Christian Pfeiffer kann es einfach nicht lassen: Auch nach seinem Abgang als Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) wettert der wohl streitbarste Kriminologe Deutschlands gegen Videospiele - und sieht nach den Terroranschlägen von Paris einen eindeutigen Zusammenhang, dem nur mit der ebenfalls kontrovers diskutierten Vorratsdatenspeicherung beizukommen ist.
Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland in einer aktuellen Pressemeldung berichtet, könnten die Terroristen sich beispielsweise in virtuellen Welten wie der von World of Warcraft bewegen und dort ungestört und unauffällig ihrer Terrorplanung nachgehen:
"Die Terroristen könnten sich als virtuelle Figuren in Onlinespielen wie »World of Warcraft« an einem bestimmten Ort als Gruppe getroffen und die Anschläge in Paris geplant haben."
Und das sei durchaus clever, schließlich hätten Sicherheitsbehörden hier kaum bis gar keine Kontrolle und andere Spielergruppen seien zumeist abgelenkt und würden derartige Aktivitäten gar nicht erst mitbekommen.
Mit derartigen Vermutungen steht Pfeiffer immerhin nicht allein da: Auch der belgische Innenminister Jan Jambon sieht in Videospielen eine Gefahr. Terroristen könnten etwa über das PlayStation Network ungestört miteinander kommunizieren, schließlich sei die Verschlüsselung der PlayStation 4 für sämtliche Geheimdienste nur schwer zu knacken.
Sony wehrte sich anschließend gegen derartige Verdachtsmomente. Aber auch andere Spiele wurden in den Dunstkreis terroristischer Verschwörungen gerückt. So unterstellte das US-Magazin Forbes sogar Super Mario Maker und Call of Duty das Potenzial, als unabhörbares Kommunikationswerkzeuge für die Planung von Anschlägen dienen zu können - schließlich könne man dort ja Botschaften aus Münzen platzieren oder in eine virtuelle Wand schießen.
Pfeiffer geht allerdings noch einen Schritt weiter: Der pensionierte Kriminologe glaubt dem Bericht zufolge auch, dass sich junge Muslime über gewaltverherrlichende Computerspiele im Internet radikalisieren könnten. Das Spielen von Shootern und Actionspielen führe zudem zu einer Enthemmung beim Töten. Eine These, die der 71-Jährige in der Vergangenheit bereits häufiger vorgebracht hat - unter anderem bei diversen Amokläufen.
"Es ist durchaus denkbar, dass die Attentäter von Paris vor den Anschlägen virtuell das Töten trainierten und sich daran berauscht haben."
Allerdings hat der Niedersache auch gleich eine Lösung parat: Wo Überwachung durch den Staat und die Kontrolle der Spielercommunity versagten, könne man den Terroristen und ihren Verschwörungen nur noch durch Vorratsdatenspeicherung beikommen.
Auch diese These dürfte jedoch weithin kritisch gesehen werden. Immerhin merkte erst im vergangenen April die Bundesdatenschützerin Andre Voßhoff an, dass sich die Vorratsdatenspeicherung nicht mit dem Grundgesetz vereinbaren lässt. Die Bundesregierung ließ sich davon freilich nicht abhalten: Ein entsprechendes Gesetz wurde im Oktober 2015 eingeführt.
Bei den Terroranschlägen von Paris am 13. November 2015 kamen mindestens 132 Menschen ums Leben. Viele weitere wurden verletzt.
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