Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich das erste Mal The Bazaar gespielt habe: Es war die Formel aus Roguelike, Auto-Battler und Deckbuilder, die mich sofort gepackt hat. Wochenlang habe ich mich durch die Closed Beta gekämpft, Builds ausprobiert, alle Spielkarten auswendig gelernt – und dann bekam ich sogar die Gelegenheit, Reynad, den Kopf hinter dem Projekt, persönlich zu interviewen.
Was er mir damals zur Monetarisierung erzählte, klang wie Musik in meinen Ohren: Kein Pay2Win, faire Progression, Monetarisierung fast ausschließlich über Kosmetik. Ich habe ihm geglaubt und war mir sicher, mein nächstes Spiel gefunden zu haben, in dem ich die 1.000-Stunden-Marke knacke. Ein Fehler, wie sich zunächst herausstellen sollte.
Große Versprechen, wenig dahinter
Im Interview versprach mir Reynad, dass The Bazaar niemals in die Pay2Win-Falle tappen würde. Ich habe diese Aussagen mitgenommen, sie in meinen ersten Artikel geschrieben und euch präsentiert – voller Überzeugung, dass hier endlich jemand aus den Fehlern anderer gelernt hat.
Doch kaum ging die Open Beta im März live, fühlte ich mich regelrecht vor den Kopf gestoßen.
Die Liste der problematischen Mechaniken war lang und schmerzhaft:
- Neue Kartensets wurden als Teil eines kostenpflichtigen Battle Pass ins Spiel gebracht, konnten für viel Geld aber auch direkt gekauft werden.
- Ein 10-Dollar-Monatsabo wurde eingeführt, das den Fortschritt beschleunigte. Der kostenlose Fortschritt wurde drastisch verlangsamt.
- Jede Spielrunde im Ranked-Modus kostete ein Ticket (etwa 1 Dollar).
- Neue Charaktere waren hinter massiven Grindwänden versteckt.
Besonders bitter für Fans und Beta-Tester: Viele hatten das Spiel bereits monatelang gespielt, bevor diese aggressiven Mechaniken eingeführt wurden. Einige hatten garantiert zusätzliches Geld in das Spiel investiert, um die Entwickler zu unterstützen. Das Gefühl, betrogen worden zu sein, machte sich breit. Die Monetarisierung fühlte sich an, als würde sie nur darauf abzielen, bereits gefangene Spieler auszupressen.
Die Reddit-Community und viele Content Creator waren außer sich: Unter ihnen auch der deutsche YouTuber Maxim, der seinen Frust über die Entwicklung zum Ausdruck brachte:
Ich hab das Spiel supported, gefeiert und mich auf etwas Großes gefreut. Doch jetzt? Pay2Win und harte Monetarisierung – ich spiel's nicht mehr.
Statt die Sorgen der Community ernst zu nehmen, verschlimmerte Reynad die Situation noch mit eigenen Aussagen. Die Entwickler schienen die Kritik abzuschmettern und behaupteten teilweise sogar, dass eine ständig verärgerte Community eigentlich ein gutes Zeichen sei.
Für jemanden, der jahrelang gegen die Monetarisierungspolitik von Blizzard gewettert hatte, war das ein bemerkenswerter Sinneswandel – und für mich persönlich ein herber Vertrauensbruch. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, und ich fragte mich ernsthaft, ob The Bazaar überhaupt noch zu retten war.
12:09
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Die Rettung in letzter Minute
Und dann, fast über Nacht, kam die Wende. Nach wochenlangem Shitstorm und massivem Druck aus der Community ruderte das Team zurück und die Monetarisierung wurde komplett überarbeitet: Der Battle Pass ist jetzt vollständig kostenlos, Expansions lassen sich einfach durchs Spielen freischalten, und wer mal eine Season verpasst, bekommt die Inhalte am Ende automatisch geschenkt.
Die Progression wurde zudem deutlich beschleunigt, tägliche Tickets für den Ranked-Modus gibt es gratis, und der Fokus liegt nun tatsächlich auf kosmetischen Items statt auf Gameplay-relevanten Inhalten.
Diese Änderungen haben The Bazaar nicht nur gerettet, sondern tatsächlich besser gemacht als je zuvor. Die Progression fühlt sich endlich fair an, der Grind ist motivierend statt frustrierend, und das Spiel kann wieder mit seinem eigentlichen Kern glänzen: cleveren Builds, spannenden Runs und einer Community, die Lust auf Tüfteln und Experimentieren hat.
Ja, ich fühlte mich von Reynad angelogen. Ja, ich kam mir als Spieler und Journalist eine Zeit lang richtig dumm vor.
Aber am Ende zählt, was aus The Bazaar geworden ist: Ein Paradebeispiel dafür, wie Entwickler auf die Community hören können – zumindest, wenn der Druck groß genug ist. Die Monetarisierung ist jetzt so fair, wie sie zu Beginn versprochen wurde. Das Spiel selbst ist aktuell besser denn je, und ich kann es endlich wieder mit gutem Gewissen empfehlen.
Ob The Bazaar damit das Vertrauen der Community langfristig zurückgewinnt? Das bleibt abzuwarten. Aber eines steht fest: Wer jetzt einsteigt, bekommt ein faires, motivierendes und verdammt gutes Spiel – ganz ohne das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden.
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