Von fünf Streamingdiensten auf einen: Wie mich Netflix, Disney und Co. enttäuscht haben

Die Streaming-Welt hat sich drastisch verändert und ich spiele nicht mehr mit.

Einst die Auserwählten, haben die Streamingdienste mich enttäuscht. (Bild: Netflix, Disney) Einst die Auserwählten, haben die Streamingdienste mich enttäuscht. (Bild: Netflix, Disney)

Wo fängt man bei diesem Thema an? Dem Ausleihen von Filmen in der Videothek? Die teuren Preise des Pay-TV? Die nervige Werbung im linearen Fernsehen?

Ich war einst großer Verfechter der Streamingdienste und das habe ich sogar in einem Artikel klargemacht. Da ging es noch darum, Alternativen zu Netflix zu finden.

Jetzt gilt es, Alternativen für die Alternativen zu finden. Stand heute würde ich von der Liste bedenkenlos nur noch einen Anbieter empfehlen.

Maxe Schwind
Maxe Schwind

Maxe ist Film- und Serien-Fan, seit er denken kann. Vor über einer Dekade hat er bereits für die Kollegen von Moviepilot persönliche Artikel geschrieben, vor Jahren dann Kritiken für das mittlerweile eingestellte Kino-Magazin Widescreen.

Sein größter Traum war einst, eine Blu-ray-Bibliothek zu besitzen, die andere vor Neid erblassen ließ.
Und dann kam Streaming. Was einst als unwirklicher Wunschtraum von Cineasten begann, wird nun zum Albtraum.

Streamingdienste waren zu gut, um wahr zu sein

Erinnert ihr euch noch an 2014, als Netflix nach Deutschland kam? Fühlt ihr euch alt? Noch mehr, wenn ich euch die Preise verrate: Damals kostete das Basis-Abo ohne Werbung 7,99 Euro, Standard 8,99 Euro und Premium 11,99 Euro (Quelle: Stiftung Warentest).

Und heute? Nun, das Basis-Abo gibt’s nicht mehr, nur Standard mit Werbung (4,99 Euro), ohne Werbung (12,99 Euro) und Premium für 17,99 Euro.

Nein, eure Augen trügen euch nicht: Standard ohne Werbung kostet heute mehr, als damals Premium vor knapp zehn Jahren.

So sehen die Preise von Netflix im November 2023 aus. (Bild: Netflix) So sehen die Preise von Netflix im November 2023 aus. (Bild: Netflix)

Jetzt könnte man argumentieren, dass durch Inflation und weil eben generell alles teurer wird, die Preise schon irgendwie gerechtfertigt sind. Hinzu kommt allerdings das Account-Sharing-Verbot, das die Kosten für den Einzelnen anhebt, und die Tatsache, dass man ohne Werbung mittlerweile mehr zahlt als Premium mal wert war.

Außerdem war Netflix neben Amazon damals der einzige Anbieter. Und es gab durch die Bank weg noch Probemonate. Wir lebten wie Götter im Land, wo einem gebratene Tauben in den Mund flogen und Serien nicht nach einer Staffel abgesetzt wurden!

Filme und Serien, wann wir wollen und ohne Werbung. Das war das Versprechen, mit dem man uns einst lockte. Das war wesentlich komfortabler als, als sich im Free-TV durch Werbeblöcke zu quälen oder für jeden Film oder jede Serie einzeln zu zahlen.

Klar, meine Bibliothek war damit passé, aber wenn Streamingdienste mir so guten Content bieten, wieso nicht zugreifen? Dagegen spräche nur noch die dezent bessere Bild- und Audioqualität einer Disk.

Wie Streaming enttäuschte

Netflix und Co. sind den anderen Anbietern schön in die Parade gefahren, weil auf einmal ein Angebot verfügbar war, das es vorher nicht gab: Zig Titel zu jeder Zeit des Tages gegen einen Obolus.

Und heute? 

Erst kam auf Netflix die Werbung – und die Konkurrenz spickte.

Dann folgte das Account-Sharing-Verbot von Netflix – und die anderen zogen nach.

Schrittweise sind die Streamingdienste zu dem geworden, wogegen sie einst ins Feld zogen.

Es stimmt, wie es im Titel steht: Zeitweise hatte ich fünf Streamingdienste abonniert, um den ganzen Content mitnehmen zu können, der mich interessierte. Logisch, auf Dauer war das teuer, aber im stetigen Wettrennen um die nächste Preiserhöhung ist das heute nicht mehr tragbar.

So viel würde es mich heute monatlich kosten, wenn ich all die Anbieter noch abonniert hätte, die ich damals nutzte:

  • Netflix: 12,99 Euro (Standard ohne Werbung)
  • WOW: 14,98 Euro (Filme und Serien)
  • Amazon Prime Video: 8,99 Euro (ab 2024: 2,99 Euro mehr, wenn man keine Werbung sehen will)
  • Disney Plus: 8,99 Euro (Standard)
  • Crunchyroll: 6,99 Euro (Fan-Abo)

Unterm Strich wären das 52,94 Euro monatlich ohne irgendein Premium-Abo. Bedenkt man, dass ich täglich YouTube nutze, kämen die 5,99 Euro für den Lite-Tarif noch hinzu.

Natürlich sind so viele Dienste auf einmal utopisch. Das weiß ich selbst und das Wechseln zwischen den Anbietern ist eine bewährte Praktik, die ich nun auch verfolge.

Mittlerweile habe ich nur noch einen Streaming-Anbieter dauerhaft abonniert: Crunchyroll. Ich bekomme wöchentlich neue Folge der aktuellen Anime-Season, es gibt keine Werbung und bei animierten Inhalten ist Full-HD wesentlich verschmerzbarer.

Vielleicht waren wir einfach über Jahre hinweg zu verwöhnt. Die Preise waren okay, die Inhalte auch, es gab keine Werbung und man hatte eine echte Alternative zu Pay- und Free-TV und dem Blu-ray-Kauf.

Wir wollten keine Werbung und gucken bei Amazon Freevee alle zehn Minuten 60 Sekunden Anzeigen. Nächstes Jahr sollen wir für Werbefreiheit zahlen, obwohl wir schon monatlich Geld abdrücken. YouTube macht sogar regelrecht Jagd auf Adblocker.

Zu sehen, wie Streaming sich stetig aus Kundensicht verschlechtert, empfinde ich als tragisch. Die Qualität schwankt mittlerweile sehr, auf jedes One Piece kommt ein The Witcher, jede neue Star Wars-Serie ist ein Glücksspiel, wie gut sie schließlich ist.

Dazu fällt mir das berühmte Zitat von Obi-wan aus Star Wars Episode 3 ein, das ohnehin mittlerweile ein Meme geworden ist:

Du warst der Auserwählte! Es hieß, dass du die Sith vernichten würdest, und nicht, dass du dich ihnen anschließt! Du würdest die Macht ins Gleichgewicht bringen und nicht ins Dunkel stürzen!

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Ich will’s nicht beschwören, aber Streamingdienste befinden sich gefühlt auf dem absteigenden Ast. Mehr Zahlen für Werbung und mehr Zahlen für gute Qualität. Welchem Anbieter überweist ihr monatlich Geld? Seid ihr einem Dienst seit Jahren treu? Oder holt ihr euch Netflix immer dann, wenn sich einige Serien und Filme angesammelt haben?

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