Nach über 70 getesteten Fernsehern: So kalibriere ich meine TVs – und ihr könnt es auch ohne professionelle Hilfe

Mit entsprechenden Testbildern könnt ihr die Bildqualität ganz ohne aufwändige Hard- und Software zu Hause anpassen.

Mithilf von Testbildern holt ihr mehr aus eurem TV heraus. (Bild: rgvc - adobe.stock.com) Mithilf von Testbildern holt ihr mehr aus eurem TV heraus. (Bild: rgvc - adobe.stock.com)

Ob man seinen TV vom Profi kalibrieren lassen sollte, darüber scheiden sich die Geister. Eine große deutsche Elektrofachhandelskette verlangt dafür zwischen 99 Euro und 199 Euro.

Allerdings könnt ihr euren Fernseher auch relativ leicht allein zu Hause einstellen – und zwar mit entsprechenden Testbildern. Ich zeige euch, wie es geht und worauf ihr achten müsst.

Ich nehme ein Colorimeter hier bewusst heraus. Die wenigsten haben ein solches Gerät zu Hause und mit Testbildern kann so gut wie jeder von uns arbeiten.

Das heißt allerdings auch, dass die Methode keine professionelle Kalibrierung ersetzt. Wenn ihr also auf hundertprozentige Akkuratesse setzt, solltet ihr selbst mit einem Colorimeter Hand anlegen oder einen Experten anheuern. Trotzdem könnt ihr anhand der Bilder einiges an Qualität aus eurem Display herausholen.

So kalibriert ihr euren TV schnell und einfach mittels Testbildern

Am besten besorgt ihr euch entsprechende Testbilder vorab. Die findet ihr im Internet per Bildersuche oder als mehrstündige Videos sogar auf YouTube. Sucht einfach nach »TV Testbilder« und dem Parameter, den ihr anpassen wollt, zum Beispiel Schwarzwert, Kontrast oder Schärfe. Im Verlauf des Artikels zeige ich euch immer, wie ein solches Beispielbild aussehen kann.

Alternativ findet ihr Testbilder für alle Parameter bei Burosch sowie detaillierte Erklärungen und Vergleiche, wie es am Ende auszusehen hat (oder nicht auszusehen hat).

Am besten zieht ihr alle eure Testbilder auf einen USB-Stick oder ein anderes Speichermedium, schließt es an den Fernseher an und ruft die Bilder über die Medienwiedergabe auf.

1. Wählt das richtige Preset

Bevor ihr mit der eigentlichen Kalibrierung beginnt, wählt zuerst ein geeignetes Preset aus. Die akkuratesten für Filme heißen je nach Marke und Modell:

  • Movie
  • Film
  • Cinema
  • Kino
  • Filmmaker

Die Voreinstellungen bieten in der Regel ohne weiteres Handanlegen die höchste Farbtreue und -temperatur. Modi wie »dynamisch« oder »lebendig« bieten sich nicht an, weil sie dazu neigen, Farben zu übersättigen. Weitere Erklärungen habe ich in einem Special zusammengefasst.

2. Farbe und Farbton

Sucht euch über die Google-Bildersuche hierfür beispielsweise das Testbild der Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) heraus und passt die Farbeinstellung an, bis die Balken eine satte Farbe haben, die klar voneinander zu erkennen ist.

Manche Fernseher haben die Möglichkeit, Rot, Blau und Grün als separierte Farben anzuzeigen. Diese Funktion findet ihr in der Regel bei den erweiterten Bildeinstellungen. Dadurch könnt ihr die einzelnen Farbakzente noch feiner einstellen.

Dieses Testbild haben die meisten von euch sicherlich schon einmal gesehen. (Bild: Society of Motion Picture and Television Engineers) Dieses Testbild haben die meisten von euch sicherlich schon einmal gesehen. (Bild: Society of Motion Picture and Television Engineers)

Für die Farbtemperatur nutzt ihr am besten ein Bild mit Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben und -tönen darauf. Alle Personen sollten natürlich aussehen, ohne Rot- oder Blaustich und ohne, dass sich die Hautfarben zu sehr ähneln.

