Toxische Communitys: »Der alltägliche Wahnsinn, dem Entwickler ausgesetzt sind«

In seinem Gastbeitrag erläutert der Spiele-Entwickler Chris Kramer, was Communitys heutzutage so toxisch macht, und wirbt für gegenseitiges Verständnis.

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Die Entwickler von Apex Legends haben Mitte August einen Kardinalfehler begangen: Sie haben ihre Community kritisiert. Natürlich nicht pauschal alle Spieler, aber Kritik an Einzelnen ist automatisch auch Kritik am Kollektiv. Dabei sollte man sich doch vielleicht fragen, ob man wirklich mit allen in einen Topf geworfen werden will, oder doch lieber etwas differenzierter an die Sache herangehen möchte.

Vorneweg, Spieler als »ass-hats«, oder »dicks« zu bezeichnen, ist weder professionell noch angebracht, ich möchte das in keinster Weise rechtfertigen. Mein Ziel besteht lediglich darin, zwischen Gamern und Entwicklern zu vermitteln, indem ich für beide Seiten Verständnis erzeuge. Und das bedeutet auch Verständnis für den alltäglichen Wahnsinn, dem wir als Entwickler ausgesetzt sind.

Denn in der Tat ist es so, dass die Entwickler von Apex Legends einfach nur gesagt haben, was so ziemlich jeder mir bekannte Entwickler denkt.

Der Autor
Chris Kramer leitet das Ulmer Entwicklerstudio Digitalmindsoft, das gemeinsam mit den ukrainischen Kollegen von Best Way an der Men of War-Serie arbeitet. Diese Idee zu diesem Gastbeitrag entstand aus einer Diskussion zwischen Chris und GameStar, die wir noch vor dem Release des neuen Men of War: Assault Squad 2 - Cold War geführt haben. Chris ist es explizit wichtig, dass sich dieser Kommentar nicht auf die User-Reviews zu Cold War bezieht, sondern auf die Spiele-Releases davor.

Es geht hier keineswegs um einen einzelnen, entgleisenden Producer, der fürchterlich frustriert ist und seine Contenance verloren hat. Es geht um einen Producer, der sagt, was hinter geschlossenen Türen jeden Tag, meist weniger freundlich, gesagt wird. Ich würde sogar behaupten, dass hier jemand sein Team schützen wollte, weil es unter dem psychischen Druck massiv leidet. Dieser Druck kann interne Gründe haben, wie einen Publisher oder Geldgeber, der im Nacken sitzt, oder einfach nur mangelnde Umsätze, um Gehälter zu bezahlen.

Kommt zu diesem Druck noch ein externer Faktor wie Community-Mitglieder, die sehr deutlich ihre Unzufriedenheit äußern, nachdem man gerade 60 Stunden pro Woche daran gearbeitet hat, das Spiel besser zu machen, dann ist das der endgültige Todesstoß für die eigene Motivation.

Man wird aus beiden Richtungen erdrückt, und dabei kann nichts Gutes herauskommen. Und falls doch, dann zu einem Preis, der seine Quittung in der Zukunft hat: Burnout.

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Steam trägt eine Mitschuld

Gaming-Communitys sind in den letzten Jahren sehr viel toxischer geworden. Dies liegt unter anderem am Aufstieg der sozialen Medien, der generell den Ton in der Gesellschaft hat verrohen lassen. Es liegt aber auch an Plattformen wie Steam, die ihren Kundenfokus von den Entwicklern zu den Spielern gewechselt haben.

Als die Online-Distribution noch in den Kinderschuhen steckte, taten die Plattformen fast alles, um Entwickler davon zu überzeugen, ihr Spiel im Online-Shop anzubieten. Doch heute ist das Wachstum dieser Plattformen so enorm, dass ein einzelner Entwickler in der Spieleflut oft nicht einmal mehr auffällt.

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