There is No Game gehört für mich auf die Liste der 100 besten Story-Spiele

Meinung: Mary kann mit unserem Ranking der 100 besten Story-Spiele gut leben, allerdings vermisst sie einen ganz besonderen Geheimtipp.

Es gibt keine perfekte Topliste. Und eigentlich gehört es schon fast zur Tradition unserer großen Rankings, dass nach der kompletten Veröffentlichung irgendein Redakteur, freier Autor und jemand von euch fragt, ob wir alle noch ganz knusper sind. 

Jetzt bin ich mal diejenige, die sich das Monokel aufsetzt, den imaginären Schnauzer zwirbelt und die Nase in die höhe reckt und fragt: Liebe Kollegen: Wie konntet ihr denn nicht There is No Game: Wrong Dimension in die Top 100 wählen? Laut unserer Auswertung hat das Spiel es während der Abstimmung nicht mal im Ansatz in die Nähe von Platz 99 geschafft. 

Und das, obwohl hinter dieser Fassade eines Nicht-Spiels ein ganz fantastisches Adventure mit so viel Witz und tollen Ideen steckt. Ich bin so angefressen wie bei Verspätungen der deutschen Bahn, dass es nirgends in unserem Ranking auftaucht, weil es neben cleveren Rätseln auch eine wirklich schöne Geschichte erzählt. Ehrlich, irgendwo zwischen Platz 100 und 80 wäre locker dafür Platz gewesen!

Klar, auf den ersten Blick sieht There is No Game auch eher wie ein lustiges Gameplay-Experiment, als wie ein Story-Kleinod aus. Daher kann ich meinen lieben Kollegen keinen allzu großen Vorwurf machen und nutze die Gelegenheit lieber, um euch zu erzählen warum There is No Game für mich nicht nur ein fantastisches Spiel ist, sondern gleichzeitig auch eine fantastische Geschichte erzählt.

Natürlich halten wir uns nicht an die Anweisungen des Spiels. Wer sind wir denn? Natürlich halten wir uns nicht an die Anweisungen des Spiels. Wer sind wir denn?

Es gibt kein Spiel - wirklich?

There is No Game ist, wie der Titel schon sagt, eigentlich kein wirkliches Spiel. Zumindest, wenn ihr dem Erzähler glauben wollt, der mit aller Macht versucht, euch von diesem Fakt zu überzeugen. Wie jeder gute User hört ihr aber nicht auf die Stimme der Vernunft und klickt fröhlich durch das Menü. Irgendwo muss doch - oh.

Das Ausrufezeichen verliert seinen Punkt und während sich der Erzähler noch darüber beschwert, spielen wir bereits Pong mit dem Ausrufezeichen und zerstören Stück für Stück die Umgebung. Naja, wird schon passen - nur die Stimme aus dem Off findet das alles nicht so lustig. So beginnt ein Katz- und Maus-Spiel zwischen uns und dem Spiel, also dem Nicht-Spiel, ihr wisst schon …

Wer sich noch nicht so wirklich vorstellen kann, wie genau das im Spiel funktioniert, findet die Antwort im Trailer:

There is No Game: Wrong Dimensions - Trailer zeigt euch bestimmt keinen Adventure-Spaß Video starten 2:15 There is No Game: Wrong Dimensions - Trailer zeigt euch bestimmt keinen Adventure-Spaß

Nach guter alter Point&Click-Manier kämpfen wir uns durch Spracheinstellungen, Desktops und andere Spiele, bis endlich das Erzfeind auftaucht - jede gute Story braucht einen. Der heißt in diesem Fall Mr. Glitch und setzt unsere Zerstörungsriege fort. Nur katapultiert er uns direkt in eine andere Dimension, die stark nach LucasArts-Adventure aussieht und aus der wir mit denselben Tricks entkommen müssen wie schon zuvor: Wir nutzen alles, was wir finden können, reißen Menüleisten aus dem Spiel und schlagen Löcher in die Dimensionen.

Irgendwas geht immer kaputt. Irgendwas geht immer kaputt.

Es gibt (k)eine Story

Durch das Dimensionshopping erleben wir nicht nur eine, sondern gleich mehrere kleine Geschichten. Helfen wir beispielsweise erst Sherlock Holmes und seinem treuen Gefährten Watson, stehen wir in der nächsten Dimension Link zur Seite. Dabei werden wir immer wieder vom Erzähler begleitet, zu dem wir langsam aber Sicher eine Freundschaft entwickeln. 

There is No Game: Wrong Dimension hat an sich also keine epische Geschichte mit Wendungen à la The Sixth Sense oder Fight Club. Es gibt keine riesigen Charakterentwicklungen oder beeinflussbare Entscheidungen, wie ihr es vielleicht von Life is Strange oder Disco Elysium kennt und trotzdem gehört der Geheimtipp für mich zu meinen persönlichen Story-Highlights aller Zeiten. 

Alte Rätselscheiben Na, wer von euch spielt heute noch alte Klassiker und sucht die Dinger verzweifelt auf dem Dachboden?

Zelda Okay, Link hat hier keine blonden Haare. Der Rest kommt aber hin!

Lucas Arts Durch das zerstörte Glas eines alten Röhrenfernsehers geht's direkt zurück in die Kindheit.

Warum? Weil es auf so clevere Art und Weise mehrere Geschichten ineinander webt, die über das Spiel selbst hinausgehen. Ähnlich wie eine Matroschka-Puppe haben wir kleine Geschichten wie das Schicksal von Sherlock und Watson, mittlere Erlebnisse wie die Reise durch die Dimensionen und große Meta-Storys wie unsere eigene nostalgische Reise durch über 30 oder gar 40 Jahre Gamingkultur. Von Pong und Pac Man über Lucas Arts bis hin zu Zelda und Entwickler Evergreens wie Lass den Bug in Ruhe

Klar, ihr könnt jetzt auch argumentieren, dass das Ganze eher die Erzählweise anstelle der eigentlichen Story ist, die ich so famos finde. Für mich persönlich greifen beide Bereiche aber wie Zahnräder ineinander: Ohne eine packende Erzählung wirkt die beste Story nicht und umgekehrt. Vielleicht müsst ihr There is No Game auch erst ausprobieren um zu begreifen, warum ich dieses Konzept so toll finde. 

Lecker CPU In dem kleinen Profil versteckt sich ein Hinweis für ein Rätsel und eine ganze Handvoll Anspielungen.

Oh, ein Zahnrad! Das können wir doch gebrauchen! Gleich mal abschrauben.

Glücklicherweise gibt es die (sehr kurze) Jam Edition von 2015 gratis und die ausgefeilte Wrong-Dimension-Version mit etwa fünf Stunden Spielzeit für gerade mal 13 Euro auf Steam. Wer Lust auf eine etwas unkonventionelle Story hat, gerne durch die Nostalgie-Brille schaut und dem Rätselraten und Über-Den-Tellerrand-Hinaus-Schauen nicht abgeneigt ist, kann hier beherzt zugreifen. Vielleicht wird es ja auch eines eurer Story-Highlights.

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