlich in Kürze« erscheinen, aus der Liste auf der Titelseite gestrichen werden."

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Eugen Systems reagiert

Das Twitter-Konto von Eugen Systems nahm daraufhin zu den Vorwürfen Stellung und bekundete, das System nicht manipuliert zu haben. Vielmehr müsse es sich um einen Fehler handeln, man habe zur Klärung bereits Kontakt zu Steam aufgenommen.

"Wir haben das System nicht manipuliert. Das Veröffentlichungsdatum wurde vor langer Zeit im Steam-Backoffice auf den 4. April 2019 festgelegt. Wir haben keine Ahnung, warum "5. März" immer noch auftaucht. Wir stehen in dieser Angelegenheit in Kontakt mit Steam. Bitte überprüfen Sie das noch einmal, bevor Sie solche Dinge schreiben."

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Eine weitere Wortmeldung von Entwickler Scott Richmond stützt die Aussage von Eugen Systems. Demnach habe Eugen zwar das Releasedatum vor einiger Zeit angepasst, schließlich aber auf April gesetzt. Das legt nahe, dass es sich bei dem Erscheinen in der Bald-Liste auf Steam um einen Fehler seitens Valves Spieleplattform handeln könnte.

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Die Kernaussage von Mike Rose aber bleibt auf Twitter praktisch unwidersprochen: Die Liste der bald veröffentlichten Spiele im Steam-Shop ist ungenau, wenig transparent und bietet Kunden nicht immer verlässlichen Informationen über den tatsächlichen Releasetermin von Spielen.

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