Vivendi lässt nicht locker: Schon seit Monaten bahnt sich eine finale Übernahmeschlacht um den französischen Spielentwickler und Publisher Ubisoft an. Das potenzielle Akquisitionsziel wehrte sich stets nach Kräften, machte öffentlich Stimmung gegen den Verkauf an Vivendi und demonstrierte Geschlossenheit nach außen.
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Aus der Schlacht ist aufgrund des an die Öffentlichkeit getragenen Widerstandes mittlerweile ein eher schleichender Prozess geworden. Immer wieder stockte Vivendi seine Anteile an Ubisoft auf und erhöhte damit den Druck - mittlerweile besitzt der Medien-Konzern rund 25 Prozent der Ubisoft-Aktien.
Zwar betonte Vivendi in der Vergangenheit immer wieder, keine feindliche Übernahme Ubisofts zu planen und verzichtete auch auf einen ihm eigentlich zustehenden Sitz im Aufsichtsrat. Nun gerät das ebenfalls französische Unternehmen aber selbst unter Druck: Der eigene Aktienkurs sank in den vergangenen Jahren konstant um drei Prozent. Die unruhigen Investoren kritisierten zuletzt immer häufiger fehlende Ergebnisse bei der Expansionsstrategie.
Investoren erwarten Ergebnisse von Vivendi
Gut möglich also, dass Vivendi bald in die Offensive gehen muss - und sei es nur, um die eigenen Investoren zufrieden zu stellen. Als potenzielle Übernahmekandidaten gelten deshalb die Werbeagentur Havas, an welcher der Vivendi-Vorsitzende Vincent Bollore 60 Prozent der Anteile hält und die von seinem Sohn geführt wird, und eben Ubisoft.
Und Vivendi plant wohl tatsächlich eine Offensive. Zwei mit der Materie vertraute Insider-Quellen vertrauten der Nachrichtenagentur Reuters kürzlich an, dass der Milliardär unbedingt noch 2017 die zweite Phase der Umgestaltung von Vivendi zum führenden europäischen Medien-Konzern starten will. Die angeblich logische Folge: Die Übernahme von Ubisoft.
"Vivendi tritt in die zweite Phase ein, all das wird noch dieses Jahr passieren. Die logische Folge wäre es, Ubisoft zu kaufen. "
Guillemot-Widerstad als Problem
Als Problem könnte sich jedoch weiterhin der massive Widerstand der Guillemots erweisen. Ubisofts Gründerfamilie hält selbst 19 Prozent der Anteile und sicherte sich auf der letzten Aktionärsversammlung die Unterstützung anderer Großinvestoren.
Für Vivendi könnte die Übernahme deshalb ziemlich kostspielig werden - und den beiden Insidern zufolge ist Bollore nicht bereit, die Akquisition zu jedem Preis durchzuführen. Zumal eine überteuerte Ubisoft-Übernahme den Investoren nicht unbedingt leicht zu erklären wäre.
Vivendi vs. Guillemot-Familie
Zur anhaltenden Übernahmeschlacht zwischen Vivendi und Ubisoft gibt es noch eine Vorgeschichte: Im Frühsommer 2016 übernahm Vivendi den Mobile-Giganten Gameloft - ohne Vorankündigung und vor allem ohne die Zustimmung der Firmenleitung. Besonders pikant: Gameloft (CEO & Gründer: Michel Guillemot) befand sich ebenso wie Ubisoft aktuell (gegründet von den fünf Guillemot-Brüdern, aktueller CEO: Yves Guillemot) unter der Leitung und im mehrheitlichen Besitz der Guillemot-Familie. Gut möglich, dass die Brüder schon bald komplett ohne die von ihnen über Jahrzehnte aufgebauten Firmen dastehen. Und kein Wunder, dass sie sich nach dem Gameloft-Verlust vehement gegen dasselbe Schicksal für Ubisoft wehren.
Die beiden Reuters-Quellen glauben deshalb, dass Vivendi sich im Zweifel alternativ auf dem chinesischen Markt nach geeigneten Übernahmezielen umsehen könnte. Es bleibt also weiterhin spannend.
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