3. Helligkeit und Kontraste

Um Helligkeit und Kontraste einzustellen, könnt ihr entweder dasselbe farbige Testbild wie oben nehmen und die Farbsättigung manuell auf 0 stellen, oder ihr nutzt ein dediziertes Testbild.

Wollt ihr Schwarz- und Weißwerte separat justieren, findet ihr entsprechende Testbilder ebenfalls online. (Bild: Burosch) Wollt ihr Schwarz- und Weißwerte separat justieren, findet ihr entsprechende Testbilder ebenfalls online. (Bild: Burosch)

Per Helligkeit- und Kontrastregler an eurem TV stellt ihr beide Parameter so ein, dass ihr gerade noch alle Abstufungen von Schwarz und Weiß sehen könnt. Sollte das nicht möglich sein, versucht so nah ans Optimum heranzukommen, wie es geht. Wie diffizil euer TV die Kontraste am Ende darstellt, hängt stark vom Modell ab.

4. Schärfe

Ihr solltet euer TV-Bild nicht so scharf einstellen, wie es geht, denn das erzeugt künstliche Ränder um Objekte und Schauspieler und kann zu Artefakten führen.

Nehmt dazu am besten ein Testbild, das verschiedene dünne Linien zeigt oder nutzt ein Bild mit viel Text. Stellt dann die Schärfe Schritt für Schritt so ein, bis die Linien oder Schrift klar lesbar sind, aber geschmeidig aussehen.

Doppelkonturen um Linien gilt es zu vermeiden. (Bild: Burosch) Doppelkonturen um Linien gilt es zu vermeiden. (Bild: Burosch)

Bitte nicht wundern: In der Regel steht der Schärfeparameter im niedrigen einstelligen Bereich oder sogar auf 0.

5. Erweiterte Einstellungen

Bis hierher habt ihr die wichtigsten Parameter schon mal abgedeckt. Die folgenden Punkte betreffen einige erweiterte Optionen, die ich nachfolgend erkläre. Hinweis: Nicht jedes Modell besitzt alle erweiterten Einstellungen.

  • Gamma: Gamma erhöht die Details von Schatten. In den allermeisten Umgebungen bietet sich ein Wert von 2.2 an. Der ist meist sogar als Standard hinterlegt, es kann also sein, dass hier ihr nichts anfassen müsst.
  • Farbtemperatur: Wählt am besten »Warm« (oder »Warm 1«, sollte es mehrere Abstufungen geben) für die genaueste Farbwiedergabe. Darüber hinaus reduziert das den Anteil an blauem Licht, was das Bild nicht nur weniger steril wirken lässt, sondern auch die Augen weniger schnell müde macht. Eine detaillierte Erklärung habe ich für euch in einem Artikel zusammengefasst.
  • Backlight: Nutzt diese Einstellung, um das Bild besser dem Umgebungslicht anzupassen – weniger Backlight für dunkle Räume, mehr Backlight für helle Räume. TVs besitzen oft auch einen Lichtsensor, der das on the fly macht.

Speichert eure Einstellung zum Schluss ab. Manche Modelle besitzen Preset-Profile, wo ihr ein oder mehrere persönliche Bildoptionen abspeichern könnt. Wollt ihr noch etwas tiefer eintauchen, lege ich euch diesen Artikel ans Herz.

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Sucht ihr noch nach dem passenden TV für euch, schaut gerne in unsere Fernseher-Kaufberatung.

Es gibt auch Blu-rays mit Videomaterial zum Einmessen für den Fernseher. An die heranzukommen ist allerdings gar nicht so leicht und verlangt je nachdem einen ordentlichen Preis. Mit unserem Guide und Testbildern seid ihr allerdings für den Anfang gut aufgestellt.

Messt ihr eure Displays bei TV und Monitor ein? Oder nehmt ihr das Bild so, wie es kommt? Schreibt es in die Kommentare.

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